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„Mit Corona hat der Spaß aufgehört“Inhaber des Café Vreiheit in Mülheim suchen neue Betreiber

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau steht in einem Restaurant.

Sarah Meister übernahm das Café Vreiheit vor 12 Jahren - nun ist "die Luft raus", wie sie sagt.

Seit zwölf Jahren führt Sarah Meister das Café Vreiheit in Mülheim. Der Laden läuft gut - und doch möchte die 42-Jährige das Lokal abgeben.

Das Café Vreiheit auf der Wallstraße ist in Mülheim eine Institution. Der Gastraum ist zu jeder Tageszeit und an jedem Wochentag gut gefüllt, das Lokal hat eine stabile Stammkundschaft. Und trotzdem möchte Sarah Meister, die langjährige Inhaberin, das Café abgeben. Das habe, sagt die 42-Jährige, indirekt mit der Mehrwertsteuererhöhung zu tun, vor allem aber mit der Covid19-Pandemie.

„Mit Corona hat der Spaß aufgehört“, sagt Meister. „Mir wurde klar, dass ich diese Arbeit nicht bis zur Rente machen will.“ Seit über 20 Jahren gibt es das Café Vreiheit, fast genauso lange arbeitet Meister dort mit. Zunächst als Kellnerin tätig, übernahm sie das Lokal im Jahr 2012 zusammen mit ihrem Geschäftspartner Ingo Thommes. Sie brachten es voran, nahmen Modernisierungen vor, die letzte im Jahr 2019.

Der Eingang zu einem Café ist zu sehen.

Das Café Vreiheit auf der Wallstraße in Mülheim gibt es seit über 20 Jahren.

Doch dann kam die Pandemie, auch das Café Vreiheit musste viele Monate schließen, Gäste blieben aus, die Einnahmen ebenso. „Die Soforthilfen haben nicht ausgereicht. Wir haben bestimmt 80.000 Euro an eigenen Rücklagen aufgewendet, auch von privaten Konten“, berichtet Meister. „Investitionen konnten wir nicht mehr tätigen, die Cateringküche, die wir neu eingebaut hatten, mussten wir untervermieten.“

Corona brachte eine Menge Papierkram und Frust

Doch staatliche Corona-Hilfen gab es nicht ohne Anträge, für Sarah Meister bedeutete das eine Menge Papierkram – den sie grundsätzlich nicht leiden könne, wie sie betont. „Die ganzen Auflagen waren für die Gastro eine Katastrophe.“ Das alles habe Meister die Freude an der Café-Leitung genommen, die nun nicht mal mehr für die Buchhaltung Ende des Monats ausreiche. „Mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer mussten wir die Preise leicht anpassen, sonst trägt sich der Laden nicht. Es gab darauf aber weniger schlechte Rückmeldungen als gedacht.“

Dennoch müsse sie die Kosten für Personal, Ware, Strom und Miete jeden Monat neu durchrechnen. „Und für mich selbst muss ja auch noch etwas übrig bleiben.“ Am Publikum in Mülheim liege es nicht. „Ich arbeite gerne hier, aber ich möchte die Verantwortung nicht mehr tragen.“ Meister und Thommes hätten das Café eigentlich bereits Ende des vergangenen Jahres abgeben wollen, nun haben sie Mitte dieses Jahres im Blick. Meister sei es wichtig, dass das Café Vreiheit übernommen werde, wie es ist. „Es ist ein Auffangbecken für Leute, für die es wie ein zweites Wohnzimmer ist. Auch die Mitarbeiter arbeiten gerne weiter hier“, betont sie.

Es gebe bereits zwei Interessentinnen. „Die eine hat bereits Gastro-Erfahrung, die andere möchte sich mit einem eigenen Café ihren Traum verwirklichen. Beide sind vielversprechende Kandidatinnen“, so Meister. „Ich glaube, dass man das Lokal mit neuen, innovativen Ideen schön gestalten kann.“ Was sie selbst betrifft, so wisse sie noch nicht, wie es weitergeht. „Wahrscheinlich mache ich erst mal ein halbes Jahr gar nichts. Danach werde ich mich neu sortieren, vielleicht suche ich mir was Kleines – auf jeden Fall ohne Mitarbeiter. Die Luft ist einfach raus“, sagt Meister.