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Gymnasium in Köln-DeutzNeue Schule fertig in Rekordbauzeit – Konzepte für ganzheitliches Lernen

Lesezeit 4 Minuten
Das Innere des neuen Deutzer Gymnasiums.

Im Inneren des neuen Deutzer Gymnasiums dominieren Eichenholz und andere Naturmaterialien.

Nachhaltig und innovativ: Die Schule startet im neuen Schuljahr und stellt sich vor.

Noch werkeln sie auf der Baustelle des neuen Gymnasiums Brügelmannstraße in Deutz wie die Heinzelmännchen. Doch im Innern hat die neue Schule bereits Gestalt angenommen – und auch das pädagogische Konzept des vierzügigen inklusiven Gymnasiums steht pünktlich zum Beginn der Informationsabende für die Viertklässler.

Dabei ist der Bau, in dem in der Endausbaustufe einmal 1000 Schülerinnen und Schüler lernen sollen, in jeder Hinsicht bemerkenswert: Mit einer Rekordbauzeit von nur zweieinhalb Jahren werden hier neue Maßstäbe im Kölner Schulneubau gesetzt: „Wir sind im Oktober 2022 gestartet und planen, der Stadt schon im kommenden April die Schlüssel zu übergeben“, verspricht Ralf Lindenbach, Projektleiter beim Generalunternehmer Züblin. Dann hat die Schulgemeinschaft Zeit genug, in Ruhe einzuziehen, um nach den Sommerferien 2025 die ersten 120 Fünftklässler zu begrüßen.

Investorenmodelle als Königsweg im Kölner Schulbau

Die Schule wird im Investorenmodell von einem Generalunternehmen erstellt. Bauherr ist die Kölner Ulrich Beckmann Real Estate. Das Grundstück gehört ebenfalls dem Investor, gebaut wird aber nach den inhaltlichen Vorgaben der Stadt. Die wird das Gymnasium dann nach der Fertigstellung ab dem Schuljahr 2025/26 für zunächst 28 Jahre von dem Investor mieten. Nach demselben Modell werden derzeit für 16 weitere Standorte Investoren gesucht, die Schulen bauen.

Die kommissarische Schulleitung mit Baustellenhelm.

Der kommissarische Schulleiter Marcel Sprunkel und seine kommissarische Stellvertreterin Victoria Schoeneberg auf der Baustelle.

Der Bau in Deutz ist eine moderne Clusterschule mit drei sogenannten Lernhäusern, die nach den neuesten pädagogischen und energetischen Standards errichtet wird. Parallel dazu entsteht in direkter Nachbarschaft ein dazugehöriges Büro- und Sportgebäude mit zwei Zweifachsporthallen übereinander.

Wer die großzügigen, hellen und schon nahezu fertigen Räume betritt, kann sich vorstellen, dass Lernen hier Freude macht: Die lichten, hohen Räume haben riesige, bodentiefe Fenster aus Eichenholz. Auch sonst dominieren an den Wänden wertiges Eichenholz und naturbelassener Recyclingbeton. Die Böden sind aus Naturkautschuk. Die Architektur verbinde durch die gewählten Materialien eine Reizreduzierung mit einer konzentrierten und zugleich warmen Atmosphäre, erläutert Architekt und Projektleiter Marcus Krämer. Große Fenster – auch hin zu den Fluren – sorgen für Transparenz. Die sehr breiten Flure heißen hier Lernboulevards.

Das Gymnasium Brügelmannstraße von außen

Die Schule entstand auf einer ehemaligen Industriebrache.

Jede Jahrgangsstufe hat ihren eigenen Cluster mit Klassen- und Differenzierungsräumen, aber auch Teeküchen und Aufenthaltsmöglichkeiten. Auch auf den Fluren und auf den Fensterbänken kann in vielen Nischen in Kleingruppen gelernt werden. Eine große Aula, die moderne Mensa und das Lehrerzimmer mit Außenterrasse sind im Erdgeschoss angesiedelt. Die künftige Oberstufe wird im Obergeschoss untergebracht sein – mit Blick auf den Dom und den Rhein.

Das Bauleitungsteam

Projektleiter Ralf Lindenbach, Architekt Marcus Krämer sowie die kommissarische Schulleitung Victoria Schoeneberg und Marcel Sprunkel.

Der kommissarische Schulleiter Marcel Sprunkel und seine kommissarische Stellvertreterin Victoria Schoeneberg (39) laufen mit Baustellenhelm durch ihre künftige Arbeitsstelle und strahlen Vorfreude aus. Der 47-Jährige ist derzeit noch Schulleiter am Gymnasium in Pesch und sieht der neuen Aufgabe mit gespannter Erwartung entgegen: „Es fühlt sich sehr sinnstiftend an, hier in so tollen Räumen das Lernen noch mal konzeptionell neu zu denken“, sagt er. Denn so eine Schule im Aufbau, die von den Fünftklässlern an Jahr für Jahr aufwächst, bietet deutlich mehr Gestaltungsspielräume als große, bestehende Systeme.

Fächerverbindender Unterricht und Lesezeit

Sie haben die neue Schule unter das Leitbild „Gemeinsam wachsen“ gestellt, das auf den Säulen Verantwortung, Teamfähigkeit und Stärkung steht. „Wir wollen die Kinder fit machen für die Welt“, so Sprunkel. Dazu gehört, dass jeder Tag im Stundenplan mit einer Stunde selbst gesteuertem Lernen beginnt, in der jeder an seinen Wochenplänen oder Projekten arbeiten kann. Fächerverbindende Unterrichtsreihen „für mehr Ganzheitlichkeit“ stehen ebenso auf dem Programm wie eine feste Lesezeit. „Mehr Zeit für das fokussierte Lesen einzuräumen, erscheint uns gerade in Zeiten von abnehmender Lesekompetenz und geringerer Konzentrationsspannen sehr wichtig“, sagt Sprunkel.

An festen Projekt- und Sozialtagen – über Kooperationspartnerschaften etwa mit Pflegeheimen – sollen die Kinder üben, auch gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen. Digitales Arbeiten mit einer 1:1-Ausstattung mit Tablets soll verbunden werden mit analogen Fertigkeiten und durchgehender Medienerziehung. Demokratie- und Umwelterziehung stehen ebenso auf dem Programm wie der Umgang mit KI. Starten wird die Schule mit einem Kernteam aus acht bis neun Lehrkräften. Parallel dazu wird in das neue Schulgebäude auch die neue Gesamtschule für den Stadtbezirk Kalk mit den kommenden Fünftklässlern hier bis zur Fertigstellung ihres Gebäudes im Interim einziehen, sodass gleich zwei Schulen von dem Neubau profitieren.

Interessenten können sich auf einem Infoabend am 13. November um 19 Uhr in der Werner-von-Siemens-Schule Deutz, Eitorfer Straße 18 über das neue Gymnasium Brügelmannstraße informieren.

www.gymnasium-bruegelmannstraße.de