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Kölner Sängerin Nine Mai„Punk hat mir gezeigt, dass es okay ist, wütend zu sein“

Lesezeit 3 Minuten

Nine Mai ist Sängerin der Punkband Molly Punch. Im Interview spricht sie über Frauen in der Musikszene abseits des Pop.

„Punk“, sagt Nine Mai, „hat mir gezeigt, dass es okay ist, wütend zu sein.“ Mai ist Frontfrau und Sängerin der Kölner Punkband Molly Punch. Punk ist als Musikrichtung, besonders auf den Bühnen, aber immer noch männlich dominiert. Steht es Frauen nicht zu, laut zu sein? Das kommt auch in ihrem Song „Sleepy Seed“ vor: „Mädchen sind still / oder hysterisch“ heißt es da auf Englisch. „Ich finde es spannend, mitzumischen, ohne ‚one oft the boys‘ zu sein. Also zu zeigen: Frauen können auch laut und wütend sein, führen aber nicht dieselbe Art des Kampfes wie Männer.“

It's a men's club. Das gilt nicht nur für die Subkultur.
Nine Mai, Sängerin aus Köln

Molly Punch stehen nicht auf den großen Bühnen, in der Kölner Punk-Szene sind sie aber durchaus ein Begriff. Seit fünf Jahren gibt es die dreiköpfige Band. Immer schon hat Nine Mai in Bands gespielt: „Früher hauptsächlich mit Männern. Ich war dann oft damit beschäftigt, tough zu sein. Da hörte ich auch sowas wie: Du machst das gut für 'ne Frau. Heute geht das an mir vorbei“, sagt die 33-Jährige.

„Ich bewege mich aber auch mehr in Kreisen, in denen das seltener passiert und Konsens darüber herrscht, dass das Quatsch ist.“ Und: „Es hat sich schon einiges gebessert. In den letzten Jahren wurde mehr über patriarchale Strukturen gesprochen. Aber: It’s a men’s club. Das gilt nicht nur für Subkultur, sondern auch für viele andere Bereiche.“

Nine Mai steht vor einer Kulisse eines alten verwitterten Hauses. Sie hat kurze blonde Haare und eine Kappe auf.

Nine Mai von der Punk-Band Molly Punch aus Köln.

Das Wichtigste aber ist nicht das Geschlecht, sondern die Musik, das wird im Gespräch mit Nine Mai deutlich. Und die ist bei Molly Punch inspiriert vom Grunge und der feministischen „Riot Grrrl“-Bewegung der 1990er-Jahre: „Ich finde es witzig, dass wir, als wir angefangen haben, im Punk eingeordnet wurden. Klar, ich hab auch Punk gehört, aber ich hatte da nicht so eine Verbindung zu wie andere Bands“, sagt die 33-Jährige. „Ich habe zum Beispiel auch viel die Beatles gehört.“

Am Punk fasziniert sie auch „diese DIY-Attitüde. Drei Akkorde und du kannst alles damit sagen. Die Freiheit zu haben das machen zu dürfen und sich auszuprobieren, ist für mich ein großer Bestandteil.“

Nine Mai: Zwischen Wissenschaft und Musik

Neben der Musik ist ein großer Bestandteil für Mai die Wissenschaft. Mai promoviert in Medienkulturwissenschaften. „Das ist das, wo mein Herz schlägt. Diese zwei Sachen würde ich am liebsten all day every day machen“, sagt die Kölnerin, die in Mülheim lebt. Die dortige Halbinsel, den „Katzenkopf“, zählt sie zu ihren Lieblingsorten. „Ich bin einfach gerne in Wassernähe.“

Bald soll es ins Studio gehen. Beim ersten Molly-Punch-Album hat die Band die Lieder noch eigenständig aufgenommen, das soll nun professioneller geschehen. „Wir haben uns über den Winter eingesperrt und schöne neue Songs geschrieben“, sagt Mai. Erscheinen soll die Platte dann in der zweiten Jahreshälfte. Am 23. Januar ist die Band außerdem im Kulturausbesserungswerk in Leverkusen zu sehen.