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Zukunftsprojekt MühlenhofIn der alten Hofanlage in Köln-Longerich soll Wohnraum entstehen

Lesezeit 3 Minuten
Sperrmüll und Bretter stehen vor einer alten rot verklinkerten Hofanlage.

Der Mühlenhof an der Ecke Longericher Straße/Wirtsgasse.

Mit einem Konzert kehrte erstmals seit Jahren wieder Leben ein in den Mühlenhof. Bald soll hier auch Wohnraum entstehen.

Das erste Konzert im historischen Mühlenhof war nicht nur für sich genommen ein Erlebnis, sondern zugleich ein denkwürdiger Moment: Erstmals nach 13 Jahren sprichwörtlichem „Dornröschenschlaf“ war die alte Hofanlage, Ecke Longericher Hauptstraße/Wirtsgasse, wieder mit Leben gefüllt.

Beim ursprünglich als Freilicht-Veranstaltung im Innenhof geplanten Privatkonzert, wegen des Dauerregens in eines der Zimmer im Gutshaus verlegt, bot der Operntenor Ján Rusko eine Kostprobe seines Könnens. Der Sänger, der schon in der Kölner Oper und der Hamburger Elbphilharmonie aufgetreten ist, spielte Stücke aus Romantik, Klassik, Oper, Operette und Volkslied, unter anderem von Beethoven, Diabelli und Schubert, sich selbst dabei mit der Gitarre begleitend.

Mühlenhof in Köln-Longerich steht unter Denkmalschutz

Im vorigen Jahr hatte die Gastgeberfamilie Best den Gebäudekomplex erworben. 2010 war die letzte Bewohnerin der aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden und seit 1989 unter Denkmalschutz stehenden Hofanlage im Alter von 92 Jahren verstorben. Seitdem stand der Mühlenhof – nicht zu verwechseln mit dem benachbarten, gleichnamigen Restaurant – mit Wohnhaus, Pferdestall, Schuppen und altem Gesindehaus leer; von außen wirkte das Gehöft völlig verwahrlost und im Garten waren Autos abgestellt.

Das Betreten der Räumlichkeiten gleicht einer Zeitreise: Im Innern hängt noch eine Ehrenurkunde der Longericher Schützenbruderschaft an einen damaligen Bewohner, die genau vor 50 Jahren verliehen wurde. Altmodische Einrichtungsgegenstände, -möbel und -accessoires dominieren. An den Wänden hängen Tapeten im ornamentalen Stil der 1960er- und 1970er-Jahre. Im Hof wachsen an einigen Stellen Bäume aus dem Backstein-Mauerwerk, die Hofanlage wurde jahrelang vernachlässigt und die Bausubstanz stark in Mitleidenschaft gezogen.

Ein Mann mit Gitarre singt, Zuschauer sitzen im Halbkreis um ihn herum.

Operntenor Ján Rusko gab ein privates Konzert im Mühlenhof.

Auch die Bezirksvertretung Nippes hatte sich in einem im Frühjahr 2022 beschlossenen Antrag, noch vor der einst anberaumten und letztlich abgesagten Zwangsversteigerung, dafür ausgesprochen, das Ensemble wiederzubeleben, notfalls mit einer Investition der Stadt – nach dem Vorbild des historischen Petershofs in Müngersdorf, wo genossenschaftlicher Wohnraum für 50 Menschen sowie eine Kita entstehen sollen.

Generationenübergreifendes Wohnen in Köln-Longerich

„Wir wollen anfangen, das Schöne auf den Mühlenhof zurückzuholen“, erläutert Best, der relativ spontan zum Sommerkonzert mit Getränken und kleinem Imbiss eingeladen hatte. Schon seit rund fünf Jahren verfolgt er, der in Niehl lebt, seine Vision, das geschichtsträchtige Ensemble wiederzubeleben; sie ließ ihn nicht mehr los – trotz der Risiken und des Wagnisses.

„Die Leute denken vielleicht jetzt noch, dass in den Räumen viel Chaos ist. Aber wir haben bereits neun 40-Kubik-Container an Unrat abgefahren; der Müll stapelte sich in den Räumen teilweise meterhoch.“ Noch schlimmer seien die in Teilen zerstörten Dächer und Gebäudebereiche, um die sich einfach nicht mehr gekümmert wurde.

Wohnprojekt: Altere Menschen, Behinderten-WG, Familien

Auf dem Hof soll perspektivisch ein gruppenübergreifendes Wohnen verwirklicht werden, mit älteren Menschen, einer Behinderten-WG und Familien. „Wie man heute sieht, kann es aber auch nicht nur Wohn-, sondern echter Lebensraum werden, wo Menschen zusammenkommen können. Wir bekommen viel positive Rückmeldung von den Anwohnern, besonders jenen, die den alten Hof noch kannten. Auch sind wir dankbar für die Unterstützung unserer Nachbarn, das motiviert auch – hier kann echt etwas entstehen“, betont er. „Wir arbeiten hart daran, dass es klappt.“

Der Hof und sein Gelände böten eine Menge an Möglichkeiten und Potenzial, auch für erneuerbare Energien. Für die langwierige Sanierung setzt er auch auf Mittel aus der Denkmalpflege. Alles Weitere wird sich in den nächsten Jahren zeigen.