AboAbonnieren

Sechs Etagen bieten Raum für KunstNeues Atelierhaus eröffnet in Köln-Niehl

Lesezeit 3 Minuten
Claudia Mewaldt sitzt mit einem ihrer Bilder auf einer Treppe  im Treppenhaus.

Claudia Mewaldt hat einen der größten Räume im Gebäude angemietet. Sie freut sich auf den Austausch unter Kollegen.

Das neue Atelierhaus verdoppelt die Anzahl der städtischen Ateliers in Köln. Der komplette Bedarf ist damit noch nicht gedeckt.

Das neue Atelierhaus in Köln-Niehl, mitten im Industriegebiet, bietet das, was die Kölner Kunstszene dringend benötigt: zusätzliche Atelierräume. Auf rund 5000 Quadratmetern wurden 113 Ateliers sowie zwei große Theater- und Tanzprobenräume in einem Gebäude aus den 60er-Jahren eingerichtet.

Nach umfangreichen Renovierungsmaßnahmen sollen demnächst auch Musikprobenräume hinzukommen. Am Mittwoch, 4. Dezember, wurde das Atelierhaus in der Delmenhorster Straße eröffnet.

Blick in ein leeres Atelier.

Noch sind die Räume leer, bald sollen aber die ersten Künstler einziehen.

Aktuell wirken die Räume noch recht leer, mit weißen Wänden und ohne Einrichtung. Doch bald werden die ersten Künstlerinnen und Künstler einziehen. Benjamin Thele vom Kulturraummanagement der Stadt Köln freut sich auf einen lebendigen Austausch unter den Kunstschaffenden: „In der ersten Jahreshälfte des nächsten Jahres wollen wir das Haus vollständig belegen und hoffen auf eine gute Mischung aus bildenden Künstlerinnen und Künstlern aller Richtungen sowie Raum für darstellende Künste. Das Ziel ist es, dass sie sich gegenseitig inspirieren und bereichern.“

Das Atelierhaus bietet zwei verschiedene Arten von Atelierräumen. Zum einen gibt es subventionierte Räume für fünf Euro pro Quadratmeter. Davon gebe es gut 100 Stück. Die restlichen Räume werden für rund 7,50 Euro pro Quadratmeter frei vermietet.

Die kleineren Ateliers messen etwa zwölf Quadratmeter, die größeren bis zu 80 Quadratmeter. „Ein solcher Preis wäre im Innenstadtbereich nicht möglich gewesen“, erklärt Thele und verweist auf die günstige Lage des Gebäudes.

Bezahlbarer Raum für Kunst – das Ziel der Renovierung

Die Renovierung des Gebäudes hatte das Ziel, bezahlbaren Raum für Kunst zu schaffen. Die Bauarbeiten begannen Ende 2022 und wurden Anfang 2023 abgeschlossen. Im Zuge der Renovierung wurden unter anderem 205 neue Türen eingebaut.

In seiner Begrüßungsrede betonte Bürgermeister Ralph Elster, wie wichtig es sei, erschwinglichen Raum für Künstler zu schaffen: „Kunst entsteht nicht von alleine. Sie braucht geeignete Räume und eine funktionierende Infrastruktur, um sich entfalten zu können.“

Blick über Köln aus der sechsten Etage.

In der obersten Etage können die Künstler aus ihren Ateliers auf den Dom blicken.

Dass es in Köln an solchen Räumen mangelt, weiß auch Friedrich Boell, Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Bildenden Künstler in Köln: „In Köln sind nicht nur Wohnräume knapp und teuer, auch freie Arbeitsräume sind ein rares Gut. Doch diese sind entscheidend, damit Künstler in der Stadt bleiben können.“ Boell ist zudem Mitglied des Atelierbeirats der Stadt Köln, der über die Vergabe der subventionierten Räume entscheidet.

Voraussetzung für die Anmietung eines subventionierten Ateliers ist eine professionelle künstlerische Tätigkeit und eine aktive künstlerische Praxis der letzten fünf Jahre. Ein Abschluss von einer Kunsthochschule sei ebenfalls von Vorteil, um eine gewisse Professionalität nachzuweisen. Einige der Ateliers sind derzeit noch unbesetzt.

Fünf Menschen stehen nebeneinander in einem Raum.

Waren dafür verantwortlich, dass das Projekt umgesetzt wurde: Claudia Rieck (Stadt Köln, v.l.), Dr. Jürgen Schmitz (Miteigentümer), Ralf Braun (Osmab Holding AG), Benjamin Thele (Stadt Köln) und Nicole Schmitz (Miteigentümerin)

Kritik an den neuen Räumlichkeiten gebe es aber auch. Für einige Künstler kommen die Räume erst gar nicht infrage, je nachdem, was die Kunstschaffenden machen würden. Große Bilder kommen zum Beispiel nicht durch die Türen.

Claudia Mewaldt zieht ein

Claudia Mewaldt, Fotografin aus Köln, hat bereits einen Raum im Atelierhaus angemietet. Sie suchte schon länger nach einem großzügigen Atelier: „Mein Traum war es, mich noch einmal auf eine andere Weise auszudrücken. Ich möchte meine gedruckten Fotos nachträglich mit Farbe bearbeiten“, erklärt sie.

Als Fotografin arbeitet sie oft alleine, deshalb freue sie sich darauf, sich mit den anderen Künstlern zu vernetzen: „Wir ziehen alle neu ein und es gibt noch keine festen Strukturen. Ich wünsche mir, dass es ein offener Raum wird und sich ein kreativer Austausch entwickeln kann. Ich hoffe, dass wir alle von der Energie und Kreativität der anderen profitieren und gemeinsam Neues schaffen können.“