Neues Zentrum in Köln-NiehlWo Menschen mit psychischen Erkrankungen Hilfe finden
- Im Kölner Norden ist ein großes neues Zentrum für psychische Erkrankungen entstanden.
- Weitere Projekte sind in Planung. Welche Angebote finden Erkrankte und ihre Angehörigen dort? Ein Überblick.
Köln – „Noah“ ist neu: Mit der Eröffnung der psychiatrischen Aufnahme- und Akutstation vor einigen Wochen ist der Auf- und Umbau der Abteilung für Seelische Gesundheit im St.-Agatha-Krankenhaus in Niehl abgeschlossen. Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit ist in den zurückliegenden drei Jahren im Kölner Norden ein kleines Zentrum zur Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen entstanden.
„Wir haben in dieser Zeit sehr viel bewegt – im wahrsten Wortsinn. Es ist kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Das ganze Haus ist verändert worden, auch baulich. Alle Stationen sind einmal umgezogen und modernisiert worden“, sagt Geschäftsführerin Susanne Jost. Etwa 2,5 Millionen Euro hat die Trägerin, die Stiftung der Cellitinnen, investiert.
Zug um Zug sind vier Stationen (je zwei psychosomatische und zwei psychiatrische), eine psychiatrische Institutsambulanz (PIA) und eine Tagesklinik als Neubau entstanden. Das St.-Agatha-Krankenhaus verfügt über 174 Planbetten, davon entfallen auf die Psychiatrie und Psychosomatik 55 Betten, hinzu kommen 16 Plätze in der Tagesklinik. Das wird nach Einschätzung von Geschäftsführerin Jost und Chefärztin Dr. Susanne Kowohl kaum reichen. „Noch 20 Betten auf den Stationen mehr, besser 36, wären gut“, sagt Jost. Denn die Klinik steht vor dem nächsten großen Schritt.
Das St.-Agatha-Krankenhaus übernimmt für die Stadtteile Riehl und Niehl die Pflichtversorgung für Patienten über 18 Jahre, die eine Akutbehandlung nach dem Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (PsychKG) benötigen. Dazu heißt es im Gesetz: „Wenn ein Mensch sich oder andere gefährdet, kann er zwangsweise in der psychiatrischen, psychosomatischen oder kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses untergebracht werden.“ Diese Akutpatienten werden in der Regel über die örtlichen Notdienste und Leitstellen in die Klinik gebracht.
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„Wir sind im Oktober mit der Versorgung für Niehl gestartet, im November folgt Riehl. Wir werden dann für 33.000 bis 35.000 Menschen zuständig sein“, sagt Susanne Kowohl. Bisher gehörten die Bereiche zum Versorgungsgebiet der LVR-Klinik Merheim. Die Eröffnung der Station „Noah“ an St. Agatha war der fehlende Baustein, um in die Pflichtversorgung eingebunden zu werden. Die Versorgungsgebiete und die zuständigen Krankenhäuser legt das NRW-Gesundheitsministerium fest.
Die Abteilung für Seelische Gesundheit blickt auf eine lange Tradition zurück. Vor mehr als 40 Jahren wurde die Psychosomatik in Niehl – zunächst als Teil der Inneren Medizin – eingerichtet. An St. Agatha gab es lange Jahre die einzige stationäre psychosomatische Abteilung in Köln. Die Arbeit auf dem Gebiet wurde maßgeblich von Mechtildis Kütemeyer geprägt. Sie leitete die Abteilung von 1985 bis 2002 als Chefärztin.
„Ihr Geist weht noch immer in unseren Mauern. Es kommen häufig Patienten zu uns, die in den 1990er Jahren wegen einer Krise bei Frau Kütemeyer in Behandlung waren und nun wiederkommen, weil ihnen damals so gut geholfen wurde. Das ist eine Art von Bindung, die ein relativ überschaubares Haus wie St. Agatha möglich macht“, sagt die jetzige Chefärztin Kowohl.
Neue Akutstation in Köln-Niehl: Fast alle Zimmer sind Einzelzimmer
Die Psychiaterin und Psychotherapeutin kam 2016 ans Haus und leitete den Aufbau der Psychiatrie und die Weiterentwicklung der Abteilung ein. Mit dem Ergebnis ist sie sehr zufrieden. „Wir behandeln das gesamte Spektrum der psychischen Erkrankungen.“
In dem Zusammenhang kommt der Akutstation „Noah“ eine bedeutende Rolle zu. Es gibt einen eigenen Aufnahme- und zwei Überwachungsbereiche sowie Gemeinschafts- und Gruppenräume. Nahezu alle Zimmer sind Einzelzimmer. Auf der Station wird die Bezugspflege angewandt. Chefärztin Kowohl erläutert, was darunter zu verstehen ist: „Wir wissen in der modernen Psychiatrie, dass sich über die Milieugestaltung sehr viel verbessern lässt.
„Psychiatrische Intensivstation“: Vom Kernbereich in die Peripherie
Ich finde es ganz schwierig, jemanden akut auf einer Station aufzunehmen und ihn, wenn es ihm besser geht, auf eine andere Station zu verlegen. Denn damit wechselt ja komplett das Bezugssystem.“ In der Aufnahmestation gebe es eine Art psychiatrischer Intensivstation mit zwei Zimmern, ein innerer, geschützter, abgetrennter Bereich.
Zudem gebe es zehn Betten in der offenen Peripherie. „Das Konzept basiert darauf, dass jemand in einer akuten Krise im Kernbereich betreut wird und später in die Peripherie wechselt. Ergo bleibt er auf der Station und im vertrauten Bezugssystem. Das halte ich für einen unglaublichen Fortschritt in der Behandlung“, so Kowohl.
Ein paar unerledigte Punkte stehen noch auf dem Wunschzettel der Verantwortlichen. Das ehemalige Schwesternwohnheim, in dem derzeit die Verwaltung untergebracht ist, soll durch einen vierstöckigen Neubau ersetzt werden. Dort wäre Platz für eine Gymnastik- und Sporthalle, zwei zusätzliche Stationen und eine zweite Tagesklinik. Konkrete Pläne für das Projekt gibt es schon.
Weitere Adressen in Köln
LVR-Klinik, Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie:
Abteilungen: Psychiatrie I und II; Abhängigkeitserkrankungen und Psychotherapie Gerontopsychiatrie und Psychotherapie; Forensische Psychiatrie und Psychotherapie I und II; 17 Bettenstationen; vier Ambulanzen für Psychiatrie und Psychotherapie; zwei Suchtfachambulanzen; vier Ambulanzen für Menschen in der zweiten Lebenshälfte; vier Tageskliniken für Psychiatrie und Psychotherapie; zwei Tageskliniken für Menschen in der zweiten Lebenshälfte.
Adresse: Wilhelm-Griesinger Straße 23, 51109 Köln, Telefon 0221/89 931www.klinik-koeln.lvr.de
Universitätsklinik Köln, Klinik für Psychiatrie und PsychotherapieAbteilungen: Institutsambulanz, Tagesklinik, Stationär können in erkrankungsspezifischen Schwerpunktbereichen 105 Patienten gleichzeitig behandelt werden.
Adresse: Kerpener Straße 62, 50931 Köln, Telefon 0221/478-0
Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie:
Abteilungen: Konzentration auf ein ausgewähltes Spektrum psychischer Erkrankungen, ein besonderer Schwerpunkt sind psychische Störungen bei Menschen mit körperlichen Erkrankungen und Behinderungen; Ambulanz; Bettenstation
Adresse: Weyerstraße 76, 50931 Köln (Gebäude 763/Evangelisches Klinikum Weyertal), Telefon 0221/478-0
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalter:
Abteilungen (Auswahl): Stationäre Bereiche für Kinder und Jugendliche; Spezialambulanz für Essstörungen; Spezialambulanz Autismus; Spezialambulanz Traumatisierung; Spezialambulanz Geflüchtete; Tagesklinik für Kinder; Tagesklinik für Jugendliche; Klinikschule
Adresse: Kerpener Straße 62, 50937 Köln, Telefon 0221/478 53 37.
Kliniken der Stadt Köln, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des Krankenhauses Amsterdamer Straße (Sitz in Holweide):
Abteilungen: Zwei Kinderstationen; offene Jugendstation; Privatambulanz; Institutsambulanz; Trauma-Ambulanz; Geschützte Intensivstation; Station zur qualifizierten Entzugsbehandlung; Tagesklinik; Klinikschule.
Adresse: Florentine-Eichler-Straße 1, 51067 Köln, Telefon 0221/8907 2021www.kliniken-koeln.de
Alexianer-Krankenhaus, Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie:
Abteilungen: Allgemeinpsychiatrie; Gerontopsychiatrie; Psychosomatik; Suchtbehandlung; vier Bettenstationen psychiatrische Institutsambulanz; Tagesklinik
Adresse: Kölner Straße 64, 51149 Köln, Telefon 02203/36 91–1000www.alexianer.de
Tagesklinik Alteburger Straße, Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik:
Abteilungen: drei Bettenstationen für psychiatrische Institutsambulanz; Suchtambulanz; Tagesklinik mit vier Stationen
Adresse: Alteburger Straße 8-12, 59678 Köln, 0221/33 94 -0www.tka-koeln.de
Tagesklinik Pionierstraße, Tagesklinik für Kinder- undJugendpsychiatrie:
Abteilungen: Ambulanz; Tagesklinik; Klinikschule; EntlassmanagementAdresse: Pionierstraße 19, 50735 Köln, Telefon 0221/97 65 16-0www.tagesklinik-pionierstrasse.de