Anwohner berichten von einem Tumult und einem Schuss am Sonntagabend in Stammheim. Vier Personen wurden festgenommen.
Mordkommission ermittelt23-Jähriger in Köln auf der Straße erstochen – Familienfehde als Auslöser?
Der Ort, an dem Jakub B. (Name geändert) starb, liegt direkt neben einer Kindertagesstätte. Nur eine Hecke trennt den Kita-Hof vom Tatort, einem schmalen Durchgang zwischen dem Netto-Supermarkt und einem Wohngebiet. Kinderlachen und Geschrei dringt am Montagmorgen herüber, während manche Anwohner der Moses-Heß-Straße in Stammheim auf dem Weg zum Einkaufen kurz stehen bleiben und innehalten. Blumen und Kerzen liegen am Boden. „Hier ist immer was los, man kommt einfach nicht zur Ruhe“, sagt ein Mann kopfschüttelnd, der seit vielen Jahren in einem der Hochhäuser ein paar Meter weiter wohnt.
Köln: Zeugin sieht Männer vom Tatort an der Moses-Heß-Straße weglaufen
Bei einer Auseinandersetzung zwischen mehreren Männern ist am Sonntagabend in dem schmalen Durchgang ein 23-Jähriger ums Leben gekommen. Anwohner hatten gegen 21.45 Uhr die Polizei gerufen, aufgeschreckt von lauten Rufen auf der Straße und einem „Schuss wie ein Donnerschlag“, wie eine Frau berichtet. Unten auf der Straße habe ein Aufruhr geherrscht. Sie habe drei Männer weglaufen sehen, einer sei verwundet gewesen, zwei habe die Polizei später gefasst.
Rettungssanitäter versuchten kurz darauf, Jakub B. zu reanimieren, aber es gelang ihnen nicht mehr. Der Mann erlag noch vor Ort seinen schweren Verletzungen. Er wurde erstochen. Ob einer der Beteiligten womöglich auch eine Schusswaffe dabei hatte und sie eingesetzt hat, ist laut Polizei noch unklar.
Wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer berichtet, seien Mitglieder zweier in einem Mehrfamilienhaus wohnender Familien in Konflikt geraten. „Zwischen den Familien schwelte wohl seit längerem ein Streit“, sagte Bremer. Ob der Streit auch Auslöser für die Tat war, sei noch unklar und Gegenstand der Ermittlungen.
Köln: Motiv für die Tat könnte ein privater Streit sein
Vier Personen wurden wegen des dringenden Verdachts der Beteiligung an einer Schlägerei vorläufig festgenommen. Zeugen wurden vernommen. Konkrete Hinweise, wer den 23-Jährigen getötet hat, gebe es noch nicht, sagte der Oberstaatsanwalt.
Auch am Montagvormittag ist die Polizei wieder vor Ort. Vor einer Häuserreihe an der Moses-Heß-Straße, unweit des Tatorts, gehen zwei Kripobeamte auf und ab, sie scheinen im Gras nach etwas zu suchen. Am Vorabend hatten Streifenbeamte die Gegend großräumig abgesperrt. Bei der Fahndung nach den Tätern hätten sie zahlreiche Häuser durchsucht, seien auch zum S-Bahnhof geeilt und in Streifenwagen durchs Viertel gefahren, erzählt ein Anwohner.
Viele hier im Viertel rätseln am Montagvormittag über das Motiv für den tödlichen Streit zwischen den beiden Familien. Es soll sich um eine Familie mit polnischem und eine mit türkischem Hintergrund handeln, heißt es. „Hier in der Gegend passiert viel mit Drogen“, weiß ein Rentner zu berichten. Teilweise werde auf offener Straße gedealt, er selbst habe das mehrfach beobachtet.
Ob die an der Auseinandersetzung beteiligten Männer tatsächlich etwas mit Drogen zu tun haben und falls ja, ob dies Anlass für die Tat gewesen sein könnte, ist derzeit aber reine Spekulation. Nach allem, was man weiß, ermittelt die Polizei aktuell eher in eine andere Richtung. Demnach könnten auch eine Liebesbeziehung zu einer Frau und Eifersucht Grund für den Streit unter den Männern am Sonntag gewesen sein. Sicher ist aber auch das nicht. Auf Anfrage machte die Polizei dazu bislang keine Angaben.