Köln. Die Bebauung der letzten brachliegenden Fläche des ehemaligen Mülheimer Güterbahnhofs könnte bald beginnen. Nachdem ihn die Fraktionsvorsitzenden der Bezirksvertretung Mülheim in einer Video-Sondersitzung zur Kenntnis genommen hatten, schließen nun die Stadt Köln und der Investor, die Düsseldorfer Firma gentes Schanzenviertel Köln GmbH, den städtebaulichen Vertrag, in dem die Eckpunkte der zu errichtenden Gebäude und Einrichtungen festgelegt sind.
Das Areal, das sich entlang der Keupstraße zwischen der KVB-Haltestelle Keupstraße und der Schanzenstraße erstreckt, umfasst etwa 3000 Quadratmeter. Wo früher unter anderem die Betriebsfeuerwehr von Felten & Guilleaume angesiedelt war, besteht heute ein großflächiger Parkplatz für Mitarbeiter von Firmen und Einrichtungen aus dem Carlswerk.
Der Investor hat vor, hier etwa 300 bis 340 Wohnungen zu bauen. Darüber hinaus ist eine Ansiedlung des Einzelhandels, ausreichende Parkmöglichkeiten – auch zum Ausgleich für die wegfallenden Parkplätze – eine Freifläche sowie das geplante Denkmal für den NSU-Anschlag in der Keupstraße, geplant. Allein für letzteres steht eine Fläche von 550 Quadratmetern zur Verfügung.
„Viele der Forderungen, die unsere Bezirksvertretung im vergangenen Dezember gestellt hatte, wurden in den Vertrag aufgenommen“, bewertete Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs die Vereinbarung. So sei der Vorhabenträger verpflichtet, 80 Prozent der oberirdischen Bruttogeschossfläche für Wohnnutzung zur Verfügung zu stellen, davon 30 Prozent öffentlich gefördert. Fuchs: „Uns freut, dass der Investor zwar nicht wie von der Bezirksvertretung gefordert zehn weitere Prozent, aber wenigstens fünf Prozent als preisgedämpften Wohnungsbau umsetzen will.“
Auch Forderungen nach einem Verkehrskonzept oder der Ansiedlung von Einzelhandel sieht er eingearbeitet. Für das Mahnmal stehe ebenfalls eine ausreichende Fläche zur Verfügung. Fuchs: „Nun kommt es darauf an, dass hier, wie von uns favorisiert, ein Vollversorger statt eines Discounters hinkommt und im Verkehrskonzept die komplizierte Situation um die KVB-Haltstelle berücksichtigt wird.“ Winfried Seldschopf, Fraktionsvorsitzender der Grünen, signalisierte ebenfalls Zustimmung: „Wir sind eigentlich zufrieden.“ Auch er wertet es als Erfolg, dass Forderungen wie die nach zusätzlichem bezahlbaren Wohnungen Eingang in den Vertrag fanden.
Nijat Bakis (Linke) allerdings hätte sich gewünscht, dass die Öffentlichkeit noch einmal beteiligt würde, wenn die detaillierten Planungen vorliegen: „Das Grundstück ist eigentlich zu groß, um es ohne Beteiligungsformen zu bebauen.“
Doch sowohl Fuchs als auch Seldschopf verweisen darauf, dass eine Öffentlichkeitsbeteiligung nur dann erfolgen könne, wenn ein neuer Bebauungsplan erstellt werden müsse. Dafür sehe die Stadt aber keinen Anlass. Seldschopf: „Außerdem würde ein Bebauungsplanverfahren das Vorhaben um mindestens drei bis vier Jahre verzögern.“
Der Bezirksbürgermeister sieht trotz der positiven Nachrichten dennoch einen Schwachpunkt des Vertrags: „Alle Vereinbarungen gelten nur mit der Maßgabe, dass der Investor genauso viel umbauten Raum – Kubatur – wie aus dem Flächenkonzept der Bauvoranfrage hervorgeht, auch wirklich errichten kann.“ Dies aber bedeute, dass er Vorgaben der Stadt nicht erfüllen muss, wenn ihm dadurch weniger Fläche für die Vermarktung zur Verfügung steht.