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„Dramatischer Schulnotstand“Nippes soll Gymnasium und Gesamtschule bekommen

Lesezeit 4 Minuten
Mehr als 200 Gäste hatten sich zur Zeremonie vor dem Neubau des DKG versammelt.

Vor wenigen Tagen wurde am Dreikönigsgymnasium Richtfest gefeiert.

In Köln-Nippes soll neben dem beschlossenen Gymnasium mindestens noch eine Gesamtschule gebaut werden. Im Bezirk beginnt jetzt die Standortsuche.

Die Grundstückssuche im Stadtbezirk Nippes zum Bau von neuen Schulen wird ausgeweitet: Neben einem Platz für das noch zu gründende vierte Gymnasium von Nippes, wie vor einigen Monaten beschlossen, soll daneben nun auch eine weitere Gesamtschule entstehen – eventuell sogar zwei.

Bei Enthaltung von Vize-Bezirksbürgermeister Markus Frank (Linke) beschloss die Bezirksvertretung Nippes die Vorlage aus der städtischen Gebäudewirtschaft, ein europaweites Ausschreibungsverfahren „zur Suche mindestens einer Investorin oder eines Investors mit Grundstück zur Planung und Errichtung einer Gesamtschule für den Stadtbezirk Nippes“ zu starten. Zwei Varianten der Umsetzung sieht der Beschluss vor: Die erste Möglichkeit ist der Bau von zwei Gesamtschulen mit jeweils vier Parallelklassen, sowohl in der Sekundarstufe I als auch in der Sekundarstufe II. Beide Schulen sollen Dreifachsporthallen erhalten.

Köln-Nippes: Neues Gymnasium und neue Gesamtschule beschlossen

Die Alternative wäre lediglich ein neuer Gesamtschulstandort – dafür aber ein riesengroßer: Die neu zu bauende Schule hätte in der Sekundarstufe I sieben Klassenzüge, in der Sek II noch sechs. Für den Sportunterricht soll es dementsprechend eine Fünffachturnhalle geben. Eine eigene Bedingung fügte die Bezirksvertretung Nippes in ihren Beschluss mit ein: Die zu gründende Schule – für den Fall der Variante mit zwei Standorten: eine der beiden Schulen – soll ein Lehrschwimmbecken erhalten.

Hintergrund ist die Schließung des einstigen Nippeser Bades im Jahr 2012; seitdem steht der Bezirk ohne Schwimmbad da, und der Schwimmunterricht ist durch die mitunter langen Fahrzeiten zum Lentpark deutlich erschwert. Wo die dann dritte (und eventuell vierte) Gesamtschule des Stadtbezirks entstehen wird, ist komplett offen. Es gibt lediglich Suchradien: Sollte es zur Lösung mit zwei neuen Schulen kommen, läge das Suchgebiet für einen der Standorte im Wesentlichen in Bilderstöckchen inklusive des Gewerbegebietes, sowie in Nippes, Riehl und Mauenheim.

Initiative „Die dritte Gesamtschule für den Stadtbezirk Nippes – Jetzt erst recht“

Das zweite Suchgebiet läge in Weidenpesch, Niehl und Teilen von Longerich; es würde durch die Neusser Straße im Westen, die Gürtel-Hochbahn im Süden, die Boltensternstraße und den Niehler Damm im Osten sowie die Bremerhavener Straße im Norden begrenzt. Sollte es zur Lösung mit nur einem, großen Standort kommen, kämen beide genannten Suchradien für die Schule infrage. Auch bei der vor einigen Monaten beschlossenen Suche nach einer Fläche für das vierte Nippeser Gymnasium ist es völlig unklar, wo jenes entstehen könnte. Hier ist fast der komplette Stadtbezirk Suchgebiet, lediglich mit Güterbahntrasse und Industriestraße als nördliche Grenze – was Longerich, Alt-Niehl und das Niehler Industriegebiet als Standorte ausschließt.

Mitauslöser der jetzigen Initiative war der Antrag „Die dritte Gesamtschule für den Stadtbezirk Nippes – Jetzt erst recht“ der Nippeser SPD-Fraktion von Februar dieses Jahres. Diesen hatte sie gestellt, nachdem sich der Rat Ende 2022 gegen die Nippeser Forderung ausgesprochen hatte, ein neues Gymnasium statt einer neuen Gesamtschule im Bezirk zu planen. Nun soll also beides Wirklichkeit werden. „Wir sind als SPD-Fraktion positiv überrascht, nachdem wir den Antrag eingereicht hatten“, lobte Vize-Bezirksbürgermeister Henning Meier die Verwaltung für ihre schnelle Reaktion.

„Dramatischer Schulnotstand“

Horst Thelen (Grüne) äußerte Skepsis, ob sich im Verfahren tatsächlich ein Grundstück und ein Investor finden ließen, und warb dafür, bestehende Schulgebäude umzuwidmen. „Wenn wir bestehende Haupt- und Realschulen umwandelten, würden wir sehr schnell neue Gesamtschulplätze schaffen können. Wer wirklich darauf setzt, dass sich ein Investor mit passendem Grundstück findet, ist einer Alibi-Veranstaltung aufgesessen.“

Auch Daniel Hanna (CDU) begrüßte die städtische Initiative: „Wir haben einen Schulnotstand, der wirklich dramatisch ist, ebenso, was Familien hinsichtlich weit entfernter Schulplätze zugemutet wird. Es ist jedoch richtig, dass momentan viel passiert.“ SPD-Fraktionschef Ulrich Müller unterstrich die gemeinsame Forderung nach einem Ort zum Schwimmen-Lernen. „Dass wir im Bezirk kein Lehrschwimmbecken mehr haben, ist eine Katastrophe.“

Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert trat den Sorgen entgegen, dass man in Grünflächen oder Parks eingreifen werde. Die gefundenen Standorte, sollte es diese geben, würden auf jeden Fall geprüft. „Es heißt nicht, dass jeder Standort automatisch gutgeheißen wird. Die Freifläche am Lachemer Weg wäre zum Beispiel eine schlechte Lösung“, meinte sie mit Bezug auf die große, grüne Freifläche hinter dem Dr.-Dormagen-Guffanti-Haus der Sozial-Betriebe Köln (SBK).


Schulen im Bezirk Nippes

Bislang gibt es mit der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule in Longerich, 2010 am Interimsstandort Riehl gegründet, 2013 nach Longerich gezogen und seit 2019 im eigenen Neubaugebäude, lediglich eine Gesamtschule im Stadtbezirk.

Fest geplant – und von der aktuellen Suche unberührt – ist die Gesamtschule auf dem Grundstück an der Schmiedegasse in Weidenpesch. Diese soll zunächst in einem Interim starten, dem Containerquartier im Bürgerpark-Nord, wo noch bis voraussichtlich 2024 das Dreikönigsgymnasium residiert, dessen Gebäude an der Escher Straße in Bilderstöckchen gerade generalsaniert wird.

Auch für das geplante vierte Gymnasium das Stadtbezirks – nach Leonardo-da-Vinci-, Erich-Kästner- und Dreikönigsgymnasium – gibt es laut Stadt bereits einen Interimsstandort: die Ausweichcontainer im Toni-Steingass-Park, die derzeit noch für das Barbara-von-Sell-Berufskolleg und die Edith-Stein-Realschule gebraucht werden.