Konzerte, DJ-Sets und Ausstellungen: Bei der 13. Mülheimer Nacht konnten Interessierte am Samstagabend die Kultur im Stadtteil entdecken.
KulturfestivalSo groß war der Ansturm bei der Mülheimer Nacht
In kleinen Gruppen treiben Menschen durch die Straßen, dem Regen trotzend, bestürzend schön, sie bleiben stehen, wo das Leben pulsiert. Es ist Samstagabend, es ist die 13. Mülheimer Nacht. Clubs, Kneipen und Locations betreiben einen gemeinschaftlichen Tag der offenen Tür der besonderen Art. Das Kulturfestival belebt den Stadtteil und lässt Alteingesessene und Besucherinnen und Besucher ihr Veedel neu entdecken.
Vor der „Haarbühne“ an der Dünnwalder Straße haben die Organisatorinnen und Organisatoren einen Pavillon aufgebaut, unter dem bei Einbruch der Dunkelheit die Deutschrap-Combo „Quittensenf“ ihr einstündiges Set spielt. Für die vielen Menschen davor wäre drinnen auch gar kein Platz gewesen. Die Live-Band lässt die Menge tanzen.
Open Mic-Sessions bei der Mülheimer Nacht
Es sind nur ein paar Schritte zum „Freiheit aushalten“, wo eine Open Mic-Session stattfindet. Jeder, der rappen kann oder es einmal versuchen möchte, ist eingeladen, eine paar Reime rauszuhauen. Die Beats kommen von der Schallplatte statt vom Laptop, bei HipHop-Fans jenseits der 50 Jahre ist das eine Frage der Authentizität.
Für zehn Euro erhalten die Besucherinnen und Besucher ein oranges Bändchen, mit dem sie an so vielen Veranstaltungen teilnehmen können, wie sie wollen. Shuttlebusse verkehren zwischen den Kultur-Hotspots hin und her, denn die äußersten der mehr als drei Dutzend Veranstaltungsstätten liegen im Schatten der Zoobrücke.
Aus dem Oya, einer Bar an der Ecke Wallstraße/Buchheimer Straße, dringt dumpf Techno, der Schlager der Großstadt. Menschen, die hinein wollen, werden von der jungen Frau am Einlass auf das Awareness-Konzept aufmerksam gemacht. Wer Hilfe braucht, erkennt die Mitarbeitenden am Knicklicht am Handgelenk.
Das Oya Müllem gibt es erst seit einer Woche und ist ein Ort nicht nur, aber vor allem für queere und nicht-weiße Menschen, erklärt Merlin Lautner (31) aus dem Kreis der Gründungsmitglieder. „Wir arbeiten eng mit einem schwarzen Techno-Kollektiv zusammen, die heute Abend auch die meisten Resident-DJs stellen. Damit wollen wir die Wurzeln elektronischer Musik sichtbarer machen, Techno hat nämlich schwarze Wurzeln“, sagt Lautner.
Raum für queere Menschen im Oya Müllem
„Das Oya ist ein Raum für alle Menschen im Viertel, aber wir bevorzugen schon diejenigen, die es aufgrund von Machtstrukturen nicht so leicht haben, Zugang zu anderen Räumen zu finden, weil es Barrieren gibt“, so Lautner. An der Mülheimer Nacht teilzunehmen, sei dem zehnköpfigen Team trotzdem wichtig gewesen.
„Wir alle wohnen hier im Viertel, so sind wir auch auf das leere Ladenlokal aufmerksam geworden. Wir haben enge Beziehungen zum Kulturbunker, der die Hauptorganisation macht. Die haben uns eingeladen und da mussten wir natürlich nicht lange überlegen“, sagt Lautner.
„Das schlechte Wetter treibt die Leute nach drinnen. Für die Kioskbesitzenden ist das schlecht, für die Clubs gut, denn bei vergangenen Mülheimer Nächten waren viele auf der Straße unterwegs. Wir freuen uns über den Ansturm.“
Aus Ehrenfeld ist Ari Wellhausen über den Rhein gekommen, sie ist mit ihrer Freundin Smiti Heidecke aus Düsseldorf auf der Mülheimer Freiheit unterwegs. „Ich habe voriges Jahr davon gehört, in Ehrenfeld gibt es so etwas nicht. Deswegen wollte ich dieses Jahr unbedingt dabei sein“, sagt Wellhausen.
Sie seien schon im „Café Rheinspaziert“ gewesen, wollten noch die zwei Frauenkollektive sehen, die in einem Club auflegten, erzählen die beiden jungen Frauen. „Und auf den Nachtflohmarkt im SSM – wir lassen uns treiben“, ergänzt Wellhausen.