Kölner Straßenmusiker Danny„Stelle mich provokativ in die Mitte der Schildergasse“
Köln – Die Straße ist sein musikalisches Habitat: Singer-Songwriter Danny Latendorf, der sich als Künstler aber Danny nennen lässt, spielt zwar mittlerweile auch auf Konzertbühnen, doch der wahre Nervenkitzel warte immer noch zwischen Apple-Store und Starbucks auf ihn: in den Einkaufsmeilen der Großstädte. „In Köln spiele ich am liebsten auf der Schildergasse, weil da die meisten Menschen sind. Ich finde es cool, mich dann provokativ in die Mitte zu stellen, und die Leute müssen stehen bleiben. Das ist der Trick“ sagt der 27-Jährige.
Als er mit zwölf Jahren mit der Musik anfing, habe er nicht an Unterricht gedacht – sondern wollte gleich herausfinden, ob er die Menschen auf der Straße erreicht. Gerade ist der Sänger, der seit drei Jahren in Köln lebt, wieder auf Straßenmusik-Tour: Den nötigen Aufwind dafür hat er durch seinen Auftritt bei der Netflix-Show „Sing on“ bekommen, die seit August auf dem Streaming-Dienst zu sehen ist. Bei dem Karaoke-Singwettbewerb (moderiert von Palina Rojinski) wird gemessen, inwieweit die sechs Teilnehmer ihre Töne treffen. „Wie Sing-Star auf hohem Niveau“, sagt Danny. Für ihn berge die Show auch die Chance, international bekannter zu werden.
Danny war ein Jahr wohnungslos
Ohnehin bewegt sich der Musiker leichtfüßig auf globalem Terrain. Er ist einer, der viel herumgekommen ist. Israel, New York, Minden. Norwegen, Amsterdam, Düsseldorf. Vor Jahren entschloss er sich sogar dazu, das Reisen zu seiner provisorischen Heimat zu machen und für ein Jahr komplett auf eine Wohnung zu verzichten – im Gepäck einzig seine buntbemalte Gitarre, die sein Markenzeichen geworden ist, und ein paar Kleider. „Ich habe in Hostels geschlafen, bei Freunden, im Zelt oder in meinem Auto“, erzählt der Musiker, der sich daran erinnert, wie befreiend es gewesen sei, so zu leben. „Wie im Urlaub, nur ohne Deadline“.
Für Angst sei keine Zeit gewesen, ein Bett habe er immer gefunden, notfalls habe sein kleiner Fiat reichen müssen. „Ich habe nie auf der Straße geschlafen, das war aber auch nicht die Erfahrung, die ich machen wollte. Und wenn ich mal Ruhe brauchte, konnte ich immer zu Freunden gehen“.
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250 Konzerte in dem Jahr, immer auf dem Sprung – irgendwann war es dann genug. In der Weihnachtszeit drängte sich ihm die Frage nach einem Zuhause dann doch auf. Sich zurückziehen, das könne in einem Schlafsaal mit 40 anderen Menschen eben nicht gelingen. „Was kann ein Zuhause für mich sein?“, fragte er sich also.
Doch wer Danny nach dem Ort fragt, der ihm seelische Höhepunkte verschafft hat, bekommt eine rasche, bestimmte Antwort: New York, das sich für ihn anfühle wie der gleichnamige Song von Alicia Keys. Eine erschlagende Beziehung, die im Inneren stets pulsiert. Bedrückend wie die hohen Wohnhausblöcke und das stundenlange Gehen in dieser scheinbar endlosen urbanen Szenerie.
Größere Konkurrenz unter Straßenmusikern in Köln
„Wir haben eine Hassliebe. Wenn ich ein paar Wochen dort bin, merke ich, dass man dieser Stadt nicht entkommen kann. Dann bin ich froh, wenn ich wieder in Deutschland bin. Nach ein bis zwei Monaten will ich dann aber wieder zurück“. Nicht zuletzt weil er seiner Passion dort viel entspannter nachgehen kann: „In New York gibt es nicht die Konkurrenz von Straßenmusikern wie hier, weil alle in einen bestimmten Spot wollen. Klar gibt es Hotspots, im Central Park aber läuft man allein schon zwei Stunden rum. Ich stand schon am Times Square, am Broadway, in der Nähe der Freiheitsstatue.“ In Köln strömten hingegen alle in den einen umkämpften Hotspot. Manch einer greife sogar zu unsolidarischen Mitteln und benachrichtige das Ordnungsamt, weil er sich einen bestimmten Platz schon ausgesucht hätte.