Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Schwerer UnfallKölner Sanitäter brauchten 15 Minuten, weil sie in einer Übung waren

Lesezeit 3 Minuten
Mülheimer Brücke gepixelt

An der Mülheimer Brücke kam es zu dem Unfall. (Archivbild)

Köln – Nach einem schweren Radunfall auf der Mülheimer Brücke, bei dem der Radfahrer Christian P. lebensgefährlich verletzt wurde und nach dem Vorwürfe an den Rettungsdienst erhoben wurden, ist nun klar, warum die Sanitäter später als vorgeschrieben am Unfallort eingetroffen sind. Die Besatzung des Rettungswagens war zum Zeitpunkt der Alarmierung in einer Atemschutzübung, wie die Stadt mitteilte. Diese Übung sei an jenem Freitagnachmittag im September zwar „unmittelbar abgebrochen“ worden, dennoch sei die sogenannte Hilfsfrist, innerhalb derer die Sanitäter vor Ort sein müssen, überschritten worden.

Keine anderen Einsatzfahrzeuge in Reichweite

Andere Fahrzeuge und Besatzungen seien in Einsätzen oder weiter vom Einsatzort entfernt gewesen und hätten daher länger zur Mülheimer Brücke gebraucht, heißt es. Erst nach einer Viertelstunde - also sieben Minuten zu spät – kam der Rettungsdienst vor Ort an. Christian P., der sich unter anderem eine schwere Lungenverletzung zuzog, entging womöglich nur knapp dem Tod. Die Stadt betont, dass die Rettungskräfte verpflichtet sind, regelmäßig an Fortbildungen teilzunehmen. Diese fänden selbstverständlich innerhalb der Dienstzeiten statt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Kurzzeitig hatte Christian P. nach dem Sturz in Lebensgefahr geschwebt, ein Arzt auf der Intensivstation attestierte ihm „großes Glück“, überlebt zu haben. Auch heute, mehrere Monate später, ist der 48-Jährige wegen seiner vier Rippenbrüche noch auf Schmerzmittel angewiesen. „Auch die Kurzatmigkeit ist noch da“, erzählt P., der eine schwere Lungenverletzung erlitten hatte. Wegen einer gebrochenen Schulter begann er eine Physiotherapie. Ob möglicherweise dauerhafte Schäden zurückbleiben werden, könne man jetzt noch nicht sagen. „Ich werde wohl noch lange damit zu tun habe“, befürchtet P. Ein Arzt im Krankenhaus habe zu ihm gesagt: „Der Unfall ist eine Zäsur in Ihrem Leben.“

Mit schweren Verletzungen auf der Trage transportiert

Der Rettungseinsatz hatte sich gleich aus zwei Gründen verzögert: Zum einen, weil die Einsatzkräfte später als üblich eingetroffen waren. Zum anderen, klagt Christian P., habe man ihn nicht an Ort und Stelle in einen Rettungswagen eingeladen, sondern - um einen Stau im Berufsverkehr zu vermeiden - mit seiner lebensgefährlichen Lungenverletzung, vier gebrochenen Rippen, einer gebrochenen Schulter und Platzwunde am Kopf auf einer Trage den holprigen Gehweg hinunter bis zum Fuß der Brücke gerollt und erst dort in einen geparkten Rettungswagen gelegt, der ihn in die Klinik gebracht habe. „Hier ging ganz klar der Verkehrsfluss vor Menschenleben“, klagt P.

Verkehr auf der Mülheimer Brücke seit längerem eingeschränkt

Die Mülheimer Brücke ist seit Monaten wegen einer Generalsanierung teilweise gesperrt. Der Verkehr wird über die Nordseite geleitet, Radfahrer und Fußgänger teilen sich einen Weg für beide Richtungen. Dass der Rettungswagen nicht direkt bis zur Unfallstelle vorfuhr, sei gängige Praxis während der Bauarbeiten, teilte ein Feuerwehrsprecher mit. Fahrzeuge mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen dürfen die Brücke während der Sanierung nicht befahren – und somit auch kein Rettungswagen. Denn dafür müsse der übrige Verkehr gestoppt und die Brücke in beide Richtungen komplett gesperrt werden. Dann hätten auch weitere eventuell nachfolgende Rettungsfahrzeuge große Probleme, durch den Stau bis nach vorne zu kommen. Daher würden die Rettungskräfte bei Einsätzen auf der Brücke in der Regel unterhalb der Brücke parken und zu Fuß hinauf laufen – oft gehe das schneller.