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Kaserne in Köln-DellbrückSpannende wechselvolle Geschichte

Lesezeit 3 Minuten

Ein Teil der Kasernenanlage

Dellbrück – Neues aus der ehemaligen Moorslede-Kaserne an der Bergisch Gladbacher Straße in Dellbrück. Im Rahmen einer Feierstunde weihten am Wochenende Mitglieder des Fördervereins gemeinsam mit Mitarbeitern des Zollkriminalamtes, einer Abordnung des Dellbrücker Bürgervereins und interessierten Bürgern eine Denkmaltafel vor dem Haupteingang des Geländes ein. Dort ist die fast 80-jährige Geschichte der Kaserne dokumentiert. Neben sachlichen Informationen, historischen Fotos und einer Übersicht über das Gelände, ist auf der Tafel eine Chronik mit der unterschiedlichen Nutzung der Anlage dargestellt.

Alexander Kierdorf (r.) informierte die Besucher über die fast 80-jährige Geschichte der ehemaligen Kasernenanlage.

Öffentliches Interesse

Jürgen Drees, Vorsitzender des vor zwei Jahren gegründeten Fördervereins, sprach bei seiner Begrüßung von einem „ersten Schritt“, um das Wissen dieser besonderen Liegenschaft mit der Öffentlichkeit zu teilen. Denn aus historischen, orts- und architekturgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen, bestehe ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung der Kasernenanlage.

Gesellschaftsbild der 1930er und 1940er Jahre

Nach einer kurzen Ansprache des Vizepräsidenten des Zollkriminalamtes, Werner Turek, ging der Bauhistoriker und Denkmalschützer Alexander Kierdorf, der maßgeblich für den Inhalt des Textes verantwortlich ist, auf die bewegende Geschichte der ehemaligen militärischen Anlage ein. „Der gänzlich unter Denkmalschutz stehende Komplex, ist die einzige, geschlossene und komplett erhaltene Kasernenanlage Kölns“, sagte der Wissenschaftler. „Nicht alle Baudenkmäler müssen unbedingt attraktiv und nicht zwingend schön sein“, meinte Kierdorf. Die Dellbrücker Anlage spiegele jedoch eindrucksvoll das Gesellschaftsbild der 1930er und 1940er Jahre wider. Bei einer Führung über das rund 14 Hektar große Gelände, konnten sich die rund 40 Besucher einen Eindruck über die Truppenunterkünfte und den Nutzbauten der ehemaligen „Hermann-Göring-Kaserne“ der Wehrmacht machen. Nachdem sich die belgischen Truppen, die nach Kriegsende in die Kaserne einzogen, 1992 zurückgezogen und die Anlage geräumt hatten, zogen 1994, noch während der Sanierung der Bauten, die ersten Abteilungen des Zollkriminalamtes (ZKA) ein.

In der alten Wagenhalle soll eine moderne Schießanlage entstehen.

Räume baufällig und Heizung war defekt

Heute teilen sich die rund 1000 Beschäftigten des ZKA die Räumlichkeiten mit etwa 200 Mitarbeitern der Bundespolizei. „Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, wie das hier damals ausgesehen hat“, sagte Drees, der 1997 als Einsatzleiter einer Spezialeinheit des Zollfahndungsdienstes nach Dellbrück zog und nun dem Personalrat des ZKA vorsteht. Es sei keine Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagte der Beamte. „Die Heizung lief nicht, die Räume waren baufällig und ständig mussten wir wegen der Sanierungsarbeiten die Büros oder Gebäude wechseln.“ Schritt für Schritt wurden die einzelnen Gebäude unter der Berücksichtigung des Denkmalschutzes saniert. Doch ganz abgeschlossen sind die Baumaßnahmen bis heute nicht. Ein großes Projekt befinde sich aktuell am Ende seiner Planung, sagte Drees. „Neben einem Trainingszentrum ist eine moderne Schießhalle in den ehemaligen Wagenhallen und Werkstätten der Kaserne vorgesehen.“ Ein Gästehaus mit Schulungsräumen und 41 Zimmern soll auf dem Gelände an der Bergisch Gladbacher Straße entstehen.

Ausstellungsstück im ZKA: Zigarettenschmuggel mit Ruderboot.

Im Ausstellungsraum der Behörde, in dessen Foyer eine Asservaten-Ausstellung anschauliche Beispiele für sichergestellte Schmugglerware, geschützte Tiere oder gefälschte Markenprodukte zeigt, präsentierte ZKA- Mitarbeiter Andreas Krückeberg den Besuchern einen Film, der die Aufgaben seiner Behörde anschaulich darstellte. Zum Schluss wies Krückeberg auf die Möglichkeit von öffentlichen Führungen auf dem Zollgelände hin, die der Förderverein wieder ab dem kommenden Frühjahr organisiert. Aufgrund der hohen Sicherheitsmaßnahmen müssen sich die Gruppen (bis maximal 20 Personen), beim Förderverein namentlich und mit Geburtsdatum anmelden. Zu berücksichtigen ist, dass die Anlage nicht durchgängig barrierefrei ist. Zu Führungen und weiteren Veranstaltungen informiert der Förderverein auf seiner Website.

www.foerderverein-kaserne-moorslede-ev.de