Selbst eine Lichtinstallation in einer Kirche bedienen oder Teil einer Dauerausstellung im Stadtmuseum werden: Was Besucherinnen und Besucher beeindruckte.
Kölner Museumsnacht„Diese bröseligen Steine sind das Fundament des Doms?!“
Breakdance-, Manga- und Siebdruck-Workshops, Schokoladenverkostungen und historische Kostümführungen: Die Kölner Museumsnacht hat am Samstagabend mit einem vielfältigen Programm zum 23. Mal Besucherinnen und Besucher in Museen, Atelierhäuser, Galerien, Bunker und Hinterhöfe der Stadt eingeladen. Insgesamt 52 Orte der Kunst waren bis zwei Uhr geöffnet. In der City, City-Nord, der Schäl Sick, Südstadt und dem Kölner Westen gab es Ausstellungen, Führungen, Konzerte, Workshops, DJ-Sets und Lesungen zu erleben.
Szenen des Abends:
Unter dem Kölner Dom tummeln sich Menschen in der archäologischen Ausgrabungsstätte, die in dieser Nacht von den Besuchern und Besucherinnen auf eigene Faust erkundet werden. Es ist kühl, es riecht nach Weihrauch, die Orgel ist zu hören. „Diese bröseligen Steine sind das Fundament des Doms?!“, fragt eine Frau unsicher. „Keine Sorge, die halten noch lange durch“, beruhigt eine Archäologie-Studentin, die vor Ort bereitsteht, um Fragen zu beantworten.
Wie eine Schau emotional wird
Im Kölnischen Stadtmuseum werden den Besuchern und Besucherinnen derweil Fragen gestellt, die sie als Teil der Dauerausstellung beantworten können: „Was lieben wir? Was verbindet uns? Was macht uns Angst?“ Besucherin Hannah, 28, zeigt sich bewegt von den unterschiedlichen Antworten: Von der Angst, mit dem Fahrrad zu fahren in der Stadt, bis sich davor zu fürchten, Verwandte wiederzusehen, scheint alles dabei. „Für mich macht das die Ausstellung emotional.“
Ein ebenfalls interaktiver und neu ernannter Kunstort ist das House of Bates, das am Abend diverse Kulissen für Fotos bereitstellt. Die Besucher posieren in einer Telefonzelle umgeben von Dschungel-Pflanzen, steigen für ein Foto gemeinsam in den Boxring oder machen Selfies im Bett eines luxuriös eingerichteten Schlafzimmers. An einem Pokertisch zeigt die 30- jährige Pia vollen Einsatz: Sie schmeißt Geldscheine in die Luft, während ihre Freundin für den passenden Schnappschuss mit Handykamera sorgt. Es funktioniere gut, hier gemeinsam den Alltag zu vergessen. Einmal nicht funktionieren zu müssen, sondern Spaß zu haben und mit Leuten zusammen zu kommen, die in der Kunst Inspiration suchten – das sei Motivation genug, Orte wie diesen in der Nacht der Museen aufzusuchen, sagt sie.
Welche Kämpfe Köln gegen Ratten führte
Im Historischen Stadtarchiv gegenüber führt Kuratorin Fanny Haker eine Gruppe Besucher von Vitrine zu Vitrine. Zur Ausstellung „Kölner Tiere zwischen Käfig und Körbchen“ erklärt sie nicht nur geschichtliche Fakten, beispielsweise welche Kämpfe bereits gegen Ratten in Köln geführt wurden, sondern auch, wie das Archiv seine Bücher aktuell vor Schädlingen schützt. Die Dauerausstellung informiert über die ambivalente Beziehung zwischen Mensch und Tier, thematisiert Ideen und Regularien, die das Zusammenleben in der Millionenstadt Köln über die Jahrhunderte prägten.
Einige Meter weiter lädt die Kirche Hl. Johannes zu einer interaktiven Licht- und Ton-Installation ein. „Wow! Fühlt man sich mächtig!“, staunt die 56-jährige Ute aus Köln, die in der Krypta steht und mit einer kabellosen Spielkonsole mehrere Lichtkegel im Raum der Kirche gleichzeitig steuert. Mit einer schnell ausgeführten 90 Grad Drehung des Scheinwerfers lässt sie den Altar aufleuchten. Ein wenig „spooky“, findet ihre Freundin, die fröstelnd danebensteht. Als langjährige Museumsnacht-Besucherinnen haben beide gezielt diesen neuen Ort im Programm angesteuert. Grundsätzlich nähmen sie aber eher das mit, was für sie gut erreichbar sei und wo man wenig anstehen müsse. Denn egal welche Station, neue Sachen gebe es immer und überall zu entdecken.
„Die Nacht der Museen ist für uns als Museum sehr wichtig, da wir an diesem Abend andere Menschen als sonst mit der Kunst erreichen“, so der Direktor des Museum Ludwig, Yilmaz Dziewior. An der Treppe zur ersten Etage der Ausstellungsräume stehend erklärt er einem Besucher das Werk der Künstlerin Kresiah Mukwazhi, das seit einem Monat den Treppenaufgang ziert: Hunderte BH-Träger, die nebeneinander aufgereiht eine Art schwarzen Wandteppich bilden. Eine feministische und kolonial-kritische Arbeit, die den Export von Altkleidern aus Europa thematisiert. Es lohne sich, so der Direktor, das Werk sowohl aus der Nähe als auch aus der Ferne zu betrachten – und das nicht nur in der Nacht der Museen.