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Banner an Deutz-Mülheimer StraßeMülheimerin will mit Kunst zur städtischen Umgestaltung inspirieren

Lesezeit 4 Minuten
Eva Rusch will mit Kunst zur städtischen Umgestaltung inspirieren.

Eva Rusch will mit Kunst zur städtischen Umgestaltung inspirieren.

Eva Rusch hat städtebauliche Umgestaltungen für den Mülheimer Süden gezeichnet. Die Drucke hat sie auf Bannern an Bauzäunen befestigt.

Auf einem Banner am Bauzaun ist ein Teil des Lindgens-Areal abgebildet. Dahinter rankt der dünne, rotgeziegelte Turm in die Höhe. Auf dem Banner ist er ebenfalls zu sehen. Die Fabrikgebäude auf dem Bild sind jedoch nicht so heruntergekommen, wie die echten, die sich hinter dem Banner verstecken. Die Fenster auf dem Abbild sind heile, die Gebäude ausgebaut und erweitert. Statt ausschließlich roten Ziegeln ist auch Holz in Einsatz gekommen. Und auf der Fläche davor wachsen Gras und ein paar Blumen.

Die benachbarten Banner zeigen ähnliche Bilder. Gebäude und Flächen entlang der Deutz-Mülheimer Straße im Mülheimer Süden sind erweitert. Grüne Bepflanzung, Wasser, Solaranlagen, Sitz- und Erholungsmöglichkeiten ersetzen leere Flächen und leere Häuser.

Die Banner sind ein Vorschlag, ein Versuch von der Mülheimer Künstlerin Eva Rusch. „Es muss sich endlich mal was tun“, ist sie überzeugt. „Seit circa zehn Jahren verfolge ich das Mülheimer Süden- Areal. Es gab Bürgerbeteiligungsverfahren, Werkstattverfahren und trotzdem stelle ich eine deutliche Stagnation fest. Es entsteht kein Wohnbau und es entsteht auch kein Gewerbe“. Stattdessen sind die Gebäude leer und sie vergehen langsam.

Köln: Künstlerin sieht Stagnation im Mülheimer Süden

Rusch hat deshalb beschlossen, das Thema künstlerisch aufzugreifen. Mit dem Fahrrad sei sie durch ihr Veedel gefahren und habe Fotos gemacht – von Stellen, an denen für sie der Missstand deutlich wird. Auf dem Tablet hat sie die Fotos dann übermalt, mit Ideen zu einer Umgestaltung. Ihre Vorschläge sind immer Umbau oder Erweiterung. Das Schlimmste wäre ihrer Meinung nach, wenn die Häuser abgerissen werden. Stattdessen sollte lieber mit ihnen gestaltet werden, sowie Rusch es in ihren Zeichnungen vorschlägt.

Eva Rusch hat städtebauliche Umgestaltungen für den Mülheimer Süden gezeichnet. Die Drucke hat sie auf Bannern an Bauzäunen befestigt.

Eva Rusch hat städtebauliche Umgestaltungen für den Mülheimer Süden gezeichnet. Die Drucke hat sie auf Bannern an Bauzäunen befestigt.

„Wenn ich mit einem Foto angefangen habe, wusste ich nicht, was am Ende draus wird“, erzählt sie, „ich habe mich treiben lassen und spontan entschieden, was dorthin passen würde“. Dieser Prozess ist in einem Zeitraffer, der mit der Ausstellung gezeigt wird, nachzuvollziehen.

Mit schnellen Strichen bessert Rusch Flächen aus, setzt Gerüste auf Dächer, löscht sie, malt sie anders. Der Zeitraffer zeigt ihre künstlerische Spontanität. Wichtig sei Rusch jedoch immer gewesen, nachhaltige Lösungsvorschläge zu finden.

Ein Zeitraffer zeigt die künstlerische Entstehung der Bilder.

Ein Zeitraffer zeigt die künstlerische Entstehung der Bilder.

„Wir brauchen mehr Grünfläche und mehr Wasser in der Zukunft, das ist klar“, sagt die Künstlerin. Und so sind für die Ausstellung „Via Deutz Muelheimer“ 11 Bilder entstanden, die Rusch als Banner an die Bauzäune befestigt hat. Sie möchte so Aufmerksamkeit und Bewusstsein für die Thematik schaffen.

Künstlerische Stadtplanung: Eva Rusch ist für nachhaltige Maßnahmen

Ihre Vorschläge sind nicht realistisch, zumindest weiß sie nicht, ob sie realistisch sind. Das müssten sie aber auch nicht sein. „Ich bin keine Architektin oder Statikerin, sondern habe mich künstlerisch ausgetobt“, sagt Rusch mit leuchtenden Augen. Es ginge ihr nicht darum, exakte Planungsvorschläge zu machen. Stattdessen sollen ihre Bilder Impulse für ein Engagement aller Akteurinnen und Akteure für ein lebendiges Stadtquartier sein.

Einen solchen Impuls hat sie bei Rolf Albach bereits gesetzt. Der Vorsitzendende der Mülheimer FDP und Mitglied des Umweltausschusses war bei der Vernissage der Ausstellung am Donnerstagabend. „Für mich ist das hier ein Teil der Mülheimer Identität, das muss so viel wie möglich erhalten bleiben“, sagt der Politiker. „Eva Rusch entwickelt das weiter als Künstlerin. Ich will es versuchen, als Politiker weiterzuverarbeiten.“

Die Banner werden bis zum 31. Januar an den Bauzäunen gegenüber vor dem Café Radix und Anima hängen. Im gegenüber liegenden ehemaligen Gasübergabestation der Lindgens Farbenfabrik präsentiert Rusch in einer Ausstellung die digitalen Zeichnungen und eine Multimedia-Installation. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten von Radix und Anima, freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, geöffnet. Wer an Führungen interessiert ist, könne sich gerne bei Eva Rusch melden.

Bis zum Schluss der Ausstellung sucht Rusch Patinnen und Paten für die Banner. Diese werden im Anschluss eine Tasche aus dem Bannermaterial bekommen. „Auch hier möchte ich auf Nachhaltigkeit achten“, sagt Rusch, „und so wird kein Material verschwendet und die Patinnen und Paten bekommen eine coole Tasche“.