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Hölderlin-GymnasiumEltern fühlen sich von der Stadt Köln getäuscht

Lesezeit 3 Minuten
Das Hölderlin-Gymnasium wird abgerissen und neu gebaut. Foto: Schäfer

Das Hölderlin-Gymnasium wird abgerissen. Um den neuen Standort gibt es Streit.

Eltern des Hölderlin-Gymnasiums kritisieren in einem Protestbrief die Verwaltung. Sie wollen den Neubau an ihrem angestammten Standort und sehen Signale dafür, dass die Stadt ganz andere Pläne vorantreibt.

Die Schulgemeinschaft am Hölderlin-Gymnasium ist empört. In einem Protestschreiben kritisiert sie die Verwaltung und wendet sich zugleich in einem offenen Brief an die Vertreter aller Fraktionen. Man wirft der Stadt gezielte Desinformation vor: „Rat, Ausschuss, Schulgemeinde und Öffentlichkeit wurden seit drei Jahren getäuscht“, konstatiert der Sprecher des Arbeitskreises Schulneubau Hölderlin-Gymnasium, Jan Hopmann. Hintergrund ist die nun schon seit vielen Jahren schwelende Debatte um Standort und Neubau des sanierungsbedürftigen Gymnasiums. Nachdem die Stadt der Schule 2019 mitgeteilt hatte, dass sie wegen des zu geringen Platzangebots für einen Neubau auf zwei Standorte verteilt werden solle, hatte sich die Schule erfolgreich gewehrt und auch die Politik hinter sich gebracht.

Machbarkeitsstudie für das Hölderlin-Gymnasium wurde noch in keinem Ausschuss vorgelegt

In einem einstimmigen Beschluss votierte 2021 der Schulausschuss dafür, dass das neue Hölderlin-Gymnasium an einem einzigen Standort an der dortigen Graf-Adolf-Straße erstellt werden solle. Die Verwaltung wurde beauftragt, eine „tiefergehende Machbarkeitsstudie“ erstellen zu lassen für den kompletten Neubau des Gymnasiums am alten Standort. Auf Anfrage des Kölner Stadt-Anzeiger hieß es dazu Ende Juli, die Machbarkeitsstudie habe ergeben, dass das erforderliche Bauvolumen für einen Neubau am selben Standort bau- und planungsrechtlich nicht genehmigungsfähig sei. In einem Ausschuss vorgelegt wurde sie allerdings bislang nicht.

Nun findet sich die Studie auf der Tagesordnung des nächsten Schulausschusses. Sie trägt allerdings das Datum „Planungsstand 2019, nicht fortgeschrieben“ und entspricht auch inhaltlich dem damaligen Stand. „Es wurde nach mehr als einem Jahr Wartezeit schlicht eine alte Studie als Ergebnis geliefert“, kritisiert der AK Neubau Hölderlingymnasium. Parallel dazu wurde laut AK Neubau die Schulleitung vor kurzem darüber informiert, dass die Schule komplett auf ein Grundstück an der Holweider Straße umziehen solle und an dem derzeitigen Standort an der Graf-Adolf-Straße eine Grundschule entstehen solle. Der Standort an der Holweider Straße ist in direkter Nachbarschaft des Genoveva-Gymnasiums.

Dass diese Variante in der Machbarkeitsstudie auch noch den Obertitel „Gymnasium/Gesamtschule“ trägt, macht die Schulgemeinschaft zusätzlich stutzig. „Wir haben die Sorge, dass aus dem Gymnasium perspektivisch eine Gesamtschule werden könnte“, sagt Hopmann. Überhaupt finden die Eltern das Vorgehen der Stadt irritierend. Die Studie sei bewusst zurückgehalten worden, vermuten sie. Schließlich fänden sich in der Studie, die drei Optionen aufzeigt, zwei Planungsansätze, die zeigten, dass ein Verbleib am angestammten Standort möglich sei.

Eltern schlagen einen Bau mit reduziertem Flächenvolumen vor

In ihrem Brief an die schulpolitischen Sprecher bitten die Eltern den Schulausschuss, er möge in seiner Novembersitzung beschließen, die Verwaltung zu einer alternativen Planung der Schule am angestammten Standort anzuweisen. Und zwar einmal mit dem vorgegebenen Bausoll und alternativ mit einem reduzierten Flächenvolumen von 90 Prozent: „Mit dieser Variante könnte die Schule ohne weiteren Zeitverzug geplant werden.“ Genau das ist für die Stadt der Knackpunkt: Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie entspreche dem, was der Schule stets kommuniziert wurde, hieß es auf Anfrage.

„Der Neubau an der Graf-Adolf-Straße ist nur mit reduziertem Raumprogramm oder Verringerung der Zügigkeit möglich“. Die Stadt wolle aber für das Hölderlin ein zukunftsfähiges Gebäude mit ausreichend Räumen, so dass sie in ihrer Zügigkeit dauerhaft genehmigungsfähig sei. Die Verwaltung denke sehr wohl in mehrere Richtungen: Neben der Fläche an der Holweider Straße laufe auch eine Bauvoranfrage zur Prüfung, welches Gesamtvolumen am jetzigen Standort Graf-Adolf-Straße möglich wäre.

Das über 100 Jahre alte Hölderlin-Gymnasium wartet seit zwölf Jahren auf eine Sanierung. Nachdem zehn Jahre quasi nichts passiert war, hatte sich 2019 dann herausgestellt, dass die in die Jahre gekommene Schule so marode ist, dass nur Abriss und Neubau in Frage kommen.