Mitten im RamadanMuslime veranstalten Großdemo gegen Terror in Köln
Köln – Berlin, London, Manchester, Paris, Brüssel, Istanbul: kaum eine Woche ohne Anschläge. Viele Muslime haben sich dennoch lange Zeit gegen die Erwartungshaltung der Mehrheitsgesellschaft gewehrt, auch die Muslime selbst mögen explizit gegen den islamistischen Terror aufstehen.
Zu selbstverständlich war es für sie offenbar, dass ihre Welt und ihr Islam nichts damit gemein haben. Und zu wenig drangen entsprechende, durchaus vorhandene Erklärungen von muslimischen Verbänden ins öffentliche Bewusstsein.
Doch jetzt hat sich der Wind gedreht: Mit einem Friedensmarsch wollen Muslime aus ganz Deutschland am kommenden Samstag, 17. Juni, mitten im Ramadan in Köln ein mächtiges Zeichen setzen gegen jeglichen Terrorismus im Namen des Islam.
Man will den Terroristen zeigen: „Nicht mit uns“
Zu der Großdemo, die mit einer Auftaktveranstaltung ab 14 Uhr auf dem Heumarkt beginnt und dort nach einem Zug durch die Innenstadt auch enden soll, werden laut Veranstaltern mehr als zehntausend Menschen erwartet. Die Terroristen nutzten perverserweise oft gerade den heiligen Monat Ramadan für ihre abscheulichen Taten, heißt es im Aufruf. „Deshalb bietet sich der Monat ganz besonders an, um auf die Straße zu gehen und ihnen aus voller Kehle entgegen zu rufen: »Nicht mit uns. Ihr gehört nicht dazu! Ihr seid nicht wir und wir sind nicht ihr!«“
Organisatoren der Großdemo sind die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor (siehe „Manchester hat das Fass zum Überlaufen gebracht“) sowie der muslimische Friedensaktivist Tarek Mohamad, der die Veranstaltung angemeldet hat. Mohamad hatte bereits vor einem Jahr mit einem Appell gegen Hass über seine Facebook-Seite für Aufsehen gesorgt.
Der jetzige Aufruf findet breite Unterstützung
Schon damals brachte er die Idee zu einer Demo in Köln auf. Sein Aufruf bekam zwar fast 140 000 Likes, doch eine Demo wurde nicht daraus – trotz wiederholter Forderungen, zuletzt vom Konzertveranstalter Marek Lieberberg nach dem Terroralarm bei „Rock am Ring“.
Der jetzige Aufruf aber findet nun breite Unterstützung von Muslimen, aber auch von Initiativen wie „Arsch huh“ und „Köln stellt sich quer“. „Wir haben schon bisher jeden Anschlag aufs Schärfste verurteilt. Wenn diese Initiative dazu beiträgt, dass dies künftig auch in der breiten Öffentlichkeit besser wahrgenommen wird, wäre ich sehr glücklich“, sagte Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Ob die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion den Aufruf auch offiziell unterstützt, werde kommende Woche im Vorstand beraten. Die Vorsitzende der IG Keupstraße, Meral Sahin, wird auf der Kundgebung eine Rede halten. „Selbstverständlich unterstützen wir die Initiative. Wir sind entsetzt und trauern, nach jedem Anschlag. Aber wenn das die Mehrheit nicht mitbekommt, müssen wir das deutlicher sagen.“ „Eigentlich“, so Sahin, „ist das eine Demo von Muslimen für Christen. Damit sie uns verstehen.“