Am Wochenende fand das Bernd Best Turnier in Holweide statt. 24 Teams aus 10 Nationen traten im Rollstuhlrugby gegeneinander an.
„Rollstuhlkontakt ist erwünscht“Eins der größten Rollstuhlrugby-Turniere der Welt findet in Köln statt
In der Sporthalle der Gesamtschule Köln-Holweide waren am Wochenende fliegende Bälle zu sehen, Sportgeist zu spüren und aneinander knallende Rollstühle zu hören. Wild, schnell, ruppig. „Körperkontakt ist grundsätzlich nicht erlaubt, Rollstuhlkontakt hingegen ist erwünscht“, erklärt Christian Götze die Quintessenz des Rollstuhlrugbys. Er trat am Wochenende mit den Cologne Alligators beim 21. Bernd Best Turnier an.
Köln als Ort für die Mutter aller Rollstuhlrugby Turniere
Es ist eins der größten Rollstuhlrugby Turniere der Welt. 62 Spiele in drei Leistungsklassen fanden an drei Tagen in Köln statt. 200 Menschen, 24 Teams aus zehn Nationen traten an. Alters- oder Geschlechtseinschränkungen gibt es nicht. „Das A&O ist, Sport für jede und jeden zu ermöglichen“, sagt Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes Nordrhein-Westfalen, die zur Turniereröffnung gekommen ist. „Und noch inklusiver als hier geht es ja nicht.“
Inklusion stehe an erster Stelle, erklärt Ümmügül Yiliz, Turnierleiterin und Vorsitzende des „Rollstuhlclub Köln e.V.“ (RSC Köln). Seit 1972 richtet der RSC Köln das Turnier aus, das bis 1999 noch ein Basketballturnier war. Der Vereinsgründer Bernd Best hatte damals die Vision, Öffentlichkeit für Rollstuhlbasketball zu schaffen. Nachdem diese Vision erfüllt schien, beschloss der Verein, das Turnier in ein Rugbyturnier umzuwandeln.
„Der Sport ist für Menschen gemacht, die extrem stark eingeschränkt sind“, erzählt Spieler Christian Götze, „und er ist so ausgelegt, dass jedes Team Spielerinnen und Spieler mit unterschiedlichen Behinderungen hat“.
Bewusstsein für Rollstuhlsport schaffen
Jede, jeder wird deshalb einer Klassifizierung zugeteilt – von 0,5 bis 3,5. Je niedriger die Zahl ist, desto stärker ist die körperliche Beeinträchtigung. Gemeinsam darf das vierköpfige Team auf dem Feld dann maximal acht Klassifizierungspunkte haben.
Und dann geht es darum, den Ball kontrolliert über die Punktelinie zu bekommen. Dabei geht es ähnlich grob zu wie beim Fußgängerrugby. Die Spielerinnen und Spieler, versuchen sich auszutricksen, spielen Pässe, decken sich und knallen aneinander. Immer wieder gibt es Reifenwechsel. Und zwischen den Spielfeldern wärmen sich schon die nächsten Spielerinnen und Spieler auf. Es ist eine familiäre Atmosphäre.
„Im Prinzip läuft es auch nicht viel anders als bei Fußgängerturnieren“, erklärt Turnierleiterin Ümmügül Yiliz. Hauptsächlich sei darauf zu achten, dass die Halle barrierefrei ist. „Der einzige große Unterschied ist, dass wir weniger Publikum haben.“ Das sei das größte Problem. Der Gesellschaft fehle das Bewusstsein für Menschen mit Behinderung.
„Mit dem Turnier wollen wir dieses Bewusstsein schaffen“, sagt Yiliz, „denn wenn Menschen uns auf der Straße sehen, ist das häufig, das einzige, was sie sehen. Dabei ist das bloß ein Attribut. Wir können Eltern sein, Lehrer und Lehrerinnen, Künstler und Künstlerinnen, Sportler und Sportlerinnen“.