42 Künstlerinnen und Künstler zeigen bei der Ausstellung Straßengold ihre Werke. Wir haben zwei von ihnen getroffen.
Kölner Streetartists„Wir wollen hässlichen Stromkästen und vernachlässigten Orten mehr Farbe schenken“
Eine zerpflückte Friedenstaube, eine übergroße Fliege, das Konterfei von der italienischen Schauspielerin Sophia Loren in Pop-Art-Manier, eine mit zynisch umgedeuteten Werbeplakaten beklebte Wand: In der Streetart ist die Bandbreite an Motiven und Techniken groß. Die Künstler nutzen Spraydosen, Schablonen, farbiges Klebeband oder etwas ganz anderes. Was die Künstlerinnen und Künstler eint: ihre Präsenz auf der Straße.
Das war für Streetartist Tim Ossege alias „seiLeise“ und Tom Weecks alias „Cuts and Pieces“ die einzige Bedingung, um an der kommenden Ausstellung „Straßengold“ teilzunehmen. Von Samstag, 20. April, bis Sonntag, 28. April, können Interessierte im Rahmen der Mülheimer Nacht und darüber hinaus Streetart, Urban Art und Graffiti von 42 Künstlerinnen und Künstlern besichtigen: Neben der Ausstellung im Kulturbunker in Mülheim, die galerieähnlich aufbereitet ist, gibt es noch einen sogenannten Streetart-Spot im Showroom von Ossege in der Wallstraße 125.
Streetart in Köln-Mülheim: Abgrenzung zu Murals und Graffiti
Hier haben sich die Künstler ausgetobt, Werke und Techniken überlagern sich und bilden ein buntes Potpourri an gesellschaftskritischen Statements. „Wir wollten die Straße hier reinholen“, sagt Ossege. Seit 15 Jahren macht der 40-Jährige schon Streetart, seit drei Jahren hauptberuflich. Weecks hingegen ist erst vergleichsweise spät aktiv geworden. Er hatte zunächst eine Booking-Agentur, bis er Anfang der 2010er-Jahre den Streetartisten „xxxhibition“ kennenlernte, dem er verhalf, in Galerien auszustellen. 2017 unternahm der 57-Jährige dann erste eigene künstlerische Gehversuche, wurde eingeführt in Techniken.
Zusammen mit Tim Ossege organisiert er nun schon seit einigen Jahren Gruppenausstellungen in Köln, Bonn und Düsseldorf. Die Schau Straßengold sei dabei als Ergänzung zum Kölner CityLeaks-Festival entstanden, das den Fokus auf legale Murals auf Hauswänden legt. Streetart ist jedoch in Abgrenzung dazu eine illegale, unautorisierte Kunst: Wichtig ist Ossege, dass man zwischen Streetart und Graffiti unterschiedet, die eher eine Spielart der Streetart ist. „Wie viele habe auch ich mit 16 Jahren mit Graffiti angefangen, das wurde irgendwann langweilig, die Pubertät war dann vorbei“, so Ossege.
Graffiti als Kunstform sei deutlich ideologischer geprägt, durch das Sprayen möchte die Szene Eigentumsverhältnisse in Frage stellen. Untereinander herrsche mehr Konkurrenz und Ellenbogen-Mentalität, während sich die Streetart-Szene mehr durch ein Miteinander und Rücksichtnahme auszeichne, so Weecks. Außerdem sei der Fokus ein anderer: „Es geht um die Intervention im öffentlichen Raum. Wir wollen hässlichen Stromkästen, verdreckten Unterführungen, einfach vernachlässigten Orten – Unorten – wieder mehr Farbe verleihen und den Menschen, auf dem Weg zur Arbeit zum Beispiel, ein Lächeln ins Gesicht zaubern.“
Streetart: Von Karl Lagerfeld mit „Kik“-Tüte hin zu Spraykunst
Streift man durch den Showroom in der Wallstraße, entdeckt man einen Blickfang nach dem anderen: Karl Lagerfeld mit einer „Kik“-Tüte, Olaf Scholz auf Krücken, schwarz-weiße comicartige Illustrationen, die den Selfie-Wahn thematisieren, auch Dreidimensionales wie einen Rettungsring, über den Farbe gekippt wurde. Auf Monitoren können Besucher Videos sehen, die die Entstehung der Werke zeigen. Auch Führungen zur Streetart in Mülheim sind geplant.
Samstag, 20. April, findet das Pre-Opening um 19 Uhr statt, Montag, 22. April, ist die Ausstellung zwischen 14 und 19 Uhr zu sehen. Freitag, 26. April, ist die Vernissage um 19 Uhr. Samstag, 27. und Sonntag, 28. April, zwischen 12 und 19 Uhr. Weitere Infos auf Instagram unter strassengold_streetart.