Einwohner Dünnwalds und angrenzender Stadtteile beklagen Belästigung durch tieffrequente Töne. Das Umweltamt sieht keinen Handlungsbedarf.
Schlaflos im rechtsrheinischen KölnEin Brummen lässt Anwohner verzweifeln
Äußerst irritiert reagieren etliche Dünnwalder und der angrenzenden Stadtteile auf das Vorgehen des Umweltamts. Alle haben eines gemeinsam: Sie leiden unter Geräuschen mit sehr tiefen Frequenzen, die ihnen schlaflose Nächte bereiten. Noch im vergangenen Jahr hatte das Amt nach umfangreichen Messungen bescheinigt, dass es diese Geräusche wirklich gibt. Nun forderte es die Betroffenen auf, die Belästigung mittels Handyvideo selbst nachzuweisen.
Im Kölner Nordosten geht es weder romantisch noch lustig zu, sondern etliche Bewohner sind einfach nur genervt: Seit etwa einem Jahr werden sie häufig von fast unhörbaren Geräuschen geweckt, die sie fast um den Verstand bringen. „Es ging im September 2022 los: Geräusche wie ein Kratzen, das manchmal in einen Brummton übergeht“, berichtet Renate Litzkow aus der Odenthaler Straße. Oft höre sie die Geräusche nicht nur in ihrer Wohnung, sondern auch draußen – sogar im Wald. Es handle sich um Frequenzen um die 20 Hertz – für viele nur unterschwellig wahrnehmbar.
70 Menschen leiden unter mysteriösen Geräuschen in Köln-Dünnwald
Als auch noch andere Nachbarn sich beklagten, wandte sie sich an das Umweltamt. Das bescheinigte ihnen im Februar 2023, dass diese Geräusche nachgewiesen, deren Quelle aber nicht ermittelt werden konnte. Das Landesumweltamt (Lanuv) sollte für weitere Untersuchungen einbezogen werden. Litzkow wiederum richtete ein Online-Portal ein, in dem sich andere Betroffene melden können. Deren Zahl ist inzwischen auf mehr als 70 angewachsen.
Doch im Dezember flatterte bei den Betroffenen ein neues Schreiben des Umweltamts ins Haus. Litzkow: „Darin wurde uns mitgeteilt, dass es keine Überschreitung der Grenzwerte gebe, und wir wurden aufgefordert, Handyvideos von diesen Brummtönen aufzuzeichnen und einzusenden.“
Betroffene sehen Beweislast auf ihrer Seite kritisch
„Ich habe mich daraufhin an das Forschungszentrum für Elektro-Magnetische Umweltverträglichkeit der Uniklinik der RWTH Aachen gewandt und die sagten mir, Handyaufnahmen seien Quatsch“, berichtet Alexandra Naß aus Rath-Heumar, die ebenfalls unter diesen Tönen leidet. Sie und andere haben dennoch Aufzeichnungen gemacht. Aber sie fragen sich, wie diese ausgewertet werden sollen. Christiane Zeymer aus Stammheim, die diese Töne ebenfalls wahrnimmt, nahm dagegen nicht an dieser Aktion teil: „Das ist doch reine Beschäftigungstherapie.“
„Die in den schutzwürdigen Räumen der von Ihnen oben genannten Beschwerdeführerin durchgeführten Messungen haben zu keinem Zeitpunkt eine Überschreitung der gültigen Immissionsrichtwerte innerhalb geschlossener Räume zur Nachtzeit von 25 Dezibel ergeben“, teilte die Stadt auf Anfrage mit.
Die Überprüfung von Aufnahmen auf dem Handy diene in einem ersten Schritt der Feststellung, ob bei den aufgezeichneten Geräuschen eine Frequenz mit einer Auffälligkeit vorliegt, was zu weiteren Prüfungen führen würde. Das übernehme dann ein Fachexperte mit hochtechnologischen Mitteln. Die Landesbehörde sei ebenfalls einbezogen worden: „So wurde das Abhören der Tonspuren und die Frequenzanalyse der eingereichten Videoaufnahmen vom LANUV durchgeführt.“