MöbelAuf der Jagd nach Klassikern

Im Geschäft „Lux366“ versammelt Markus Pinkner seine Design-Klassiker.
Copyright: Peter Rakoczy Lizenz
Köln – Wenn Markus Pinkner über Glücksmomente in seinem Leben nachdenkt, fällt ihm beispielsweise die Wohnung jener älteren Dame im Bergischen ein, die gar nicht wusste, was für ein Schatz in ihrem Wohnzimmer stand, weil darauf seit Jahren die Katzendecke lagerte. Unter eben dieser den berühmten „Egg Chair“ des dänischen Designers Arne Jacobson zu entdecken, war für den 42-jährigen Kölner eines jener Highlights, die nicht allzu oft vorkommen.
Seit Jahren beschäftigt sich der gelernte Bankkaufmann in seinem Nebenberuf mit dem Ankauf und Verkauf von Design-Klassikern des 20. Jahrhunderts. Dabei legt er Wert auf die Feststellung, dass man in seinem seit zwei Jahren bestehenden Laden „Lux 366“ nur originale und lizenzierte Versionen findet und keine Nachbauten oder Fälschungen.
Ein Jäger und Sammler
Pinkner gehört offenbar von klein auf zur Gattung der Jäger und Sammler. Bevor er sich jedoch auf Möbel und Leuchten verlegte, waren es amerikanische Zapfsäulen, alte Arztmöbel oder auch in die Jahre gekommene Vespa-Roller. Im Alter von etwa Mitte zwanzig stellte sich ihm im Zusammenhang mit der eigenen Wohnung die Frage nach der Einrichtung, und da wusste Pinkner sofort, dass er keine 08/15-Möblierung wollte. Da sein schmaler Geldbeutel und der Wunsch nach etwas Besonderem nicht ohne Weiteres zu vereinbaren war, begann er nach guten gebrauchten Stücken Ausschau zu halten.
Auf seiner Lieblingsinsel Langeoog entdeckte er sein erstes Design-Objekt, den Freischwinger von Verner Panton aus den 1970er Jahren. Irgendwann nahm seine Sammelleidenschaft eine solche Dimension an, dass ihm praktisch nichts anderes übrig blieb, als ein Gewerbe anzumelden. Er begann mit einem Online-Handel, stellte aber schon nach kurzer Zeit fest, dass ihm das anonyme Geschäft wenig Spaß machte.
„Viele Leute bauen zu diesen Klassikern eine Beziehung auf“
Genauso, wie der Mann, der 40 Jahre lang auf einem bestimmten Sessel gesessen hat, gerne wissen möchte, an welchem Ort das gute Stück in Zukunft steht, war es auch Pinkner wichtig, einen echten Austausch mit seinen Kunden zu pflegen. „Viele Leute bauen zu diesen Klassikern eine Beziehung auf. Das sind Möbelstücke, die einen eine lange Etappe begleiten und zum großen Teil eine Geschichte haben.“
Eine der häufigsten Fragen, die der 42-Jährige hört, ist die nach der Herkunft der Objekte. Er kaufe aus Nachlässen und Insolvenzen, sagt er. Außerdem gebe es Märkte und Börsen. Generell gehe er überwiegend danach, was ihm selber gefalle. Dabei sei eine gewisse Patina völlig in Ordnung; denn sie mache viele Teile sogar noch schöner. Er nehme jedoch nichts, was richtig abgewohnt sei.
Leihgaben im Museum für Angewandte Kunst
Teilweise kaufe er inzwischen sogar seine eigenen Sachen zurück. Einigen seiner Objekte, die er vor Jahren verkauft hat, trauert er inzwischen nach, „weil man die in dem Zustand nicht mehr bekommt“. Das gilt beispielsweise auch für den Kaktus von Gufram (Design Guido Drocco und von Franco Mello), bei dem die Limitierung von 2000 Stück abgelaufen ist.
Pinkner freut sich, dass im Museum für Angewandte Kunst Leihgaben von ihm stehen, und dass die anderen Kölner Anbieter von hochwertigen Gebrauchtmöbeln „einen entspannten Umgang“ miteinander pflegen, was wohl auch daran liege, dass jeder ein wenig anders aufgestellt sei. Bei ihm gebe es beispielsweise nicht nur Bauhaus-Klassiker oder Sachen, die nicht mehr gebaut werden, sondern auch skandinavische Entwürfe und viel im Kunst-Bereich.