Eine laut Verfassungsschutz linksextreme Jugendorganisation soll sich unter falschen Angaben im Kulturbunker eingemietet haben.
Wirbel um „Europakongress“Kulturbunker in Köln-Mülheim lädt Linksextreme wieder aus
Der Aufruf auf Instagram erscheint harmlos, jedenfalls auf den ersten Blick. Mit dem Slogan „Eine bessere Welt ist möglich – gemeinsam und organisiert“ bewirbt eine Organisation namens „Young Struggle“ ihren „Fünften Europakongress“ am 17. Februar in Köln, diesen Samstag also. Die „lieben Genossen und Genossinnen“ werden „herzlich“ eingeladen, einen Rückblick auf die gemeinsame Arbeit zu werfen, sich gegenseitig kennenzulernen, zusammen zu essen und zu tanzen – aber eben auch „das Kampfjahr gemeinsam zu planen.“ Was das genau heißen soll, bleibt unklar.
Als Veranstaltungsort hatte sich „Young Struggle“ (YS) den Kulturbunker Köln-Mülheim an der Berliner Straße ausgeguckt. Zwei Räume können hier für Feste, Seminare oder Konzerte gemietet werden, gefördert wird der Kulturbunker unter anderem von der Stadt Köln. In ihrer Anfrage zur Saal-Anmietung soll sich YS unter einem anderen, unverdächtigen Namen ausgegeben haben – der Kulturbunker sagte zu.
Köln: „Young Struggle“ will Jugend auf „Kämpfe gegen das kapitalistische System“ vorbereiten
Was die Verantwortlichen nach eigenen Angaben aber nicht wussten: Beim Anmelder handelt es sich um eine laut Verfassungsschutz linksextremistische Organisation, die zudem zuletzt mit anti-jüdischen Äußerungen aufgefallen ist. Davon erfuhr der Kulturbunker unter anderem durch eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag.
Der Verfassungsschutz beschreibt YS in seinem Bericht als Dachverband aller Jugendorganisationen der türkischen „Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei“ (MLKP) in Europa. Die linksextremistische MLKP habe sich zu diversen Bombenanschlägen in der Türkei bekannt und ist dort verboten.
Der in Deutschland überwiegend in westlichen Großstädten aktive YS betrachte sich als „Miliz der MLKP“ und vergleiche sich mit der deutschen „Roten Armee Fraktion“ (RAF), schreiben die Verfassungsschützer. Die Organisation habe sich zum Ziel gesetzt, „die Massen für Veränderungen zu gewinnen und die Jugend auf die anstehenden Kämpfe gegen das kapitalistische System vorzubereiten“.
Auf seiner Homepage gibt sich YS überdies solidarisch mit dem „palästinensischen Befreiungskampf“. Man befürworte zwar nicht die „unnötige Ermordung von Zivilistinnen und Zivilisten durch politisch-islamische Kräfte wie die Hamas und erst recht keine patriarchalen Kriegspraktiken“, schreibt die Organisation. Aber trotzdem ändere das nichts an der „Legitimität des Befreiungsschlags“.
Am Freitag hat der Kulturbunker Mülheim den „Europakongress“ kurzfristig abgesagt – „aus Sicherheitsgründen“, wie Leiterin Sevgi Demirkaya mitteilt. In der Anfrage zur Saal-Anmietung sei nicht klar gewesen, „um welche Organisation es sich handelt“. Zwar prüfe man grundsätzlich die Anfragen für externe Veranstaltungen, sagte Demirkaya, „aber es kann immer zu Fehleinschätzungen und Fehlinformationen kommen“. Das wisse man aus dem Austausch mit anderen Kulturhäusern.