Der Kölner Frauengeschichtsverein macht mit einer App auf die Leben von jüdischen Frauen in Köln aufmerksam.
Anlass ist das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Die App informiert über den Zeitraum vom frühen 13. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert.
Köln – Die neue App „Orte jüdischen Frauenlebens in Köln“ bietet Wissenswertes zu 30 Orten und Lebensgeschichten jüdischer Frauen. Es ist ein Projekt des Kölner Frauengeschichtsvereins. Es entstand im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Die Spurensuche reicht vom frühen 13. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. Die App informiert auch über das Leben von Exilantinnen und über Kölner Opfer der Shoa. Dargestellt werden überwiegend Einzelbiografien, daneben tauchen Vereine wie der Israelitische Frauenverein und der Verein der jüdischen Krankenpflegerinnen auf.
Zu fast jeder Station gibt es ein Hörbeispiel und eine kleine Fotogalerie. Die informativen Geschichten zeichnen sich durch exzellente und aufwendige Recherchen aus.Man kann die Texte und Wortbeiträge auf dem heimischen Sofa lesen und anhören oder sich mit Unterstützung der App zu den Orten jüdischer Frauengeschichte begeben.
Auf der Route tauchen unter anderem das Wohlfahrtshaus der Jüdischen Gemeinde, die Villa der Familie Tietz, das jüdische Waisenhaus, die orthodoxe Jawne-Schule, das Rundfunkgebäude des WDR, der jüdische Friedhof, das Hänneschen-Theater oder das Bankhaus Oppenheim auf.
Lebensgeschichten von jüdischen Frauen
Zu den Frauen, deren Lebensgeschichten beleuchtet werden, zählt zum Beispiel Klara Caro. Die Seelsorgerin betreute weibliche jüdische Gefangene im Gefängnis Klingelpütz und kümmerte sich um die Patientinnen und Patienten des psychiatrischen Krankenhauses Lindenburg.
Als im Frühjahr 1942 die Deportationen Kölner Juden begannen, begleiteten Klara und ihr Mann Isidor, ein Rabbiner, freiwillig die Mitglieder der jüdischen Gemeinde ins Getto Theresienstadt. Klara überlebte, ihr Mann und ihr Sohn Hermann wurden von den Nationalsozialisten ermordet.
Jenny Gusyk war die erste Studentin, die sich am 11. April 1919 an der neugegründeten Kölner Universität einschrieb. Ihr Studium schloss sie 1920/21 als Diplomkauffrau mit Auszeichnung ab. Die in Russland geborene Jüdin wurde Ende 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort Anfang Januar 1944 ermordet. Die Gleichstellungsbeauftragten der Universität zu Köln vergeben seit 2009 den „Jenny-Gusyk-Preis“ innerhalb der Hochschule zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern.
Zu den Pionierinnen des deutschen Rundfunks gehörte Els Vordemberge. Die Schauspielerin prägte 1927 maßgeblich das Kinderprogramm des Kölner Senders WERAG (Westdeutsche Rundfunk AG). Gleich zu Beginn der Herrschaft der Nationalsozialisten 1933 erhielt sie Hausverbot im Funkhaus an der Dagobertstraße. Die Jahre bis 1945 überstand sie gemeinsam mit ihrem Mann Friedrich in verschiedenen Verstecken. 1946 kehrte sie zum NWDR (ab 1956 WDR) als Redakteurin und Leiterin des Kinderfunks zurück.
App-Logo zeigt Designerin Bertha Sander
Das Logo der App ist eine Grafik von Janine Kaiser nach einer Zeichnung von Dagobert Peche. Es zeigt die Designerin Bertha Sander. Sie war eine der ersten Innenarchitektinnen in Deutschland. 1936 emigrierte sie nach London und kehrte nie wieder in ihre Heimatstadt Köln zurück. Das NS-Dokumentationszentrum erinnerte 2014 mit der Sonderausstellung „Ein ganzes Leben in der Hutschachtel“ an die Gestalterin.
Die Projektleitung für die „Orte jüdischen Frauenlebens in Köln“ lag in den Händen von Irene Franken für den Kölner Frauengeschichtsverein. Die Synagogengemeinde Köln hat das gesamte Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ organisiert. Die App kann in einem App-Store oder direkt auf der Internetseite des Frauengeschichtsvereins über einen QR-Code kostenfrei heruntergeladen werden.