Die ev. Gemeinde prüft die Zukunft des Gemeindezentrums an der Paul-Humburg-Straße. Auch ein Abbruch oder Umbau der Immanuelkirche ist denkbar.
Evangelische GemeindeWeiterbestand der Immanuelkirche in Longerich ist ungewiss
Im vorigen Jahr feierte die 1963 eröffnete evangelische Immanuelkirche an der Paul-Humburg-Straße 11 ihr 60-jähriges Bestehen. Doch die Zukunft der Kirche, wie auch die des direkt angrenzenden Gemeindehauses sowie weiteren Gebäuden auf dem Pfarrgrundstück, ist ungewiss.
In der Kirchengemeinde, seit Anfang des Jahres mit der Weidenpesch-Mauenheimer Gemeinde zur „Evangelischen Begegnungsgemeinde Köln“ fusioniert, läuft derzeit eine Standortuntersuchung, was mit den Liegenschaften in Longerich passieren soll.
Hierbei stehen auch ein Abbruch oder eine Umnutzung der Immanuelkirche in Gemeinde- oder Wohnfläche zur Diskussion. „Es besteht die Angst, dass die Kirche verschwindet“, heißt es im Umfeld der Mitglieder. Eine Unterschriftensammlung ist angelaufen; auch beim Gemeindefest am 28. September in Longerich war die Standortfrage ein breit diskutiertes Thema. Weitere Gemeindemitglieder setzen sich dafür ein, die zugrunde liegende Kalkulation nochmal gründlich zu untersuchen.
Gemeindehaus wenig ausgelastet – Hoher Sanierungsbedarf
Ziel der Überlegungen ist es, die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde zu sichern, auch vor dem Hintergrund des energetischen Sanierungsbedarfs sowohl von Kirche als auch Gemeindehaus, dessen Nutzungsquote weit unterhalb der Zielwerte liegt. Auch im Pfarrhaus an der Paul-Humburg-Straße 7a, mit Gemeindebüro im Erd- und zwei vermieteten Wohnungen im Obergeschoss, wäre eine Sanierung nötig. Auf dem Areal liegt außerdem eine 2,5-gruppige Kita in Bungalow-Bauweise, betrieben von der Diakonie.
Mit dem auf kirchliche Bauprojekte spezialisierten Projektentwickler und -steuerer Wolf R. Schlünz aus Bonn hat die Gemeinde sieben Szenarien entwickelt, wie die Gemeinde das Grundstück zukünftig nutzen könnte: Von einer reinen Status-Quo-Variante mit Sanierung und Modernisierung von Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus bis zum Abbruch aller drei Gebäude und einem Ersatz durch einen Gemeindezentrums-Neubau sowie Wohngebäude, eventuell auch einem größeren Neubau für den Kindergarten, reichen die Varianten, die bereits auf einer Gemeindeversammlung Ende Juni vorgestellt worden waren.
Voraussichtlich rund 1,3 Millionen Euro kann die Kirchengemeinde durch Rücklagen und den Verkauf ihres alten Pfarrhauses an der Neuenbaumer Straße an Eigenkapital aufbringen. Sämtliche Varianten, die einen Erhalt des Kirchengebäudes einschließen, weisen jedoch darüber hinaus noch eine Finanzierungslücke von 900.000 bis 1,5 Millionen Euro auf.
Die beiden weitestgehenden Szenarien, die einen Abbruch der Kirche und den Bau eines Mehrfamilienhauses auf deren Grundstück durch einen Investor vorsehen, kämen laut der Kalkulation – dank der vorhandenen Mittel sowie zu erwartender Miet- sowie Erbpacht-Einnahmen – dagegen ohne zusätzlich nötiges Eigenkapital aus. In diesen Tagen tritt der Bevollmächtigten-Ausschuss der fusionierten Gemeinde zusammen, der weiter über die Sache beraten will.
Zur Diskussion „Kirchen und Gemeindehäuser im Stadtbezirk Nippes – abreißen, umbauen, öffnen, säkularisieren?“ lädt die Nippeser Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert am Mittwoch, 6. November, um 18 Uhr in die Evangelische Nathanaelkirche Bilderstöckchen, Escher Straße 160, ein. Es diskutieren der frühere NRW-Landtagsvize Oliver Keymis, Kunsthistorikern Prof. Dr. Hiltrud Kier, der frühere Kölner Erzdiözesan-Baumeister Martin Struck; Pfarrerin Reinhild Widdig hält ein Grußwort. Hintergrund ist das Manifest „Kirchen sind Gemeingüter“. Der Eintritt ist frei. (bes)