Im Jahr 2024 flog die Stadtverwaltung wieder mehr als in den Vorjahren. Sie nennt auch den Grund dafür: die Bühnen der Stadt Köln.
DienstreisenMitarbeitende der städtischen Bühnen Köln fliegen am häufigsten

Der Flughafen Köln-Bonn.
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Angestellte der Kölner Stadtverwaltung und Mitglieder des Rates haben im vergangenen Jahr die zweitmeisten Flüge in den vergangenen sechs Jahren gebucht. Das geht aus der jährlichen Statistik hervor, die die Verwaltung seit 2019 veröffentlicht, nachdem der Stadtrat das zuvor beschlossen hatte. Demnach nutzten Politiker und Verwaltungsmitarbeiter im Vorjahr 525 Mal das Flugzeug, 2019 lag die Zahl noch bei 562.
Die Stadt selbst spricht in ihrer Mitteilung an den Stadtrat von „Flügen“. Allerdings meint das nicht, dass tatsächlich jeweils 525 Flugzeuge gestartet und gelandet sind, wie ein Sprecher erklärte. Er nannte ein Beispiel: „Wenn die Oper mit 60 Leuten nach Barcelona und zurückfliegt, sind das 120 ‚Flüge‘.“
Köln: Ausgleichszahlungen an Atmosfair
Die Stadt zahlte als Ausgleich für die Flüge im Vorjahr 10.934 Euro an Atmosfair. In den Jahren davor waren es jeweils 20.100 Euro und 23.000 Euro, also mehr Geld trotz weniger Flügen. Kriterien von Atmosfair zur Berechnung sind laut eines Stadtsprechers unter anderem die Anzahl der Flüge und Reisenden, die jeweilige Flugstrecke sowie die Start- und Zielflughäfen.
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Das Unternehmen bezeichnet sich als gemeinnützige Klimaschutzorganisation mit Sitz in Berlin und schreibt: „Ein Flug verursacht CO₂. Finden Sie heraus, wie viel Sie mit Ihrem Flug verursacht haben. Dieses CO₂ spart Atmosfair in mehr als 20 Klimaschutzprojekten ein und entlastet damit das Klima.“
Zum ersten Mal in den vergangenen sechs Jahren weist die Verwaltung die Flüge der städtischen Bühnen gesondert aus, weil sie für einen Großteil der Flüge verantwortlich sind. Sie machten im vergangenen Jahr mit 375 von 525 Flügen insgesamt rund 71,4 Prozent aus.
Bühnen Köln nutzen am meisten das Flugzeug
Die Bühnen sind eine sogenannte eigenbetriebsähnliche Einrichtung der Stadt, die Statistik der insgesamt sechs Betriebe wie etwa des Gürzenich-Orchesters geht in die Statistik der Verwaltung ein. Bei den Bühnen arbeiten mehr als 850 Beschäftigte, die den Spielbetrieb von Oper und Schauspiel organisieren. Und die Bühnen sind auch für die seit 2012 laufende Sanierung am Offenbachplatz verantwortlich.
Die Stadt teilte zu den Gründen mit, warum die Bühnen 2024 so viele Flüge nutzten: „Die Teilnahme der Bühnen an internationalen Gastspielen, Koproduktionen und Festivals erfordert dienstliche Flugreisen sowohl für künstlerisches als auch für technisches Personal. Die Anzahl der Flüge variiert je nach Spielzeit und den spezifischen Erfordernissen der jeweiligen Produktionen.“
Kölner Verwaltung legte dem Rat eine unvollständige Statistik vor
Auf Nachfrage, warum die Stadt erstmals die Flüge der Bühnen extra nennt, heißt es: „Die Flüge der Bühnen wurden für das Jahr 2024 bewusst gesondert ausgewiesen, da diese den weit überwiegenden Teil der Flüge der Stadtverwaltung insgesamt ausmachen und dies transparent dargestellt werden soll.“
Im Jahr 2023 entfielen von 420 Flügen 213 (50,7 Prozent) auf die Bühnen und 207 auf die restliche Verwaltung und den Stadtrat – allerdings hat der Stadtrat davon in der offiziellen Mitteilung von Stadtdirektorin Andrea Blome nichts erfahren.
Darin heißt es: „Im Kalenderjahr 2023 wurden insgesamt 207 (Vorjahr 474) dienstliche Flüge gemeldet. Damit ist die Anzahl der Flüge insgesamt um mehr als die Hälfte reduziert worden.“ Diese Aussage stimmt aber nur, weil die Verwaltung die Flüge der Bühnen nicht mitgezählt hat.
Erst auf Nachfrage dieser Zeitung gab die Verwaltung jetzt die Flüge der Bühnen für 2023 an. In den Jahren davor hat sie die Bühnen-Flüge aber mitgezählt, sie aber nicht gesondert gegenüber dem Rat angegeben.
Zahl der Inlandsflüge reduziert
75 Flüge fanden im Vorjahr innerhalb Deutschlands statt, 60 davon entfielen auf die Bühnen. Vor sechs Jahren hatte die Verwaltung zu Flugreisen geschrieben: „In einigen Fällen ist es jedoch aus Kosten- und Arbeitszeitgründen sinnvoll, Dienstreisen mit dem Flugzeug durchzuführen. Die Flugpreise sind oftmals sogar günstiger als die Fahrkarten der DB (Deutsche Bahn, Anmerkung der Redaktion).“
Professor Stefan Diestel, Leiter des Lehrstuhls für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Bergischen Universität Wuppertal, hatte 2023 gesagt: „Auf Inlandsflüge und selbst Flüge im nahe gelegenen Europa kann man gänzlich verzichten. Inlandsflüge sind dabei nicht mehr zeitgemäß.“