Köln – Unter den städtischen Neubauvorhaben für weiterführende Schulen dürfte es das bisher wolkigste sein: Man weiß noch nicht wo, man weiß noch nicht wann – aber zumindest weiß man jetzt schon mal, was: In den nächsten Jahren soll der Stadtbezirk Nippes sein viertes Gymnasium bekommen.
Die neue Schule würde drei Parallelklassen in der Sekundarstufe I umfassen, fünf in der Sekundarstufe II, also der „Oberstufe“ ab Klasse 11. Außerdem soll eine Dreifachturnhalle entstehen. Die Bezirksvertretung Nippes hatte in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, dass statt eines Gymnasiums eine neue Gesamtschule im Bezirk Nippes entstehen solle. Aber diese Forderung übernahm der Rat nicht.
Mehr weiterführende Schulplätze in Nippes dringend erforderlich
Laut des nun im Rat verabschiedeten Beschlusstextes soll „für den Neubau eines Gymnasialgebäudes im Stadtbezirk Nippes ein europaweites Ausschreibungsverfahren durchgeführt werden“. Der Investor soll das Gebäude nicht nur bauen, sondern auch das Grundstück hierfür liefern. Als Interim soll ab dem Schuljahr 2024/25 das derzeitige Ausweich-Containergebäude des Dreikönigsgymnasiums im Bürgerpark Nord dienen, wenn dieses wieder in sein dann saniertes Stammhaus zurückgekehrt ist.
Wie die Gebäudewirtschaft argumentiert, seien mehr weiterführende Schulplätze im Stadtbezirk Nippes dringend erforderlich. Das Vorhaben rangiert in der Schulbauliste in der höchsten Prioritätsstufe. Wo genau es aber entstehen soll, ist völlig offen – es gibt lediglich einen Suchradius: Es ist der komplette Stadtbezirk, jedoch mit der Güterbahntrasse zwischen Weidenpesch und Longerich als Nordgrenze, im weiteren Verlauf der Industriestraße und der Hochbahn. Demnach wären Longerich, Alt-Niehl sowie das Industriegebiet, die Siedlung Boltensternstraße und der Niehler Hafen „außen vor“.
Gesamtschule oder Gymnasium: Bezirksvertretung lieferte angeregte Debatte
Weil Longerich nicht im Suchgebiet liegt, wäre auch die in früheren Vorlagen als Grundstück für eine weiterführende Schule erwogene „Rübenacker“-Fläche am Lachemer Weg hinter dem Dr.-Dormagen-Guffanti-Haus der SBK, aus dem Rennen.
Zuvor hatte sich die Bezirksvertretung Nippes eine angeregte Debatte geliefert, ob eine Gesamtschule oder ein Gymnasium sinnvoller wäre. „Ab dem Schuljahr 2026/27 werden wir auf einen Schlag 4500 Gymnasiasten mehr haben, das hängt mit der Rückumstellung auf G9 zusammen“, argumentierte Horst Thelen (Grüne), der anders als seine Fraktionsmitglieder für ein Gymnasium eintrat.
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Ulrich Müller (SPD) verwies dagegen darauf, dass in Köln nach wie vor jährlich rund 1000 Mädchen und Jungen mit Gesamtschul-Wunsch aus Platzmangel abgewiesen würden. „Alle Leute, die einen Gymnasialplatz wollen, bekommen letztendlich irgendwo einen, das ist bei den Gesamtschulen nicht so“, sekundierte Grünen-Fraktionschef Max Beckhaus.
Letztlich wurde der Ruf nach der Gesamtschule statt des Gymnasiums gegen CDU, FDP, AfD und Horst Thelen beschlossen. Robert Spieß (Grüne) enthielt sich. Im Rat scheiterte der Vorstoß jedoch mehrheitlich gegen SPD, Linke und die Klimafreunde-Vertreterin; die Variante mit dem Gymnasium fand danach eine einstimmige Mehrheit bei Linken-Enthaltung.