150 Pakete am Tag, fast keine HundebisseKölner war 45 Jahre lang Paketzusteller
Köln-Dellbrück – Gut 45 Jahre war Peter Bohmann Paketzusteller bei der Deutschen Post. Über den ganzen Zeitraum hinweg hat er seinen Beruf mit viel Elan ausgeübt. In den Ruhestand startet der 65-Jährige aber ebenso motiviert. Seine 22.000 Schritte pro Arbeitstag will er auch in Zukunft beibehalten.
„Bewegung“, meint er, „ist das Ein und Alles.“ Zunächst aber wird er seinen Dienst bis zum letzten Tag hinter dem Steuer verbringen. Selbst dem Ausstand mit seinen Kollegen am morgigen Donnerstag geht ein ganz normaler Arbeitstag voran.
Aus einem Jahr sind 46 Jahre geworden
„Eigentlich wollte ich ja Elektriker werden“ erzählt der in Alsdorf aufgewachsene Peter Bohmann. Sein Vater, selbst bei der Post tätig, überredete ihn nach der Bundeswehr schließlich zum Einstieg bei seinem Arbeitgeber. „Nur ein Jahr wollte ich bleiben“, sagt Bohmann, „nun sind fast 46 Jahre daraus geworden“. In Köln trat er 1977 seine vermeintlich vorübergehende Tätigkeit an, der Liebe wegen ist er dortgeblieben.
„In Köln lernte ich meine Frau kennen“, erinnert sich Peter Bohmann. Sie war, wie konnte es anders sein, auch bei der Post. Zügig wurde geheiratet und nach drei Jahren im Innendienst mit Schulungen im letzten Jahr legte Bohmann 1980 seine Prüfung ab. Nur einen Tag vor dem Aus für die Verbeamtung im einfachen Dienst unterschrieb er seinen Arbeitsvertrag und ging sofort in den Zustelldienst.
„Ich bin gern unter Leuten und mein eigener Herr“, erläutert Peter Bohmann die Vorzüge seines Paketzusteller-Alltags. Start ist allmorgendlich an der Zustellbasis in Köln Deutz.
Dort stehen um acht Uhr bereits alle Pakete fertig sortiert in einem Rollbehälter bereit. „Dann scanne ich sie und verteile sie so in meinen Lieferwagen, wie ich fahre,“ erklärt Peter Bohmann. Seinen Handscanner und das mobile Navigationssystem „Mona“ schätzt er als zeitgemäße Unterstützung bei der Arbeit.
Zwei Toiletten augeliefert
„Ich liefere ungefähr 150 Pakete pro Tag, das sind etwa 3500 Pakete im Monat. Wenn man die alle zusammenlegen würde, wäre das ein riesiger Haufen“, sinniert Bohmann. Während des Lockdowns hatten die DHL-Paketzusteller noch mehr Internet-Bestellungen zu bewältigen, doch neben Desinfektionsmitteln und freien Tests sorgte die Post auch für Hilfspersonal zur Entlastung ihrer Fahrer. Peter Bohmann hat schon Geschirrspüler und Betten geliefert, das Skurrilste seien aber zwei Toiletten gewesen, meint er.
Fast keine Hundebiss
Er genießt das Feedback der Kundschaft, mit negativen Erfahrungen kann er nicht dienen. „Die Kunden sind alle nett und man spürt die Anerkennung“, erzählt er. Selbst die Tierwelt war ihm meist freundlich gesonnen. Bis auf ein einziges Mal ist er von Attacken bisswütiger Hunde verschont geblieben. „Ein kleiner Pinscher hat mich in die Wade gebissen“, erinnert er sich. Mit einem kräftigen Bein-Schüttler habe er sich aber schnell aus der misslichen Lage befreit. Ergiebiger sind da schon Bohmanns Anekdoten über abenteuerliche Begebenheiten aus dem menschlichen Umfeld.
Als Favorit nennt er die Konfrontation mit einem unbekleideten Herrn. Von einer Kundin hatte er einen Wohnungsschlüssel zur sicheren Paketzustellung während ihrer Abwesenheit erhalten. „Eine Woche ging das gut. Als ich dann samstags die Tür öffnete, um ein Paket abzustellen, sprang mir plötzlich ein völlig nackter Mann entgegen. Er regte sich furchtbar auf und schrie, wie ich in seine Wohnung gekommen wäre. Zum Glück war seine Frau auch zuhause und konnte ihn beruhigen.“
Kölner Paketzusteller war in der Harald Schmidt Show
Weniger kontrovers verlief sein Auftritt in der Harald Schmidt Show. Eine Mitarbeiterin war auf den Paketzusteller aufmerksam geworden und empfahl ihn Harald Schmidt als Jack-Nicholson-Double. Schmidt engagierte Peter Bohmann prompt für den Dreh einiger Szenen und stellte ihn sogar live während der Show als Nicholson vor.
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Gefreut hat sich Peter Bohmann auch über die Teilnahme an einer Corona-Live-Schalte mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2020. Neben ihm als Vertreter der Post wurden eine Lehrerin und eine Gemeindeassistentin zur Corona-Situation befragt und vom Bundespräsidenten für ihren Einsatz gelobt. Eine Einladung nach Berlin und ins Schloss Bellevue folgte im August 2021. Nie hätte er sich träumen lassen, einmal mit dem Bundespräsidenten sprechen zu können.
„Man muss mit Menschen umgehen können“, lautet sein Geheimnis für ein zufriedenes Arbeitsleben. Seiner Pensionierung sieht er gelassen entgegen. Als passionierter Radler und Bergwanderer macht er sich um seine Fitness keine Sorgen.
Und seiner Reise-Leidenschaft frönt er ebenfalls weiter. Direkt nach Übergabe der Urkunde für stolze 45 Jahre bei der Post und der Verabschiedung durch die Kollegen wird er sich gen Bayern zu Tochter und Enkelkind aufmachen.