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TierdiebstahlWarum ein Kölner Tierheim mit „Samariter-Dieben“ zu kämpfen hat

Lesezeit 4 Minuten
Doris Kreten-Kirchner im Portrait mit ihrem Toypudel.

Wieder vereint: Doris Kreten-Kirchner mit ihrem Toypudel „Hera“.

Ein Fall wie aus einem Tierkrimi: Wie eine Kölnerin ihren gestohlenen Hund zurückbekam und was es mit dem Problem der „Samariter-Diebe“ auf sich hat.

Seit Jahren ist der große Garten von Doris Kreten-Kirchner ein sicherer Hafen für misshandelte und gerettete Hunde aus der ganzen Welt. Momentan wohnen Tiere aus Rumänien, Bulgarien und aus China bei ihr. „Auch Tiere mit Herzerkrankungen und anderen Problemen pflege ich hier“, erzählt die 65-Jährige. Im besten Falle vermittelt Kreten-Kirchner den Hunden nach einem Aufenthalt bei ihr an eine neue Heimat.

Auch Hera, ein Toypudel aus Shanghai, hat Kreten-Kirchner bei sich aufgenommen. Doch am vergangenen Samstag war Hera plötzlich weg. „Ich habe im Garten gearbeitet und es deswegen nicht gemerkt, als Hera sich vom Grundstück entfernt hat“, erzählt Kreten-Kirchner.

Im Normalfall würde Hera wieder allein zurückfinden. Auch die Nachbarschaft wisse um Kreten-Kirchners Hunde. „Doch Hera kam nicht wieder zurück.“ Also setzte Kreten-Kirchner alles in Bewegung, um den Hund wiederzufinden. Sie erstattete Anzeige, fragte Nachbarn, startete Facebook-Aufrufe und engagierte über den Tierschutzverein „Tasso“ zwei Spürhunde.

Tierdiebstahl in Köln: Übergabe wie im Krimi

Und das half: Nachbarn hatten einen jungen Mann im Jogginganzug beobachtet, der den Hund auf die andere Seite der Siedlung in Köln-Mülheim gelockt haben soll. Auch die Spürhunde schlugen am Haus des Nachbarn an. Die Polizei konnte vor Ort aber niemanden antreffen.

Einen Tag lang observierte Kreten-Kirchner das Haus selbst. Dann die Wendung: „Ich bekam einen anonymen Anruf. Ein Mann behauptete, der Bruder des Hundediebs zu sein.“ Er versicherte Kreten-Kirchner, dass sie den Hund wieder zurückbekommen würde. Sein 17-jähriger Bruder habe behauptet, Hera von der Straße aufgelesen und vor dem Überfahren gerettet zu haben.

Die Übergabe verlief wie in einem Krimi, so schildert es Kreten-Kirchner. „Mehrmals verzögerte der anonyme Anrufer die Übergabe. Als er dann endlich da war und mir Hera übergab, meinte er noch, dass er jetzt seinen Bruder holt. Der wolle sich entschuldigen.“ Doch der Mann machte sich aus dem Staub und auch von dessen angeblichen Bruder hat Kreten-Kichner nichts mehr gehört. Die Polizei ermittelt weiterhin. „Der Hund ist ein bisschen lädiert und zittert oft“, sagt Kreten-Kirchner. Doch insgesamt gehe es ihm langsam wieder besser.

40 Fälle von Tierdiebstahl in Köln jährlich

Bleibt die Frage, warum Hera gestohlen wurde. Kreten-Kirchner glaubt nicht so recht an die Version des anonymen Anrufers. Sie vermutet, dass der Dieb ihren Hund verkaufen wollte, dann aber kalte Füße bekommen hat. „Toypudel sind selten und teuer. Für so ein Tier muss man rund 2000 Euro zahlen“, erklärt sie. Tatsächlich finden sich im Internet Angebote von bis zu 2500 Euro für einen Toypudel.

Bei der Kölner Polizei werden jährlich rund 40 Fälle von Tierdiebstahl registriert. In mehr als der Hälfte der Fälle handelt es sich um gestohlene Hunde. Gestiegen seien die Zahlen nicht, so die Polizei. Elke Sans, stellvertretende Leiterin des Tierheims in Köln-Zollstock, nimmt das aber etwas anders wahr: „Nicht jeder Diebstahl wird angezeigt. Und wir haben schon das Gefühl, dass sich die Fälle häufen, wenn auch nicht dramatisch.“

Mit bis zu fünf Fällen pro Jahr habe das Tierheim zu tun. „Vor allem kleine Rassen, die gerade in Mode sind, wie Chihuahuas oder Zwergspitze werden geklaut.“ Ein größeres Problem seien allerdings „Gute-Samariter-Diebe“, wie Sans sie nennt: „Das sind Leute, die Katzen und Hunde von der Straße oder aus fremden Gärten auflesen, weil sie meinen, es gehe ihnen schlecht“, erklärt Sans. Mit den Tieren kommen diese vermeintlichen Samariter dann zu Sans ins Tierheim. „Oft liegen sie mit ihrer Vermutung aber falsch.“ Wenn etwa eine Katze schon 20 Jahre alt ist, sieht sie natürlich nicht mehr so fit aus wie jüngere Tiere. „In den meisten Fällen können die Tiere ihren Besitzern wieder zurückgegeben werden.“

Um sich vor Tierdiebstahl – ob nun in guter oder schlechter Absicht – zu schützen, empfiehlt Sans dringend, die eigenen Tiere zu registrieren und chippen zu lassen. Nur so lasse sich zweifelsfrei die Zugehörigkeit des Tieres feststellen, wenn es wieder auftauchen sollte. „Was aber auch immer wichtig ist: Zeigen Sie den Diebstahl bei der Polizei an.“