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Neues Quartier für KölnWas 2022 auf der Baustelle Deutzer Hafen passiert

Lesezeit 3 Minuten

Die Ellmühle im Deutzer Hafen

Köln – Die beiden markanten ehemaligen Mehlmühlen im Deutzer Hafen werden in den kommenden zwölf Monaten teilweise abgerissen, damit dort in Zukunft Menschen wohnen können. Der Rückbau, der am Mittwoch offiziell begonnen hat, soll der erste Baustein für die Umwandlung des Hafenareals in ein modernes Wohn- und Büroquartier sein.

Dem Baustart war eine heftige Auseinandersetzung zwischen der stadteigenen Entwicklungsgesellschaft Moderne Stadt und Stadtkonservator Thomas Werner vorausgegangen. Der Stein des Anstosses war, dass letzterer die Mühlen unter Denkmalschutz stellte, so dass es aus Sicht der Verantwortlichen von Moderne Stadt kaum möglich gewesen wäre, diese in Wohnungen umzubauen. Deshalb klagte die Stadttochter gegen die Stadt – ein ungewöhnlicher Vorgang, den es so zuvor noch nicht gegeben hatte.

Am Mittwoch demonstrierten Stadtkonservator Thomas Werner und Moderne-Stadt-Geschäftsführer Andreas Röhrig vor dem Mühlenkomplex stehend hingegen vorweihnachtliche Harmonie. „Die Mühle ist ein wichtiges Denkmal dieser Stadt – sie steht hier seit 116 Jahren und wird auch weitere 116 Jahre hier stehen“, sagte Werner. Er verwies auf die stadtbildprägende Wirkung der beiden markanten Bauwerke, die insbesondere vom linksrheinischen Rheinufer betrachtet Deutz prägt.

Außergerichtliche Einigung über den Denkmalschutz

Die Moderne Stadt und der Stadtkonservator fanden einen Kompromiss, so dass die Klage fallengelassen werden konnte. Im Rahmen der außergerichtlichen Einigung erkannte Werner an, dass sechs der Silos umgenutzt werden müssen, um eine sinnvolle Aufteilung zu ermöglichen. Der Abbruch bezieht sich zudem lediglich auf Teile des Mühlenkomplexes, die nicht unter Denkmalschutz stehen. Das betonte Baudezernent Markus Greitemann ausdrücklich, nicht ohne zu erwähnen, dass der Stadtkonservator mittlerweile seinem Dezernat untersteht und nicht mehr dem Kulturdezernat, wie es vorher der Fall war.

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„Wir werden hier ein neues Quartier schaffen, dass für die gesamte Bundesrepublik beispielgebend sein wird“, sagte Greitemann. Im Deutzer Hafen sollen 3000 Wohnungen für rund 7000 Menschen entstehen. 30 Prozent davon werden Sozialwohnungen sein, weitere 20 Prozent preisgedämpft. „Wir werden alt und neu miteinander verbinden, und das geht nur im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern“, sagte Greitemann.

Bürgerinnen und Bürger sollen am Projekt beteiligt sein

Für das kommende Jahr kündigte er eine Vielzahl von Beteiligungsformaten an. Von zentraler Bedeutung werde es sein, über die verkehrliche Erschließung zu diskutieren und diese zu planen. Dabei gehe es auch darum, sicherzustellen, dass die umliegenden Viertel dadurch nicht zusätzlich mit Verkehr belastet werden sollen. „Wir wollen auch erreichen, dass das neue Quartier nachhaltig und möglichst klimaneutral wird“, sagte Greitemann. Moderne-Stadt-Geschäftsführer Andreas Röhrig sprach davon, etwas „zu entwickeln, das einer Weltstadt entspricht“.

Der städtebauliche Entwurf für die Neuentwicklung im Deutzer Hafen stammt von dem Architekturbüro Cobe aus dem dänischen Kopenhagen. Im Mittelpunkt steht die Überlegung, das Areal in fünf Quartiere zu unterteilen, die nacheinander oder wenn nötig auch parallel zu einander entwickelt werden können. Vier der fünf Baufelder werden entweder eine Aussicht auf den Hafen oder den Rhein bieten und mit mindestens einer Seite an einen besonderen Freiraum grenzen. So sollen grüne Gassen, Quartiersplätze, Parks und ein Marktplatz entstehen. Die größten Freiräume werden die Hafenpromenade und die Poller Wiesen sein. Die nördliche Spitze soll Platz für einen Stadtteilgarten mit Sportfeldern und einer Skateanlage bieten.

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Cobe überarbeitete seine Pläne für die Neugestaltung des bisherigen Industrieareals zwischenzeitlich und will nun auf der westlichen Seite ein Freibad bauen. Das Schwimmen im Rhein ist an dieser Stelle aus Sicht der Stadt möglich und ungefährlich. Zuvor war geplant, am Fuß des Hafenbeckens eine Art Pool zu installieren, der als Schwimmbad dienen sollte. Die Architekten verzichteten jedoch darauf, weil sich das vorgesehene Einhängen eines Wasserbeckens für einen ebenerdigen Pool als technisch aufwendig und teuer herausstellte.