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Krafttiere werden gemaltKunstabend thematisiert Menschsein und Geschlechterrollen bei der Mülheimer Nacht

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau und ein Mann stehen vor einem bunten Gemälde, das eine Göttin zeigt.

In der Lindgens-Kantine wird Xanadine über Göttinnen lesen und Markus Parnow Krafttiere malen.

Xanadine und Markus Parnow haben sich für die Mülheimer Nacht zusammen getan und werden ein interessantes Programm anbieten.

Leicht und spontan segelt der Pinsel in Markus Parnows Hand über das robuste Papier. Die Tusche hinterlässt erst tiefe und dann immer blasser werdende Linien. Der Pinsel, so scheint es, denkt für den Künstler, er lässt sich treiben. Von den Farben und den Assoziationen, die wir gemeinsam erarbeitet haben.

„Es geht nicht darum, was ich denke, sondern was du denkst“, sagt Parnow, bevor er mit dem Malen angefangen hat, bevor er überhaupt wusste, was er malen wird, „es ist ja dein Krafttier. Es ist das, was du brauchst“. Krafttiere, das sind für Parnow Begleiter, die Menschen im Leben Kraft geben, oder Eigenschaften, die Menschen gerne hätten.

Parnow, so erzählt er, erklärt sich das Menschsein häufig mit Tieren. „Ich bin mit sowjetischen und DDR-Kinderbüchern aufgewachsen und orientiere mich noch immer an diesen Fabeln, in denen Tiere als Bilder für Menschen stehen“. Die Tiere haben Gefühle und stehen in Beziehung miteinander.

Ein Mann malt ein sogenanntes Krafttier.

Markus Parnow malt ein Krafttier.

Markus Parnow malt auf der Mülheimer Nacht Krafttiere

Immer wieder beschäftige Parnow sich mit den Fragen, was es bedeutet ein Mann zu sein, was es bedeutet, Mensch zu sein und wie eine gute Balance im Leben gefunden werden kann. „Im Prinzip lande ich immer wieder bei Kindern, die sich das Leben mit Tieren und Fantasie erklären“, sagt Parnow. Und so zeichnet er Tiere. Bunte Tiere, mit Eigenschaften, Charakteristiken und Macken.

Auch bei der Mülheimer Nacht am 5. April wird Markus Parnow seine Krafttiere für Besucherinnen und Besucher malen. Denn er wurde von der Künstlerin Xanadine in die Lindgens Kantine, Deutz-Mülheimer Straße 165, eingeladen.

Ein Mann und eine Frau stehen vor einem beigen Vorhang. Sie halten ein gemaltes Bild zwischen sich.

Markus Parnow hat ein Krafttier für die Autorin gemalt.

„Ich habe Markus und seine Krafttiere auf einem Markt kennengelernt, weil ich eins seiner Sketchbücher wundervoll fand“, erzählt Xanadine. Parnow bindet nämlich aufwendige bunte Sketchbücher, in die er häufig Krafttiere als Widmungen zeichnet. Xanadine sei direkt begeistert gewesen und beschloss sich, mit ihm für die Mülheimer Nacht zusammenzutun.

Die Mülheimer Künstlerin setzt sich in ihrer Kunst vor allem mit Göttinnen auseinander und hat vergangenes Jahr das Buch „Undomestiziert“ veröffentlicht, in dem sie über Göttinnen schreibt. „Ich lade darin ein, die Perspektive von Göttinnen einzunehmen“, erzählt Xanadine, „denn diese geht weg von Hierarchie, Leistungsdruck und Macht“. Die Mythen, aus denen sie stammen seien vor dem Patriarchat entstanden, als Frausein zelebriert wurde.

Köln-Mülheim: In der Lindgens Kantine soll es um Weiblich- und Männlichkeit gehen

Am 5. April wird Xanadine aus ihrem Buch lesen und mit den Besucherinnen und Besuchern in den Austausch gehen. „Das Oberthema des Abends sind die Fragen was ist männlich und was ist weiblich“, erklärt Xanadine, „und ich finde, das passt perfekt zu Markus Krafttieren, bei denen es vor allem ums Menschsein geht“.

Die gesamte erste Etage der Lindgens Kantine wird während der Mülheimer Nacht geöffnet sein und alle werden etwas Eigenes machen. Xanadine wird lesen, die Band 77 von einer Bekannten wird spielen und Markus Parnow wird Krafttiere malen. Die Bilder können dann erworben werden. Das gemeinsame Erarbeiten des Tieres und das Malen wird aber kostenlos sein.

Während der Pinsel über das Blatt wedelt und irgendwann durch Tuschestifte, Fineliner und Buntstifte ersetzt wird, redet Parnow über die Tiere, eben als seien sie Menschen. „Der Hund braucht noch dicke Wanderschuhe, weil er mit dir auf Abenteuer gehen muss“. Und direkt hat der kleine Hund dicke Wanderschuhe an. Die Tiere entwickeln sich immer mehr zu bunten Charakteren, die eine Seele bekommen. „Ich male Tiere, die nicht perfekt sind“, sagt er, „und das Gute ist, wir müssen beide mit den Fehlern leben, die ich mache“.