Köln-Mülheim – Mit Beginn des neuen Jahres haben wir den Bezirksbürgermeister von Mülheim zu zentralen Themen für den Stadtbezirk befragt. Norbert Fuchs erläutert, was ihm 2017 besonders wichtig erscheint.
Herr Fuchs, ein ereignisreiches Jahr ist vorbei. Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit für das Jahr 2017?
Eines der wichtigsten Themen wird wieder der Wohnungsbau sein. Dem Mülheimer Süden messe ich dabei, wie schon 2016, große Bedeutung bei. Immerhin sind die Bebauungspläne für alle fünf Teilflächen entweder in Arbeit oder schon rechtskräftig. Mein Wunsch für 2016, dass die ersten Baukräne auf den Euroforen – jetzt heißt das Cologneo I und II – stehen würden, ging ja nicht in Erfüllung. Umso mehr erwarte ich das für 2017.
Gleiches gilt für den alten Mülheimer Güterbahnhof an der Schanzenstraße. In Holweide haben die Bauarbeiten für neue Wohnungen auf dem Gelände der Baumwollbleicherei immer noch nicht begonnen. Auch an der Von-Quadt-Straße in Dellbrück muss endlich begonnen werden, die geplanten Wohnungen zu bauen. Wenigstens das Wohnungsbauprojekt der GAG an der Bergisch Gladbacher Straße macht sichtbare Fortschritte. Mir ist wichtig, dass viel öffentlich geförderter Wohnraum entsteht, in dem auch Flüchtlinge leben können.
Der Verkehr stand im vergangenen Jahr immer wieder im Mittelpunkt vieler Diskussionen. Was erwarten Sie für 2017?
Es kommt darauf an, die Verkehrssituation im gesamten Bezirk zu verbessern oder es zumindest anzugehen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen für mich der Clevische Ring, die Bergisch Gladbacher Straße und die Berliner Straße. Dort müssen wir endlich den Lkw-Transitverkehr wegbekommen.
Vielleicht hilft uns dabei, dass wegen der hohen Schadstoffbelastung am Clevischen Ring eine Klage der EU wegen Vertragsverletzung und der deutschen Umwelthilfe wegen massiver Überschreitung von Grenzwerten anhängig sind. Die Stadt und das Land müssen nun endlich aktiv werden, bis hin zu Fahrverboten. Wir müssen dabei aber sicherstellen, dass der Frachtverkehr innerhalb und aus dem Gebiet des Stadtbezirks heraus weiter funktioniert.
Was den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs angeht, bin ich optimistisch. Für Mülheim Süd ist derzeit ein Verkehrskonzept in Arbeit, das auch eine Stadtbahnlinie von Deutz über die Deutz-Mülheimer Straße bis zum Wiener Platz beinhaltet. Außerdem wachsen die Chancen, dass in Zukunft eine Stadtbahnlinie nach Stammheim, Flittard und darüber hinaus bis Leverkusen gebaut wird – wie es bis 1958 schon einmal eine gegeben hatte. Ich stehe in regelmäßigem Kontakt zum Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath und habe mich bereits mit ihm darüber verständigt.Wir wollen auch anregen, die an der Stadtgrenze endende Stadtbahnlinie 4 bis nach Leverkusen hinein zu verlängern. Wie wir die Überlastung der Bergisch Gladbacher Straße in den Griff bekommen könnten, kann man ja in einem SPD-Antrag an den Verkehrsausschuss vom vergangenen Herbst lesen. Nun bin ich neugierig, was davon umgesetzt wird. Für Holweide brauchen wir ebenfalls endlich ein schlüssiges Verkehrskonzept.
Im vergangenen Jahr wurden im Bezirk viele Flüchtlinge aufgenommen und etliche Turnhallen belegt. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Die Zahl ankommender neuer Flüchtlinge ist ja glücklicherweise zurückgegangen. Umso mehr ärgert mich, dass bis zum heutigen Tag noch vier Turnhallen in unserem Stadtbezirk als Notunterkünfte dienen. Das ist eine unwürdige Art der Unterbringung. Diese Menschen leben teilweise seit mehr als einem Jahr Feldbett an Feldbett, ohne Sichtschutz oder Privatsphäre. Für den Schul- und Vereinssport hat sich das ebenfalls als große Belastung erwiesen. Ich erwarte, dass die Turnhallen nun wirklich schnellstmöglich wieder freigezogen werden.
Was erwarten Sie sich noch vom neuen Jahr 2017?
Wir bekommen mit der bevorstehenden Sanierung der Mülheimer Brücke – voraussichtlich ab Herbst 2017 – eine weitere große Baustelle. Auch hier sehe ich noch viele ungelöste Probleme. Wir haben in der Bezirksvertretung schon darauf hingewiesen, dass ein Pendelbus von und nach Riehl mit großer Wahrscheinlichkeit im Stau stecken bleibt. Also sollen die Stadt und die KVB darüber nachdenken, zwischen der Keupstraße und Deutz eine Entlastungslinie E4 verkehren zu lassen.Während dieser Sanierung wird es aber auch zu größeren Problemen durch den Lkw-Durchgangsverkehr kommen, wenn nicht früher gehandelt wird. Mich freut besonders, dass nach fast einem Jahr die Stelle des Bürgeramtsleiters besetzt wird. Diese wird von Susanne Hohenforst übernommen, die ich sehr schätze. Sie war bisher Büroleiterin beim scheidenden Stadtdirektor Guido Kahlen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihr.
Zur Person
Norbert Fuchs (68) wurde in Opperzau (Sieg) geboren, ist in Buchforst aufgewachsen und lebt in Mülheim. Er ist seit 1981 Mitglied der SPD. 1984 wurde Fuchs erstmals in die Bezirksvertretung gewählt und ist seit 1989 Bezirksbürgermeister von Mülheim.
Mit 26 Amtsjahren ist er der dienstälteste Bezirksbürgermeister Kölns. Bevor er vor etwas mehr als einem Jahr in den beruflichen Ruhestand ging, hat Norbert Fuchs als Leiter des Fachbereichs Gesundheitspolitik bei einem großen Pharma-Unternehmen gearbeitet. Fuchs ist verheiratet, hat zwei Kinder sowie drei Enkel. (aef)