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Siedlung auf dem GinsterbergStadt plant Neubau von 15 Einfamilienhäusern an der Grenze zu Köln-Longerich

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf verwahrloste Häuser mit ehemals weißen Fassaden.

Die Häuser auf dem Ginsterberg sind größtenteils verlassen und in verwahrlostem Zustand.

Die marode Siedlung auf dem Ginsterberg, an der Grenze zu Longerich, soll durch 15 Neubau-Einfamilienhäuser ersetzt werden. Hier wohnten einst Sinti und Roma.

Seit sehr vielen Jahren liegt die Siedlung Auf dem Ginsterberg 6-34 im Dämmerschlaf: Das in den 1970er-Jahren von der Stadt als Geste der Wiedergutmachung für Sinti- und Roma-Familien erbaute Ensemble aus 15 Einfamilienhäusern und einem Mehrfamilienhaus ist marode, die Häuser sind größtenteils schon lange verlassen. Nur noch acht Wohnparteien mit insgesamt 15 Personen leben hier.

Lange war unklar, was mit der Siedlung geschehen soll. Sie war damals in einfachster Bauweise errichtet worden, unter anderem mit Einfachverglasung, Kohleheizungen und ohne Keller. Eine mangelhafte Dämmung sowie fehlende Feuchtigkeitssperren im Mauerwerk haben den Verfall der Häuser zusätzlich begünstigt. Neben dem sich immer weiter verschlechternden Zustand der Gebäude trug auch die Entscheidung zahlreicher Sinti- und Roma-Familien, statt in einer eigenen Siedlung mitten in der Gesellschaft zu leben, zur schrittweisen Entleerung des Quartiers bei.

15 neue Einfamilienhäuser sollen an gleicher Stelle entstehen

Doch nun gibt es eine neue Entwicklung: Die Stadt plant, das Ensemble niederzulegen und durch 15 neue Einfamilienhäuser an gleicher Stelle zu ersetzen. Sie sollen im freifinanzierten Wohnungsbau entstehen und dem Passivhaus-Standard entsprechen. Was mit dem Mehrfamilienhaus passiert, steht noch nicht fest: Möglich wären hier ebenfalls Abriss und Neubau, oder aber der Versuch einer Sanierung.

Hierzu soll eine Machbarkeitsstudie beauftragt werden, um zu prüfen, ob das Mehrparteienhaus wirtschaftlich erhaltungsfähig ist oder ebenfalls abgebrochen und neu gebaut werden muss. Sollten die Gremien dem Projekt zustimmen, würden etwa ab 2025 die Rückbau-Arbeiten beginnen und die erneuerte Siedlung binnen zehn Jahren entstehen.

Mehrere zweigeschossige Häuser stehen an einer Wiese.

Die Häuser auf dem Ginsterberg sind größtenteils verlassen und in verwahrlostem Zustand.

Insgesamt ist das Ziel, 30 Wohneinheiten zu schaffen, in denen rund 90 Personen Platz finden könnten. Aufgrund der planungsrechtlichen Gegebenheiten – das Ensemble liegt in einem Landschaftsschutzgebiet – ist nur ein Neubau im räumlichen Bestand, an gleicher Stelle, zulässig. Die Siedlung ist relativ isoliert: Einziger direkter Nachbar ist der Kölner Schutzhof für Pferde; um die Ecke herum an der Etzelstraße liegen einige kleinere Gewerbebetriebe, hauptsächlich Autohäuser, sowie eine Kleingartensiedlung. Die nächstgelegene zusammenhängende Siedlung ist Longerich, das in rund 300 Meter Luftlinie nördlich beginnt.

21,5 Millionen Euro soll das Bauvorhaben kosten

Das Vorhaben läuft derzeit durch die verschiedenen Ausschüsse; am Donnerstag, 30. November, beschäftigt sich auch die Bezirksvertretung Nippes mit den Plänen aus dem Amt für Wohnungswesen. Abschließend soll der Stadtrat am Donnerstag, 7. Dezember, entscheiden. Das Bauprojekt ist, inklusive Abbruch- und Planungsarbeiten, mit knapp 21,5 Millionen Euro kalkuliert, im Falle der Sanierungsvariante für das Mehrfamilienhaus mit knapp 20 Millionen Euro.

Schon seit etlichen Jahren sind der Zustand der Siedlung, sowie eine Zukunftsperspektive, ein politisches Dauerthema in der Bezirksvertretung Nippes. Bisherige Versuche, das Gelände einem privaten Entwickler zu übergeben, scheiterten. Ab 2014, im Zuge der steigenden Geflüchteten-Zahlen, war im Gespräch, im Mehrfamilienhaus ein Flüchtlingsheim für bis zu 70 Personen einzurichten; das Vorhaben wurde jedoch nicht verwirklicht.

Anfang 2019 besuchte eine Gruppe aus Bezirkspolitik und Verwaltung, unter Leitung des damaligen Bezirksbürgermeisters Bernd Schößler und Bürgeramtsleiter Ralf Mayer, die Siedlung. Neben leerstehenden, absolut unbewohnbaren Häusern mit durchfeuchteten Wänden und zerstörtem Interieur besichtigte sie auch ein noch bewohntes Haus, das in vergleichsweise gutem Zustand war. Den derzeit noch verbliebenen Bewohnern soll für die Bauzeit ein Ersatzquartier angeboten werden; falls sie es wünschen, können sie in die zukünftig erneuerte Siedlung zurückkehren, wo sie einen Mietvertrag bekämen.