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Trude HerrMülheimer Gesamtschule will sich nach Kölner Schauspielerin benennen

Lesezeit 3 Minuten

Schauspielerin Trude Herr in jungen Jahren

Köln – Straßen und Plätze, Züge und Sonderbriefmarken – es wird nicht wirklich überraschen – sind allemal komischer als unsere heimischen Bildungsanstalten. In Hamburg zum Beispiel gibt es einen Heinz-Erhardt-Park, in Göttingen grüßt der Komiker als Verkehrspolizist vom Denkmalsockel; ja man kann den Komiker sogar in die Hand nehmen, in Gestalt einer Sondermarke – aber ein Schulportal ziert sein Name nicht.

Oder Loriot: Bremen ehrt den Komiker, der dort so lange auf einem roten Sofa saß, mit einem Loriot-Platz. Postum saust Vicco von Bülow auch als ICE durchs Land – an vielen Schulen wird über ihn gelacht, aber keine trägt seinen Namen. Ebenso Karl Valentin: München ehrt seinen größten Komiker mit einem Brunnen auf dem Viktualienmarkt – aber in eine Schule hat er es nicht geschafft. In Köln gibt es gibt einen Willy-Millowitsch-Platz.

Kölns elfte Gesamtschule steht in Mülheim.

Aber mehr als ein Theater hat seinen Namen nie getragen. Was nicht wundert, denn in der Schule beginnt bekanntlich der Ernst des Lebens – und da ist „der Spaß vorbei“, wie es heißt. Aber das soll sich jetzt ändern.

Die elfte städtische Gesamtschule in Mülheim – 2011 gegründet, mit 860 Schülern und 80 Lehrern an zwei Standorten in der Ferdinandstraße und am Rendsburger Platz – will mit einer rheinischen Komikerin vorangehen: mit Trude Herr. Nach interner Abstimmung hat die Schule bei der Stadt Köln beantragt, sich nach Trude Herr (1927-1991) benennen zu dürfen. Das Genehmigungsverfahren läuft und liegt dem „Ausschuss für Schule und Weiterbildung“ vor.

Mülheimer „Powerfrau“

In der engeren Wahl standen auch der Komponist Jacques Offenbach; die im Jahre 1900 in Köln geborene und 1944 im KZ-Auschwitz-Birkenau getötete jüdische Ärztin Lilli Jahn; die Kölner Edelweißpiratin Gertrud „Mucki“ Koch ( 1924 – 2016). Die Entscheidung aber fiel für Trude Herr. Für Schuldirektorin Monika Raabe steht die Sängerin und Schauspielerin für Eigenschaften, die an ihrer Schule mit einem Schwerpunkt auf Kultur gelehrt und gewürdigt werden. Immerhin sei die Gesamtschule als eine von 35 Schulen in Nordrhein-Westfalen als „Talentschule“ ausgezeichnet worden. Und am Mittwoch voriger Woche wurde das Siegel „Schule gegen Rassismus“ freudig entgegengenommen. Auch das passt.

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Trude Herr „war eine Powerfrau, ständig in Action“, so Monika Raabe, „ein sehr schönes Frauenbild, etwas stämmig – sie war jemand, der nicht so dem Schönheitsideal frönte“. Sie hat gesungen und Theater gespielt, „aber nichts Überkandideltes, das passt zu uns. Wir sind auch eine bodenständige Schule und stellen viel auf die Bretter“. Und es gibt den Bezug zu Mülheim – Trude Herr wuchs in dem Stadtteil auf und ging hier zur Schule.

Ab 1948 trat die Mülheimerin mit ersten Rollen am Millowitsch-Theater auf, war als Büttenrednerin im Karneval und als Revuesängerin aktiv. Mit „Ich will keine Schokolade (ich will lieber einen Mann)“ landete sie ihren größten Hit. Trude Herr spielte in mehr als 30 Filmen. 1977 machte sie sich als Theaterchefin selbstständig und eröffnete auf der Severinstraße ihr „Theater im Vringsveedel“.

„Niemals geht man so ganz“ – nach ihrem Tod 1991 wurde der Park am Bürgerhaus Stollwerck nach Trude Herr benannt. Jetzt soll ihr Name auf dem Portal der Mülheimer Gesamtschule zu lesen sein. Dann könnte im kommenden Jahr der erste Trude-Herr-Abi-Jahrgang ins echte Leben entlassen werden. (red)