Katharina und Johann Wirotius aus Köln haben sich am 30. Juni 1948 das Ja-Wort gegeben. Im Gespräch erzählen sie von den letzten 75 Jahren.
Kölner Paar feiert 75. Hochzeitstag„Jeden Abend nehme ich meine Frau in den Arm und wir schlafen gemeinsam ein“
Es ist diese besondere Art, wie sich Katharina und Johann Wirotius anschauen, die Selbstverständlichkeit sich gegenseitig zu halten, weil beide schon etwas wackelig auf den Beinen sind, und die kleinen Küsse, die Johann Wirotius seiner Frau gibt, wenn er denkt, dass gerade keiner hinschaut.
Es sind Bruchteile, die Außenstehende zu sehen bekommen, Bruchteile von dem tiefen Vertrauen und der innigen Liebe, die die 93-jährige Katharina Wirotius und der 95-jährige Johann Wirotius füreinander verspüren müssen. Eine Liebe, die genau vor 75 Jahren, am 30. Juni 1948, mit einer Hochzeit symbolisch besiegelt wurde.
Ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Köln kennengelernt
Kennengelernt haben sich die beiden Kölner zwei Jahre zuvor. 1946, ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, arbeiteten die damals 16-jährige Katharina und der damals 18-jährige Johann Wirotius beim Carlswerk in Köln-Mülheim und stellten Schneebesen und andere Küchengeräte her.
„Da lernte ich ein nettes, junges Mädel kennen, das jetzt hier neben mir sitzt“, sagt Johann Wirotius. Er sei glücklich über diese Begegnung gewesen, denn schon im ersten Augenblick habe er gedacht: „Oh ja, das ist die Richtige für mich“, erzählt der Kölner. „Sie hat mich immer so angeguckt und ich war ganz versessen von ihr.“ Das herzhafte Lachen seiner Frau sagt in diesem Moment mehr als jedes Wort. „Irgendjemand muss ja den ersten Schritt machen“, sagt Katharina Wirotius.
Nur kurze Zeit später nahm die damals 16-Jährige ihren ganzen Mut zusammen und küsste ihren Arbeitskollegen auf die Wange. „Da hab ich zu mir gesagt: Das ist die Frau deines Lebens“, sagt der 95-Jährige. „Und das hat sie jetzt mehr als bewiesen.“
Denn seit diesem Tag im Jahr 1946 sind die beiden Kölner unzertrennlich. „Stunden, Minuten waren wir zusammen“, sagt Johann Wirotius. Für beide war es die erste große Liebe, die ersten Schmetterlinge im Bauch, ein Gefühl der Unbefangenheit.
Kölner Paar hatte in 75 Jahren Ehe auch Schwierigkeiten
Doch mit der Entscheidung, das Leben gemeinsam verbringen zu wollen, kamen auch schwierige Zeiten, erinnert sich Johann Wirotius. „Wir hatten keine Wohnung, wir waren ja nicht mehr bei den Eltern. Wir haben in einer Gartenlaube gewohnt. Im Winter war es bitterkalt, hatten kaum Essen.“
Zu diesem Zeitpunkt war Katharina Wirotius schon schwanger. Ihren Sohn Hans Peter, der 1948 geboren wurde, wickelten die jungen Eltern in alte Mäntel ein. „Es war sehr hart“, erinnert sich Johann Wirotius. Doch das Paar hatte sich, und die damals 17- und 19-Jährigen beschlossen, zu heiraten. Es war eine unspektakuläre Hochzeit, erinnert sich Katharina Wirotius. „Wir sind zum Standesamt gefahren und danach wieder nach Hause.“
Umso ereignisreicher waren aber die nächsten 75 Jahre. Denn kurz nach Hochzeit „ging es aufwärts“, sagt die 93-Jährige. Ihr Ehemann fand immer wieder gute Jobs, sodass sie 1953 in eine kleine Mietwohnung am Mülheimer Ring ziehen konnten. Ein Jahr zuvor machte Tochter Marion die Familie komplett. Und rund zehn Jahre später übernahm das Ehepaar das Haus von Johann Wirotius Eltern in Köln-Höhenhaus, in dem das Paar auch heute noch wohnt.
Das Leben der Kölner war geprägt von gemeinsamen Reisen, vor allem nach Tirol in Österreich, um dort zu wandern. Von zahlreichen Feiern mit Freunden, vom Schunkeln beim Karneval, von Besuchen der Spiele des FC Viktoria Köln und von Johann Wirotius großem Hobby, der Brieftaubenzucht.
„Doch es gab auch mal Zeiten, da haben wir uns gestritten“, sagt Katharina Wirotius. Doch die Auslöser seien meistens die Kinder gewesen, meint die 93-Jährige und kann heute darüber lachen. Nur manchmal schimpfe ihr Mann mit ihr, wenn sie wieder zu viel im Haushalt macht, doch „mir gefällt trotzdem alles an ihr.“
Rückblickend, so sagt das Ehepaar, hatten sie ein gutes Leben. Sie waren immer gesund und haben mit heute fünf Enkeln und acht Urenkeln immer viel Trubel im Haus. Doch abends im Bett sind es wieder nur die beiden Kölner, die sich vor 75 Jahren das Ja-Wort gegeben haben. „Jeden Abend nehme ich meine Frau in den Arm und wir schlafen gemeinsam ein“, sagt Johann Wirotius. Eine Geste, die die tiefe Verbundenheit der beiden ganz ohne Worte beschreibt.