Marsberge, EismondKölner schreibt Weltraum-Reiseführer – Flüge dorthin bald für alle?
Nippes – Urlaub im Weltraum, das ist das Privileg gelangweilter Milliardäre – zumindest jetzt noch. Dass der Weltraumtourismus noch in den Kinderschuhen steckt, hat den Nippeser Autor und Youtuber Tim Julian Ruster jedenfalls nicht davon abgehalten, einen Reiseführer fürs Weltall zu schreiben: In „Können wir auf Gravitationswellen surfen?“ nimmt er den Leser mit auf eine Reise von der Erde durchs Sonnensystem bis in die Tiefen des Universums.
Schüler des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums
Dabei ist Ruster kein Astronom, sondern Jurist – wenn auch mit dem Schwerpunkt Weltraumrecht. „Das ganze Wissen über den Weltraum und Astronomie habe ich mir im Planetarium angeeignet“, sagt Ruster.Als Schüler besuchte er das Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, dessen Dach nicht nur von der Kuppel einer Sternwarte geziert wird, sondern dessen Untergeschoss auch besagtes Planetarium beherbergt. „Vorher hatte ich mich gar nicht für das Thema interessiert“, erinnert er sich, „aber da wir nun dieses Planetarium im Keller hatten, dachte ich, guck dir das doch mal an – und von da an hatte mich der Weltraum in seinen Bann gezogen.“ Seit 2007 ist der 30-Jährige daher ehrenamtlich im Planetarium beschäftigt und führt samstags Besucher durch die mit Sternkarten und Bildern von Planeten des Sonnensystems angefüllten Räume. „Ich hänge also immer noch im Keller meiner alten Schule herum – so gesagt klingt das ein wenig traurig“, scherzt er.
Mit den Führungen war jedoch im Frühjahr 2020, als die Corona-Pandemie Deutschland erreichte, erst einmal unvermittelt Schluss – wie alles andere blieb auch das Planetarium geschlossen. Seine Aufklärungsarbeit über die unendlichen Weiten des Alls verlegte Ruster daraufhin kurzerhand auf seinen eigenen Youtube-Kanal. „Den hatte ich bereits einige Zeit vorher gestartet, um dort meine „Astro-Comics“ zu veröffentlichen“, sagt er – kurze, einfach gezeichnete Cartoons, die er nutzt, um Schulklassen astronomische Phänomene und Prinzipien zu veranschaulichen. „Im Lockdown fing ich dann damit an, mich auch selbst vor die Kamera zu setzen und den Weltraum zu erklären“, sagt er, „und gleichzeitig gingen meine Zuschauerzahlen durch die Decke, weil so viele Leute tatenlos zuhause saßen. So fing ich auch an, ein älteres Publikum zu erreichen.“
Das Buch
Tim Ruster: Können wir auf Gravitationswellen surfen? ist ab dem 11. Oktober im Internet erhältlich. Auf seinem Youtube-Kanal „Astro-Comics TV“ bietet Ruster neben Videos zu einzelnen Themen auch regelmäßig Live-Führungen durch das Planetarium des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums als Stream an.
Astro-Comics und Youtube-Clips
Seitdem kann er von den Einnahmen, die sein Kanal generiert, bequem leben. „Darum, dass ich nicht als Jurist arbeiten muss, beneiden mich viele meiner ehemaligen Kommilitonen“, grinst er. Seine bisherigen Astro-Comics fasste er derweil in drei Büchern zusammen, die er im Eigenverlag herausbrachte. Schließlich wurde ein Verlag auf seine Arbeit aufmerksam. „Die fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, gemeinsam ein Buch herauszubringen. Wenn ein Verlag von sich aus so etwas fragt, muss man das ausnutzen“, lacht Ruster. Mit der Idee, ein Buch über den Weltraum wie einen Reiseführer aufzuziehen, hatte er schon lange gespielt. „Ich schreibe über einzelne Planeten und andere kosmische Phänomene wie über Reiseziele und gebe Tipps für die besten Sehenswürdigkeiten, wie etwa die Marsberge, die Ringe des Saturn, oder die unterirdischen Seen auf dem Pluto“, so Ruster. „Das dient natürlich dem Zweck, dem Leser die bekannten Fakten über die jeweiligen Himmelskörper möglichst anschaulich nahezubringen.“
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Reise zum Schwarzen Loch
Dabei geht die Reise weit über die Grenzen des Sonnensystems hinaus, etwa zu Planeten anderer Sterne oder zum Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße. Auch die Illustrationen stammen von Ruster selbst. „Text und Illustrationen halten sich in etwa die Waage. Damit spreche ich natürlich vorrangig Kinder und Jugendliche an, aber prinzipiell ist das Buch für alle Ziel-und Altersgruppen geeignet“, ist er überzeugt. Mit seiner spielerischen Herangehensweise will Ruster nicht nur unterhaltsam Wissen vermitteln, sondern auch eine positive Herangehensweise fördern. „Klar, ich beschreibe Dinge, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich sind, möchte damit aber den Optimismus kultivieren, dass sie einmal möglich sein könnten“, sagt er.
Zum Eismond des Jupiters
Sein eigener Glaube an den Forscherdrang des Menschen ist jedenfalls unerschüttert. „Inzwischen gibt es viele, die sagen, dass der Mensch niemals andere Sternensysteme erreichen wird. Aber ich bin überzeugt, in gut 300 Jahren werden wir es geschafft haben. Diese optimistische Entdeckerstimmung wollte ich vermitteln.“ Könnte er sich selbst ein Reiseziel innerhalb des Sonnensystems aussuchen, würde er einen der Eismonde des Jupiters oder des Saturns wählen. „Auf dem Europa neben einem Eisvulkan stehen und den Jupiter betrachten, der den halben Himmel ausfüllt – das wäre schon eine Reise wert“, meint er.