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Prominente Absolventen, inklusive AusbildungSchauspielschule „Der Keller“ besteht seit 70 Jahren

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind Menschen mit Behinderung bei einem Kurs der Kölner Schauspielschule „Der Keller“.

Zu den Angeboten der Schauspielschule gehört eine professionelle, inklusive Ausbildung für Menschen mit Behinderungen.

Die 1954 gegründete, ehemalige Kölner „Schule des Theaters“, brachte Stars wie Gudrun Landgrebe, Heiner Lauterbach und Annette Frier hervor.

Mit dem Abstieg beginnen mitunter Höhenflüge. Davon zeugen Bühnen-Karrieren, für die an der Schauspielschule „Der Keller“ das Fundament gelegt wurde. Gudrun Landgrebe, Heiner Lauterbach, Till Schweiger, Annette Frier, Michael Degen, Eberhard Feik, Hella von Sinnen und viele weitere Persönlichkeiten gehören zu den „Kellerkindern“, die in den vergangenen Dekaden ein Millionenpublikum erreichten.

Mit 15 Preisträgerinnen und Preisträgern des Kölner Theaternachwuchspreises „Puck“ in den vergangenen 25 Jahren wird die Stätte vermutlich auch die Zukunft der Darstellenden Künste mitgestalten.

Inklusive Ausbildung für Menschen mit Behinderung

Gegründet durch das Schauspielerpaar Marianne Jentgens und Heinz Opfinger firmierte die Privatschule 1954 unter dem Namen „Schule des Theaters“. Ein Jahr darauf folgte die Umbenennung in „Theater Der Keller“. Seit 2013 befindet sich der Sitz im Stadtteil Niehl. Zuvor hatten sich die Dozentinnen und Dozenten mit dem Schauspielbetrieb des gleichnamigen Theaters Räumlichkeiten in der Südstadt geteilt.

Bedingt durch eine Sanierung des Mietobjekts auf der Kleingedankstraße kam es wieder zur Trennung der Institutionen. Seit 2014 nennt sich die Niehler Bildungsstätte „Schauspielschule Der Keller“. Seit dem letzten Jahr bietet die Einrichtung in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland im Rahmen des Projekts „Rheinkompanie“ zusätzlich eine professionelle 24-monatige inklusive Ausbildung für Menschen mit geistigen Behinderungen an.

Theater „Der Keller“ in der TanzFaktur

Mit dem zurzeit in der Deutzer TanzFaktur ansässigen Theater sei man geschwisterlich verbunden, erklärt Schulleiter Michael Meichßner. Neben den Abschlussproduktionen präsentieren sich dort sowohl Studierende als auch Absolventinnen und Absolventen dem Publikum. Mehrere Kooperationen, unter anderem mit dem WDR sowie dem Düsseldorfer Schauspielhaus, erweitern das künstlerische Spektrum.

Aktuell besuchen die Klassen 48 angehende Darstellerinnen und Darsteller. „Wir nehmen lediglich 12 Personen pro Jahr auf, um individuell mit den Leuten arbeiten zu können. Damit stärken wir die Qualität der zwei- bis dreieinhalbjährigen Ausbildungen“, erklärt Rheinkompanie-Leiterin Sabine Hahn.

Ich wünsche mir von meinen Schülerinnen und Schülern Ausdruckslust, Begeisterungsfähigkeit, Energie und Neugierde.
Sabine Hahn, Dozentin

Als ständigen Prozess beschreibt Produzentin, Regisseurin und Dozentin Sabine Hahn die Veränderungen im Geschäft. Im Fokus stehe für sie die Anleitung zum eigenständigen Arbeiten. Das Ziel sei es Künstlerpersönlichkeiten zu entwickeln. Michael Meichßner betont, dass sich das „Genius der Regie“ gewandelt habe. Es gelte, nicht nur Anweisungen zu befolgen, sondern die eigene Reflexion mit der Rolle und den damit verbundenen Gefühlslagen zu bewerten, gar infrage zu stellen.

Der Schmale Grat, den es zu beschreiten gelte, bestünde darin, zu fordern ohne zu überfordern. „Die Sensibilität ist größer geworden“, so der Schulleiter. Dennoch müsse es klare Erwartungshaltungen seitens der Schule geben, ergänzt Hahn: „Wir übernehmen hier die Verantwortung für eine Berufsausbildung. Das bedingt, dass wir gewisse Dinge voraussetzen. Für mich sind das vor allem Ausdruckslust, Begeisterungsfähigkeit, Energie und Neugierde.“

Ich habe gelernt, über eigene Grenzen hinauszugehen, um mich besser in Situationen hineinzufühlen.
Claudio Tardio, Schauspielschüler

Zur Riege der aktuellen Auszubildenden gehören Antonia Sonntag (22) und Claudio Tardio (23). „Ich hatte das Schauspielen eigentlich nie im Sinn. Vielmehr wollte ich Maßschneiderin werden. Durch Besuche des Theaters und der Oper in Bonn war ich so begeistert, dass ich mich in der 'Schule Der Keller' zu einem Casting beworben habe. Jetzt kann ich mir nicht mehr vorstellen, hier nochmal wegzugehen“, berichtet Sonntag, die sich auf der Zielgeraden der Ausbildung befindet.

Ihr Kollege studierte Sonderpädagogik, bevor er sich für die Bühne entschied. „Ich habe hier gelernt, eigene Grenzen zu überwinden, um mich besser in Situationen hineinzufühlen. Das ist eine unglaublich wertvolle Erfahrung für mich, die mein Leben bereichert“, erklärt Tardio, der die Schule im zweiten Jahr besucht. Ihr Jubiläumsfest begehen die Kellerkinder Ende September.


www.schauspielschule.koeln