Nach seinem Musikstudium will Paul Köninger, alias Ketzberg, jetzt durchstarten. In seinem aktuellen Song kritisiert er die Liebe in Filmen und Serien.
Kölner Musiker Ketzberg„Ich mag es, ernste Themen auf eine ironische und humorvolle Art zu überspitzen“
Wer schon einmal den Titelsong von „In aller Freundschaft – Die Krankenschwestern“ gehört hat, könnte Paul Köninger schon kennen - zumindest seine Stimme. Denn diese hat der 25-jährige der ARD-Fernsehserie geliehen.
Köningers eigentliche Leidenschaft ist aber seine eigene Musik, die der Wahl-Kölner seit vergangenem Jahr mit dem Projekt Ketzberg auslebt. Ganz klar definiert, wer oder was Ketzberg ist, hat Köninger aber nicht. „Es ist zwar mein Künstlername, aber zu dem Sound gehört auch immer die Band“, sagt er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Und der Sound, von dem Köninger spricht, entspricht weniger englischsprachigen Serien-Songs, sondern ist vielmehr eine Mischung aus Soul, R’n’B und Funk, mit „einem poppigen Sound“, sagt der 25-Jährige. Und auch textlich könnten Köningers Lieder, die er alle selbst schreibt, nicht weiter entfernt sein.
„Ich mag es, ernste Themen auf eine ironische und humorvolle Art zu überspitzen“, sagt Paul Köninger. Ein Thema, das ihm derzeit besonders wichtig ist, ist die Romantisierung von Liebe in Filmen, Serien und Werbung. Eine Tatsache, die Köninger in seinem aktuellen Song „Liebe im Fernsehen“ kritisiert.
„Ich bin immer etwas traurig, wie Liebe, Sexualität und Beziehungen im Fernsehen dargestellt werden, weil es einfach mega heteronormativ ist. Es schafft Ideale, die einfach ungesund sind, wenn man sie im echten Leben für sich annimmt“, sagt Köninger und nennt Perfektionismus und Schönheitsideale als Beispiele.
Mit Textzeilen wie „Ich hoffe echt, dass du immer wieder lügst“ oder „Alles Fake, overact und weiches Licht“, die Köninger mit hoher Stimme und akzentuiert singt, will er auf die falsche Idealisierung der Realität aufmerksam machen, weil es „gefährlich für Menschen ist, die noch keine richtige Erfahrung mit Liebe gemacht haben und noch nicht wissen, wie sich Liebe für sie anfühlt.“
Es sind aber nicht nur gesellschaftskritische Themen, die der Kölner in seinen Texten verarbeitet, „manchmal ist es auch extrem persönlich und Kritik an mir selbst“, sagt er. In seinem Song „Fehler sehen“ singe er zum Beispiel darüber, „dass ich manchmal ein Problem damit habe, wenn bestimmte Personen Sachen besser konnten als ich und ich mich gefreut habe, wenn sie etwas falsch machten“, sagt Köninger offen.
Es hat allerdings einige Jahre gebraucht, bis Paul Köninger bei solchen Texten und seinem wiedererkennbaren Sound angekommen ist. Der 25-Jährige, der in einer Musikerfamilie aufgewachsen ist, wurde dabei nicht nur von seinem Umfeld inspiriert, sondern auch von seinem Musikstudium, für das er 2016 von seiner Heimat Braunschweig nach Köln gezogen ist.
Kölner Musiker Ketzberg: Ohne Förderprogramme nicht da, wo er ist
„Das Studium war fantastisch, um ganz frei auf die Suche zu gehen, nach der Musik, die ich machen will und nach dem Sound, wie ich klingen will“, sagt Köninger. In seiner Findungsphase war der Musiker auch schon einmal Mitglied in einer Metalband und erst „seit einem Jahr ist klar, wohin mein Sound, meine Stücke, meine Texte gehen sollen.“
Und obwohl der junge Künstler mit Ketzberg erst ganz frisch im Musikbusiness unterwegs ist, legt er großen Wert auf einen professionellen Auftritt – der aber seinen Preis hat. Um seine Band, Aufnahmen im Studio, das Songwriting oder auch seine Musikvideos finanzieren zu können, hat er sich bei verschiedenen Förderprogrammen und Stipendien beworben.
So wurde er unter anderem bereits vom deutschen Komponistenverein, von der Initiative Musik, von Neustart Kultur oder auch vom Land NRW gefördert. „Ohne die hätte ich das alles nicht machen können.“
Liveauftritte habe der 25-Jähriger trotz aller Bemühungen aber nur wenige, und das nicht, weil er nicht will. Als Newcomer sei es schwierig, Konzerte zu spielen. „Angenommen ich würde zehnmal im Jahr in Köln spielen, da ist es ja klar, dass wenig Leute kommen. Kein Club oder Café macht das mit. Anders als wenn ich zweimal spielen würde und alle Leute kommen, die mich sehen wollen.“
Das soll sich im neuen Jahr ändern, zumindest im August, denn da will er auf Deutschland-Tour gehen und unter anderem auch seinen neuen Song „Wenn ich sie seh“ spielen.
Und auch dieses Lied spiegelt die derzeitige Gefühlslage des 25-Jährigen wider: „Es geht um einen Menschen, zu dem ich mich hingezogen fühle, aber ich verstehe dieses Gefühl nicht ganz. Weil objektiv betrachtet ist diese Person gar nicht mein Typ, aber ich verbinde mit dieser Person eine extrem spannende Zeit“ sagt Köninger.
Wie dieses Gefühlschaos musikalisch klingt, wird sich am 20. Januar zeigen, denn da erscheint das Lied, das die zweite Single-Auskopplung seiner zweiten EP „Immer“ ist, die Ketzberg knapp einen Monat später, am 24. Februar, veröffentlicht.