Werkstatt der „Wunschnachbarn“Das Repair-Café in Köln-Nippes steht für Nachhaltigkeit
Köln-Nippes – Dieser Toaster ist so etwas wie der Schrecken der Nachbarschaft. Bereits zweimal sorgte er mit seinen dichten Qualmwolken, die zur Terrassentür und zur Straße herauszogen, für Panik: Weil die Einrast- und Auswurf-Automatik des Geräts defekt ist, muss man den Drückerhebel während des Röstvorgangs entweder minutenlang händisch unten halten – oder aber ein Buch darauf stellen, das ihn beschwert.
Wenn man sich hierzu entschließt, kann man ja noch mal eben schnell ans Telefon gehen, oder E-Mails checken, oder etwas durchs Wohnzimmer räumen ... und ein paar Minuten später ist es dann auch schon passiert: Der etwas strenge Geruch und die Rauchentwicklung erinnern dann daran, dass der Toast bereits weit mehr als fertig geröstet ist.
Köln-Nippes: Repair-Cafés in der Werkstatt der Hausgemeinschaft „Wunschnachbarn“
Bei diesem Fall konnte im ersten Anlauf selbst das versierte Team des Repair-Cafés in der Werkstatt der Hausgemeinschaft „Wunschnachbarn“ auf dem Clouth-Gelände nicht helfen – was eine große Ausnahme ist. Der Grund: Der Hersteller des No-Name-Modells, mittels Prämienpunkten aus einem bekannten Bonuskarten-System erworben, hat das Gehäuse mit einer extrem unüblichen Dreikant-Schraube versehen; das Gerät ist nicht auf Anhieb zu öffnen.
„Das begegnet uns in dieser Art häufig“, erläutert das Werkstatt-Team um Wolfgang Kasper, Jörg vom Stein und Heinz Trümpler im Keller des „Wunschnachbarn“-Hauses, Auf dem Stahlseil 7.
„Ein Fall von geplanter Obsoleszenz“
Mehr als 200 Schraubendreher-Spitzen sind in der Werkstatt auf Lager – doch für diesen Schrauben-Typ ist der Aufsatz nicht dabei. „Wir vermuten, dass Hersteller Verbrauchern die Reparatur bewusst schwer machen, damit man direkt neu kauft anstatt repariert. Für uns ist der Fall auch ein Fall von geplanter Obsoleszenz“ – also von programmierten Defekten oder bewusster Animation zum Wegwerfen durch ein unnötiges Erschweren der Reparatur.
Ansonsten lief die dritte Auflage des „Repair-Cafés“, das die Baugruppe seit Oktober monatlich anbietet, höchst erfolgreich: Unter anderem drei Nähmaschinen, zwei Staubsauger, ein Heizlüfter sowie unzählige Fahrräder und Kleingeräte konnte das Team im Keller wieder flott machen.
Kölner „Repair-Café“ repariert auch kaputte Kleidung
Währenddessen wurde auch im Gruppenraum im Erdgeschoss der Anlage fleißig gewerkelt: Dort surrten die Nähmaschinen und sausten die Nadeln. Dem Team um Nähmaschinen-Experte Jacques gelang es, einen ganzen Berg kaputter Kleidung zu flicken, den die Nachbarn und Interessenten mitgebracht hatten.
„Wir sind froh, dass unser Repair-Café so gut angenommen wird“, erläutert Wunschnachbarn-Gruppenmitglied Peter Heinzke, der mit seinen Hausgenossen auch zu Kaffee und Plätzchen einlud. Auch als Beitrag zu Nachhaltigkeit, bewusstem Konsum und Umweltschutz gedacht, kann man defekte Haushaltsgeräte, Räder, Holzgegenstände und Textilien vorbeibringen.
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Man meldet sich im Erdgeschoss an, erhält einen Reparatur-Laufzettel; gemeinsam wird dann – auf Spendenbasis kostenlos – ein Reparaturversuch unternommen – der meist erfolgreich ist, wenn es nicht der Hersteller trickreich zu verhindern wusste.
Und in Sachen des Toasters ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: Der sportliche Ehrgeiz des Teams ist geweckt, das Dreikant-Schraubenzieherset bereits bestellt und unterwegs – für die vierte Auflage des Repair-Cafés, zu dem die Wunschnachbarn am 31. Januar des neuen Jahres herzlich einladen; erneut von 16 bis 19 Uhr.