Longerich. – Die langen, beschwerlichen Zeiten für Nutzer der S-Bahn in Longerich sind bald vorbei – schließlich soll, nach jahrelangem Warten, Ausharren und vielen bisher vergeblichen politischen Beschlüssen – der alte Bahnhof aus dem Jahr 1934 endlich auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Und dabei auch endlich seine Barrierefreiheit erhalten. Statt, wie bisher, insgesamt 41 Treppenstufen vom Bahnhofsvorplatz an der Grethenstraße bis zum Gleis überwinden zu müssen, soll man zukünftig wahlweise auch per Lift in Richtung Bahnsteig schweben können.
17 Bahnhöfe im Rheinland werden modernisiert
17 Bahnhöfe im Rheinland, zwischen Aachen und dem rheinisch-bergischen Rösrath, werden im Rahmen der „Modernisierungs-Offensive“ (Mof) 3 von NRW-Verkehrsministerium, Bahn und dem Schienenverkehrs-Zweckverband „Nahverkehr Rheinland“ (NVR) bis 2023 erneuert. Die in Longerich angestrebte, mit rund 7,3 Millionen Euro budgetierte Sanierung ist die größte Einzelmaßnahme des gesamten Paketes. Die Modernisierung wäre jedoch eine gute Gelegenheit, auch den Bahnhofsvorplatz und sein Umfeld zu verbessern, meint eine Gruppe mit Bündnis 90/Grünen-Mandatsträgern und Vertreten des Verkehrsclubs Deutschlands (VCD). Sie haben eine gemeinsame Initiative gestartet, dass man mit der Neuplanung des Platzes Ecke Grethenstraße/Militärring beginnen möge.
Antrag in der Bezirksvertretung
Ziel sei es, das Parken, die Bushaltestellen im Umfeld, Mobilitätsangebote wie Taxi, Carsharing und Radverleih neu anzuordnen, und den Platz zugleich optisch schöner zu machen. Auf der ersten Sitzung der Bezirksvertretung Nippes nach den Sommerferien, die am 19. September stattfinden wird, wollen sie den Antrag zur Abstimmung stellen. Auf einem Pressetermin auf dem Vorplateau des Bahnhofsgebäudes stellten die Nippeser Vize-Bezirksbürgermeisterin Regina Bechberger, der Nippeser Grünen-Fraktionschef Helmut Metten, der Lindenthaler Bezirksvertreter und Verkehrsexperte Roland Schüler sowie Wolfgang Kissenbeck und Bernd Herting vom VCD ihr Konzept vor. „Der Platz müsste langfristig komplett neu gestaltet werden, damit er städtebaulich attraktiv und funktionsfähiger wird“, meinte Schüler.
Zum einen schlagen die Politiker vor, die Haltestellen der den S-Bahnhof bedienenden KVB-Busse – der 121, 125, 127 und 139 – wieder direkt an den Platz zu holen. Drei dieser Linien halten in knapp 150 Metern Entfernung, die 125 sogar auf der anderen Seite des Militärrings, was für die Passagiere lästige Lauferei und langes Warten an der Ampel zur Folge habe. „Bis vor rund 15 Jahren war das auch so, erst danach wurde die Haltestelle verlegt.“ Zweitens müssten die Mobilitäts-Angebote neu sortiert werden. „Die Bike-and-Ride-Abstellanlage sowie die abschließbaren Fahrradboxen müssen räumlich besser organisiert werden, und KVB-Leihräder sollten hier auch einen Standort erhalten, sowie Carsharing-Anbieter“, fordert Bechberger. Den Taxistand gelte es beizubehalten. „Seitdem sich kein Kiosk mehr im Bahnhofsgebäude befindet, bilden die wartenden Taxen auch eine Form der sozialen Kontrolle.“ Das momentan recht „wilde“ Parken auf dem Bahnhofsvorplatz gelte es neu zu organisieren, indem man feste Stellplätze einplane. Vielleicht bleibe dann noch Platz für etwas Grün, oder Schmuckelemente wie Wasserspiele.
Auch Lifte geplant
„Was wir aber unbedingt wissen müssen, bevor die Umplanungen beginnen ist, an welche Stelle die Lifte zum Gleis platziert werden“, merkt Schüler an.Auf jeden Fall sollte die Bezirksvertretung Nippes darauf bestehen, die Baupläne zu sichten, bevor sie endgültig beschlussreif werden, meint die Runde. Was die Planungen jedoch erschweren dürfte: Entgegen allgemeiner Annahme ist nicht nur das Bahnhofsgebäude inklusive der Treppenstufen und des Podests im Eigentum der Bahn, sondern der gesamte Vorplatz. „Es ist nicht nur das Bahnhofsgebäude, das ganze Gelände ist in DB-Eigentum“, heißt es von der DB-Regio-Pressestelle NRW auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch was die zukünftigen Lifte betreffe, stehe man noch am Anfang der Planungen. „Ein genauer Standort ist noch nicht bekannt“, so die Sprecherin.