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FreizeitsportRugby ist ein Vollkontaktsport für Teamspieler – ein Selbstversuch

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit einem Ball in der Hand wird hochgehoben.

Schnelle Beine und gute Augen sind beim Rugby gefragt.

Im Rugby kommt es auf das Miteinander, aber auch auf schnelle und ausdauernde Beine an – ein Sport für jedes Körpermaß.

Rugby ist nichts für Menschen, die nicht gern im Matsch landen. Das wird jedem schnell klar, der in diesen Tagen die Spiele der Rugby-Weltmeisterschaft in Frankreich verfolgt. Für diejenigen, die sich trotzdem an dem Sport versuchen, kann es sich aber lohnen: Rugby ist schnell, koordinativ anspruchsvoll und überzeugt mit einem Teamgeist, den es so bei anderen Mannschaftssportarten nicht gibt. Ein Selbstversuch.

Unsere Sportkleidung ist wie Segeltuch.
Stefan Schmitz, Vorsitzender des Rugby Clubs

Die Kleiderordnung ist das Erste, was ich im Vereinsheim des Rugby Club Hürth in Kendenich kennenlerne. Wenn ich auf den Platz will, brauche ich Stollenschuhe, eine kurze Hose und ein Rugby-Shirt. Das ist im Grunde nichts anderes als ein reißfestes Poloshirt. „Unsere Sportkleidung ist wie Segeltuch“, erläutert Stefan Schmitz, Vorsitzender des Rugby Clubs. „Weil es manchmal auf dem Platz etwas härter zugeht.“

Wer jetzt aber glaubt, beim Rugby rennen ausschließlich 100-Kilo-Hünen ineinander, liegt falsch. Es gibt ein paar Jugendliche beim Training, manche Spieler sind dünn und groß, andere kräftig und klein. Kurz: Rugby ist ein Sport für jedes Körpermaß. Der größte Teil des heutigen Trainings besteht darin, zu laufen und zu passen. Ganz wichtig: Weil Rugby ein Teamsport ist, laufen wir immer zu fünft los.

Beim Rugby zählt Zusammenhalt

Wenn ich meinen Nachbarn nicht im Blick behalte, landet der Ball beim Passen schon mal auf dem Boden. Doch die Rugby-Spieler haben eine pragmatische Lösung für das Problem gefunden: Sie sprechen miteinander. Die Spieler rufen etwa „hier“ oder „links“, wenn sie auf sich aufmerksam machen wollen. „Zusammenhalt ist beim Rugby oberste Prämisse“, sagt Schmitz. „Wenn schwache Spieler gut zusammenhalten, sind sie stärker als eine Top-Mannschaft aus Einzelgängern.“

Rugby ist ein Vollkontaktsport. Nach langen Laufpartien wird es dementsprechend etwas härter. Schmitz hält sich ein riesiges Polsterkissen vor den Oberkörper, in das ich mit dem Ball in der Hand hineinlaufe. Dann lasse ich mich auf den feuchten Rasen fallen und passe den Ball zum Spieler hinter mir. Und auch der klassische Tackle steht auf dem Trainingsplan. Hier laufen wir mit der Schulter voran in den Bauch des Mitspielers, umklammern Hüfte oder Beine. Damit sich niemand verletzt, kommt auch hier wieder ein Polsterkissen zum Einsatz.

Hürther Rugby-Club stellte in den 1990ern Nationalspieler

Viele erinnert Rugby an American Football. Und doch gibt es gewaltige Unterschiede. Deutlich wird das beim Passen: Footballer werfen den Ball mit einer Hand nach vorn. Rugby-Spieler werfen den Ball mit beiden Händen – und spielen ihn immer nach hinten. Rugby ist außerdem viel flüssiger. Es gibt nicht nach jedem Spielzug eine Pause. Ursprünglich war in Deutschland Rugby die populärere von beiden Sportarten.

Den Rugby-Club Hürth gibt es bereits seit 1960. Insofern kann er locker mit vielen Fußballvereinen in der Region mithalten. Im Vereinsheim erinnern Bilder an alte Erfolge, an die Zeit in der Bundesliga, an Freundschaftsspiele gegen internationale Topmannschaften. Noch in den 1990ern stellte der Rugby-Club viele deutsche Nationalspieler. Aktuell haben die Hürther etwa 100 Mitglieder, die Hälfte davon spielt aktiv. Als Teil der Spielgemeinschaft Rheinland ist die Mannschaft derzeit in der Regionalliga NRW.

Der Traum des Vorstands ist es, neue Mannschaften aufzubauen. „Mein erstes Rugby-Bundesligaspiel habe ich mit 13 gesehen. Danach bin ich von diesem Sport nie wieder losgekommen“, sagt Schmitz. „Wir hoffen, dass wir auch anderen den Spaß an diesem Sport vermitteln können.“ Die Hürther trainieren donnerstags um 19 Uhr im Rugby Center an der Buschstraße. Willkommen sind Männer und Frauen, Erwachsene und Jugendliche. Sie sollten schnell und ausdauernd laufen können.


Die Serie

Ultimate Frisbee, Fußballgolf, Parcours — im Rhein-Erft-Kreis gibt es eine ganze Reihe ungewöhnlicher und auch skurriler Sportarten. In unserer Serie zu Freizeitsportarten stellen wir einige von ihnen vor. Die nächste Folge erscheint am kommenden Mittwoch, 11. Oktober. (maf)