Die Tiefgarage der Wohnsiedlung Hunsrückstraße ist wegen Sicherheitsmängeln gesperrt. Mehr als 80 Stellplatz-Inhaber müssen nun draußen parken.
StellplatzkündigungGaragen-Sperrung in Bilderstöckchen löst Park-Chaos im Veedel aus

Seit Anfang September 2024 ist die zweistöckige Tiefgarage an der Hunsrückstraße gesperrt.
Copyright: Bernd Schöneck
Der Verlust ihrer Tiefgaragen-Plätze wirke sich auf die komplette Umgebung aus, ist sich die Gruppe von Mietern einig, die sich zum Pressegespräch in einer Wohnung der Siedlung Hunsrückstraße versammelt hat.
„Wenn wir alle draußen parken, brauchen wir rund 400 laufende Meter Parkfläche am Straßenrand“, unterstreicht einer der vier, die nicht namentlich zitiert werden wollen. „Durch die Parkraum-Verknappung betrifft der Fall ganz Bilderstöckchen.“ Schon jetzt bewegten sie ihre Autos möglichst wenig, um einen einmal gefundenen Stellplatz nicht wegzugeben.
Entlang der Hunsrückstraße, die vom Schiefersburger Weg im Zentrum von Bilderstöckchen abgeht und einen Bogen beschreibt, liegt eine Wohnsiedlung. Sie wurde Anfang der 1960er-Jahre vom Allianz-Konzern erbaut und besteht aus 14 Mehrfamilien-Reihenhäusern in sechs Gebäudeblöcken, sowie drei Hochhäusern mit jeweils neun Etagen. Gut zu erkennen sind die Gebäude an ihren roten Backsteinfassaden. Zur Siedlung gehört eine Tiefgarage mit zwei Etagen, die separate Ein- und Ausfahrten besitzen.
Seit Anfang September 2024 steht Garage leer
Doch die Garage mit mehr als 80 Plätzen steht seit Monaten leer: Am 3. September 2024 wurden alle Stellplatzmieter aufgefordert, ihre Autos binnen vier Tagen aus der Garage zu entfernen. Grund seien dringende Bauarbeiten; die Garage werde „für einen noch nicht bekannten Zeitraum gesperrt“. Doch größere Bauarbeiten hat niemand aus der Gruppe beobachtet. Ende November bekamen die Stellplatz-Mieter schließlich, über den Essener Immobilien-Verwalter Tectareal, die Kündigung ihrer Garagenplätze zum 28. Februar 2025 – fast sechs Monate, nachdem sie ihre Pkw entfernt hatten.
Die Gruppe spekuliert, dass die Tiefgarage abgebrochen werden soll. Schon um 2021 herum gab es Gerüchte, dass auf der Fläche der Garage, sowie der benachbarten Ladenzeile am Schiefersburger Weg 32-40, ein mehrstöckiger Wohnungs-Neubau anstehe. Die Mietergruppe verweist außerdem darauf, dass die Stellplätze ein Teil der damaligen Baugenehmigung waren.
Die Nippeser Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert hat sich bereits eingeschaltet, und bei der Stadt nachgefragt, ob die Plätze einfach so wegfielen dürften. Solange sie grundsätzlich vorhanden seien – wenn auch temporär nicht nutzbar –, spreche nichts dagegen, hieß es damals aus dem Bauaufsichtsamt. In Reaktion auf die Parksituation hat die SPD-Fraktion einen Antrag in der Bezirksvertretung Nippes gestellt, dass die Verwaltung für eine Freigabe des nahen Netto-Parkplatzes außerhalb der Öffnungszeiten auf die Handelskette zugehen möge.
Eigentümer der Siedlung ist, seit November 2022, die Seagull Portfolio GmbH & Co. KG, ein Joint-Venture der Allianz und der Heimstaden Germany GmbH, der Deutschland-Tochtergesellschaft des multinational tätigen schwedischen Konzerns mit Sitz in Malmö. Die Allianz ist mit 52 Prozent knappe Mehrheitseigentümerin, Heimstaden hat jedoch das operative Verwaltungsgeschäft übernommen.
Eigentümer-Firma: Sperrung aus Sicherheitsgründen
Ein Mehrfamilienhaus-Neubau auf dem Areal stehe nicht an, entgegnet Michael Lippitsch, Pressesprecher der Heimstaden, im Namen von Seagull. „Die Kündigungen von Stellplatzmietverträgen stehen in keinem Zusammenhang mit Neubau-Plänen für ein Mehrfamilien-Wohnhaus auf dem Areal. Wir verfolgen solche Pläne nicht.“ Der Grund der Sperrung seien vielmehr gravierende Sicherheitsmängel, die man in der Tiefgarage festgestellt habe.
Nach mehreren statischen Gutachten habe man „die Entscheidung zur Sperrung der Garage getroffen, um ein Sicherheitsrisiko für alle Nutzer der Tiefgarage abzuwenden“. Kurzzeitig stand sogar ein Abbruch der Garage im Raum, dem man durch Sofortmaßnahmen entgegenwirken konnte.
„Aktuell arbeiten wir an einem umfangreichen Sanierungskonzept, um die Garage wieder instand zu setzen. Bis dahin ist die Garage jedenfalls nicht nutzbar, daher mussten wir bestehende Verträge leider kündigen.“ Man verstehe den Unmut der Mieter, auch angesichts der Parkplatznot in der Umgebung, aber die Sicherheit ginge vor.