AboAbonnieren

Panne der Kölner Verkehrs-BetriebeNeuer Mast versperrt Radweg auf Neusser Straße

Lesezeit 3 Minuten
KVB-Mast Weidenpesch GRÖNERT

Ein Mast für die Oberleitung der KVB steht mitten auf dem Radweg der Neusser Straße.

Köln – Eine gelbe Warnlampe, eine rot-weiße Bake sowie ein Schild mit der Aufforderung „Radfahrer absteigen“: Auf diese Weise haben die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB AG) auf eine Planungspanne beim Aufstellen eines Mastes an der Neusser Straße in Weidenpesch reagiert.

Der Stahlpfeiler für die Oberleitung der Linien 12 und 15 wurde mitten auf den Fahrradweg Richtung gesetzt. Und erst nach Kritik in den sozialen Medien als Gefahrenstelle gekennzeichnet.

Die KVB erneuert seit 2019 auf der Neusser Straße die Oberleitung samt 50 Masten. Auf dem rund 1,8 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen den Haltestellen Mollwitzstraße und Wilhelm-Sollmann-Straße werden die ein halbes Jahrhundert alten, mehr als zehn Meter hohen Betonpfosten entfernt und durch kleinere Masten aus Metall ersetzt.

Fehler im zeitlichen Ablauf der Bauarbeiten

Zwar hat die Stadtverwaltung jeden einzelnen Standort genehmigt. Allerdings hätten die Verkehrs-Betriebe in dem einen Fall mit dem Aufbau noch so lange warten müssen, bis der Radweg entweder verschwenkt oder durch einen Schutzstreifen auf der Fahrbahn ersetzt ist. „Man muss einräumen, dass da ein Fehler passiert ist“, sagte KVB-Sprecher Stefan Anemüller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Bezirksbürgermeisterin in Nippes, Diana Siebert (Grüne), und der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksvertretung, Maximilian Pinnen, haben die Stadtverwaltung aufgefordert, unverzüglich für Abhilfe zu sorgen. Trotz des Warnschildes sei der Mast „gerade in der dunklen Jahreszeit eine erhebliche Gefahrenquelle für Unfälle“, heißt es in einem gemeinsam unterzeichneten Eilbeschluss.

Die Verwaltung soll einen sogenannten Pop-up-Radstreifen auf der Fahrbahn ausweisen. Damit lasse sich kurzfristig Sicherheit „für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -Teilnehmer“ schaffen.

Bezirkspolitiker fordern sofortige Abhilfe

„Egal von wem aufgestellt: Ein freches Schild mit dem Gebot »Radfahrer absteigen« zeigt allzu deutlich die Schnodderigkeit der Verantwortlichen“, sagt Siebert. „Als Bezirksbürgermeisterin will ich diesen Stil nicht durchgehen lassen. Unser Nippeser Mehrheitsbündnis aus Grünen, Linken, FDP, GUT und Klimafreunden will deutliche und schnelle Verbesserung der Radinfrastruktur im gesamten Stadtbezirk Nippes.“ Die Bezirksvertretung erwarte, dass die „vor Jahren beschlossenen Verbesserungen in Weidenpesch bald umgesetzt“ werden.

Kritik vom ADFC

ADFC-Vorsitzender Christoph Schmidt hält den Vorgang für ein Beispiel der ungleichen Behandlung von Autofahren und Fahrradfahren seitens der Behörden sowie Bauunternehmen. „An vielen Stellen stellt die Stadt Schilder, Ampelmasten und Werbesäulen einfach mitten auf Geh- und Radwege, das wäre auf der Fahrbahn jedoch undenkbar“, kritisiert der Lobbyist für Radverkehr. „Es ist noch ein weiter Weg zu einer echten Verkehrswende in den Köpfen der Beteiligten.“

Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sei, erlebt an nahezu jeder Baustelle, dass sich die Stadtverwaltung und die Baufirmen „ausschließlich auf den Autoverkehr konzentrieren und sich nicht an die Richtlinien zur Baustellenabsicherung halten“, sagt Schmidt. In Weidenpesch hätte die Stadt „selbstverständlich erst den neuen Radschutzstreifen mit einer sicheren Überleitung auf die Fahrbahn umsetzen müssen, bevor die KVB dem Radverkehr den Weg versperrt“.

Kai Lachmann, Abteilungsleiter im städtischen Amt für Straßen, kann den Unmut über die Panne an der Neusser Straße nachvollziehen. „Das ist ärgerlich gelaufen, man hätte das im Vorfeld abstimmen müssen“, sagt er.

Die Verkehrsbetriebe und die Verwaltung haben sich mittlerweile auf eine Lösung verständigt. Anfang kommende Woche soll, sofern das Wetter Bauarbeiten zulässt, in Höhe des Mastes ein Schutzstreifen auf der Fahrbahn markiert werden.

Das Schild „Radfahrer absteigen“ habe für sich allein genommen ohnehin keine verpflichtende Bedeutung, sagt ADFC-Chef Schmidt. Es sei als Zusatz nur mit einem anderen Verkehrszeichen gütig - und wohl eher der Versuch eines Bauherrn, der Haftung für eventuelle Unfälle zu entgehen.