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700 Jahre alte Tradition an FronleichnamFeierliche Kölner Schiffsprozession fährt über den Rhein

Lesezeit 3 Minuten
Pfarrer Bruno Nebel steht auf der MS RheinFantasie vor der Schiffprozession der Mülheimer Gottestracht in Köln.

Pfarrer Bruno Nebel steht auf der MS RheinFantasie vor der Mülheimer Gottestracht in Köln.

In Köln reicht die Prozessionsstrecke an Fronleichnam über den Asphalt hinaus. Viele Menschen waren dabei, als die MS RheinFantasie aufbrach.

„Wie bei einer Demonstration kamen sie aus der christlichen Kirche. Sie trugen traditionelle Kleider und Gewänder. In der Mitte hielt einer ein Gefäß. Darin lag eine kleine Brotscheibe. Der Mann lief unter einem Zelt, das einem Gartenpavillon ähnelte.“ Die Predigt der Deutzer Kirchengemeinde erzählt aus der Perspektive zweier Jugendlicher, die die traditionelle Prozession zu Fronleichnam das erste Mal sehen. Das Gefäß ist die Monstranz, das Brot darin symbolisiert den Laib von Jesus Christus, das den Christen bis heute Kraft und Hoffnung schenken soll.

Fronleichnam ist das Fest, an dem die katholischen Kirchengemeinden dieses Symbol, das Allerheiligste, in Form einer geweihten Hostie durch die Straßen tragen. In Köln allerdings reicht die Prozessionsstrecke über den Asphalt hinaus. Mit der Mülheimer Gottestracht wird der feierliche Marsch auf dem Wasser fortgesetzt.

Fronleichnam: In Köln reicht die Prozessionsstrecke über den Asphalt hinaus

Begleitet von kleinen Sportbooten und der DLRG setzt sich die „MS RheinFantasie“ der Köln Düsseldorfer bei der Kirche St. Clemens in Bewegung. Liebevoll bunt geschmückt fährt sie entlang einer abgesperrten Strecke von der Peter-Müllerstraße bis zur Zoobrücke und lässt sich schließlich bis zur nördlichen ehemaligen Stadtgrenze Mülheims zurücktreiben.

Die Fronleichnamsprozession der Mülheimer Gottestracht auf dem Weg zum Schiff.

Die Fronleichnamsprozession der Mülheimer Gottestracht auf dem Weg zum Schiff.

Bereits vor dem Ablegen des Prozessionsschiffs wurde das christliche Fest Fronleichnam gebührend gefeiert. Neben dem traditionell geführten Gottesdienst in der Liebfrauenkirche um neun Uhr morgens und der anschließenden Landprozession auf dem Weg zum Fluß gab es auch ein extra vorbereitetes Kinderprogramm.

Internationale Gemeinden für besondere Prozession in Köln angereist

Pfarrer Bruno Nebel ist bei der Organisation der Kindermessen immer ganz vorne mit dabei und freut sich darüber, dass jedes Jahr wieder viele Familien den Weg zur Prozession am Rhein finden: „Viele hier am Rhein stehen und winken dem großen und natürlich den vielen kleinen Booten zu. Auf dem Schiff haben wir extra ein Kinderdeck eingerichtet, wo für viel Unterhaltung gesorgt wird.“

Doch nicht nur Kinder und Familien nehmen gerne an der traditionellen Feier teil. Gemeinden aus der ganzen Welt kommen für den 30. Mai in jedem neuen Jahr nach Köln, um an der Schiffsprozession teilhaben zu können. Sie kommen aus der Ukraine, Ostafrika, Indien, Rumänien und vielen weiteren Ländern, um in ihrer Sprache an die Verbindung aller Menschen durch die Kraft Gottes zu appellieren.

Menschen beobachten die MS RheinFantasie nach dem Ablegen in Köln-Mülheim.

Menschen beobachten die MS RheinFantasie nach dem Ablegen in Köln-Mülheim.

Für Pfarrer Stefan Wagner übermittelt Fronleichnam eine bedeutende, religionsübergreifende Wertevorstellung: „Da, wo Menschen in Liebe, Frieden und Gerechtigkeit einander begegnen, ist Gott selber am Werk. Wenn Menschen Gutes tun, sich helfen und füreinander da sind, ist er es, der uns berührt.“

Höhepunkt der Kölner Prozession: Segen über „Strom und Land“

Während der ganzen Prozession finden immer wieder Segenssprüche durch abwechselnde Pfarrer statt. Das Highlight bleibt jedoch der vom Schiff gesprochene Segen über „Strom und Land“, der sowohl den Menschen an Bord, als auch den am Ufer stehenden Zuschauern zugesprochen wird.

Ganz im Sinne des Prozessionsgedankens bleibt die Verbindung aller Menschen ein wesentlicher Bestandteil der Feier. Sie bestehe durch Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden. Dimensionen, die immer wieder spürbar werden ließen, dass der Himmel die Erde berührt. Das entsprechende Thema der Schiffsprozession könnte nicht passender sein.