Bauprojekt nach Protest abgeblasenMülheimer Nachbarn retten ihren Innenhof
Mülheim – Die Aktiven der IG Bauvorhaben Noellstraße jubeln. Ihr zwei Jahre währender Kampf um eine grüne Insel in ihren beiden mit Bäumen bestandenen Innenhöfen wurde von Erfolg gekrönt. Der neue Eigentümer der von ihnen bewohnten Mietshäuser wollte hier eigentlich zwei neue Wohnblocks bauen. Diese Pläne wurden von der Stadt erst teilweise in Frage gestellt und jetzt in Gänze abgelehnt. Die Bezirksvertretung Mülheim hatte sich zunächst dafür ausgesprochen, nur einen Teil neu geplanter Wohnungen zu bauen.
Entscheidung gegen Blockbebauung
Nun legte der Stadtentwicklungsausschuss nach und lehnte die Blocks im Innenbereich mehrheitlich ab. „Wir sind alle sehr erleichtert und freuen uns ein Loch in den Bauch“, jubelte Mieterin Heike Towae, eine der Sprecherinnen der Initiative. Nachdem der Rat 2017 die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens beschlossen hatte, plante die Eigentümerin vieler Wohnungen – der dänische Immobilienfonds Ejendomsselskabet Nordtyskland Kommanditaktieselskab A/S - im Bereich nördlich und südlich der Noellstraße zwischen Bredemeyerstraße und Rixdorfer Straße den Bau von weiteren Wohnungen. Dafür werden einige der bestehenden Mehrfamilienhäuser um eine Etage mit Wohnungen aufgestockt.
Zwei Blocks mit 44 Wohnungen waren geplant
Außerdem wollte der Investor auf jedem der beiden Innenhöfe je einen Block mit je vier Etagen und insgesamt 44 Wohnungen errichten. Gegen den Bau dieser Blocks wehrten sich die Mitglieder der IG – Mieter sowie Eigentümer benachbarter Immobilien mit zahlreichen Eingaben. Ihr Ziel war seitdem der Erhalt der mit alten Bäumen bestandenen grünen Oasen der Innenhöfe. „Während der Hitzewelle 2019 war es in unserem Hof bis zu zehn Grad kühler als in der Umgebung“, begründete Towae wiederholt die Forderung. Neben dem Argument Mikroklima brachte die IG Befürchtungen zum Ausdruck, dass viele Wohnungen durch die Blocks nicht mehr ausreichend Tageslicht bekämen oder der Verkehr zu stark zunehme.
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Stadt gibt Bedenken der Nachbarn recht
„Einige der Bedenken, die aus der Anwohnerschaft vorgebracht wurden, bestätigten sich auch aus fachlicher Sicht, woraufhin im Rahmen von Gutachten geprüft wurde, wie mit den einzelnen Konflikten umzugehen ist“, räumte die Stadt nun gegenüber der Bezirksvertretung und dem Stadtentwicklungsausschuss ein. Sie schlägt Vorgaben für die weitere Bearbeitung des Bebauungsplanentwurfs vor mit dem Ziel, „dass in den benachbarten Mietwohneinheiten gesunde Wohnverhältnisse gewahrt werden.“ Ähnlich sah es auch Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs: „Ich hatte schon immer Bauchschmerzen, dass die Bebauung der Innenhöfe mehr Nach- als Vorteile bringt.“ Nun fühle er sich bestätigt.Die Stadtverwaltung wies die entscheidenden Gremien auf mehrere Konfliktpunkte hin, die nun zu beachten seien.
Erhalt des Mikroklimas im Wohngebiet
Dazu gehören ausreichende Besonnung der umliegenden Wohnungen, größere Herausforderungen durch Starkregen, wenn noch mehr Fläche versiegelt ist, die Änderungen des Mikroklimas im Wohngebiet und andere. Alle diese Argumente könnten dazu führen, dass nur knapp die Hälfte der Wohnungen gebaut werden dürfte. „Vor diesem Hintergrund gilt es kritisch zu prüfen, ob der Aufwand eines Bebauungsplanverfahrens und das Ergebnis in Form der Anzahl der gebauten Wohneinheiten in einem angemessenen Verhältnis stehen, sollte sich die Anzahl der Wohneinheiten halbieren“, gab die Stadt zu bedenken. Die Bezirksvertretung bat daraufhin den Stadtentwicklungsausschuss die Verwaltung zu beauftragen, den Bebauungsplan wie vorgeschlagen auszuarbeiten, jedoch mit einer Änderung: Dass nur der nördliche Baukörper realisiert wird. Auf den südlichen solle verzichtet werden. Der Stadtentwicklungsausschuss wiederum entschied nach der Devise alles oder nichts: „Das bestehende Planungsrecht wird beibehalten, sodass eine Bebauung der Blockinnenbereiche unzulässig bleibt.“