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Nina Petri dreht in Köln„Krankenhausserien vermitteln heile Welt"

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Bettys Diagnose_Network Movie_Willi Weber

In „Bettys Diagnose“ spielt Nina Petri (als Gabriele Sanchez) neben Annina Hellenthal (r., als Betty Weiss).

Köln – Wenn Nina Petri wie aktuell zu Dreharbeiten nach Köln kommt, dann ist das keine Anreise zu einem willkürlichen Arbeitsort. Es ist wie ein Besuch in der alten Heimat. „Meine allerliebsten Freunde sind in Köln, ich bin wahnsinnig gerne hier“, betont die Schauspielerin und erzählt, dass sie damals eigentlich gar nicht nach Hamburg zurück gewollt habe.

In Köln hatte Petri im Anschluss an ihre Ausbildung in der Schauspielschule in Bochum Fuß gefasst. Aber „als arbeitslose Schauspielerin ohne Einkommensnachweise“ mit zwei kleinen Kindern habe sie langfristig keine Chance gesehen. Der Zufall wollte es, dass damals im Haus ihrer Mutter in ihrer Heimatstadt Hamburg eine Wohnung frei wurde, also ging sie zurück.

„Pflegekraft klingt nach Bettenausschütteln"

Nun spielt Petri, die man sowohl aus Kinofilmen („Lola rennt“), aus etlichen „Tatort“-, „Polizeiruf“-Folgen sowie anderen Fernsehfilmen kennt – aber auch als Theaterschauspielerin und Hörbuch-Sprecherin – zum ersten Mal in einer Krankenhausserie mit. Wie ist ihr persönliches Verhältnis zu Krankenhäusern? – Eine sehr gute Freundin sei Intensivkrankenschwester, berichtet die 57-Jährige. „Das ist eine hohe Belastung und ein schwerer Beruf, der eine hohe Qualifikation erfordert.“ Das Wort „Pflegekraft“ klinge so nach Bettenausschütteln, dabei haben diese Menschen sehr verantwortungsvolle Aufgaben, und sie habe großen Respekt davor.

„Komisch“ erscheint Petri, dass „ausgerechnet Krankenhaus-Serien eine heile Welt vermitteln. „Da können die Ärzte immer alles und das sofort. Und die Schwester haben immer Zeit für einen Plausch. Dabei ist im Krankenhaus ja eigentlich nix heile. Aber es gibt diese Dramaturgie, dass alles in Ordnung gebracht – alles wieder gut wird. Das ist die frohe Botschaft, die die Zuschauer so gerne hören, obwohl damit keine Realität abgebildet wird“, sagt Petri, die selber ein Fan von „True Crime“-Darstellungen ist. „Also das Gegenteil von schön!“

Zwillingstöchter alleine großgezogen

Sie selber hat ihre Zwillingstöchter 1994 per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Nicht in einer Kölner Klinik, sondern im Vinzenz-Paletti-Hospital in Bensberg, was die beiden Mädchen ihr lange übelgenommen hätten. „Die Mutter Hamburgerin, der Vater aus Rio de Janeiro und im Pass der Kinder der Geburtsort: Bergisch-Gladbach.“

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Am Ende der siebten Staffel der ZDF-Reihe „Bettys Diagnose“ taucht Petri plötzlich als leibliche Mutter der Hauptdarstellerin Annina Hellenthal auf. Gereizt habe sie an dieser Rolle der Umstand, dass sie ihre Tochter laut Drehbuch praktisch erst als Ü-30jährige kennenlernt.

„Ich fand es spannend, sich eine Frau vorzustellen, die ihr eigenes Glück wichtiger fand“, sagt Petri, die man ab Spätsommer in der achten Staffel noch häufig sehen wird. Persönlich definiert sie „Mutterrolle“ völlig anders, als die Serienfigur. „Für mich ist das wichtigste Liebe – in flüssiger, fester und weicher Form.“ Als alleinerziehende Mutter habe sie sich stets auf ihren guten Menschenverstand verlassen und auf ihre Intuition. Ihr Eindruck von der heutigen Elterngeneration ist der, dass die jungen Mütter und Väter „immer Angst haben, etwas falsch zu machen. Diese Angst ist so groß, dass man alles absichern will.“ Das Resultat seien „Helikopter-Eltern und verzogene Kinder“. Man müsse lernen, sich selbst zu verzeihen und sich bei den Kindern für manches zu entschuldigen.