Seit einer Untersuchung von Greenpeace ist klar, dass der Rhein mit Mikroplastik verschmutzt ist.
Gefahr für Mensch und UmweltWoher kommt das Mikroplastik im Rhein?
Die Belastung von Flüssen durch Mikroplastik ist im Vergleich zu den Meeren bisher wenig erforscht. Diesem Problem nahm sich Greenpeace bereits im Herbst 2020 an, indem sie eine Mikroplastik-Untersuchung im Rhein vornahmen. In ihren 2021 vorgestellten Ergebnissen mit Namen „Nicht sauber, sondern Rhein“ stellen sie fest: In jeder von ihnen genommenen Probe, insgesamt 250 Stück, findet sich Mikroplastik. Einer Ursache, wie Mikroplastik in den Rhein gelangt, ist die Kölner „Krake“ nun auf den Grund gegangen.
Müllfalle fischt viel Plastikgranulat ab
„Uns ist aufgefallen, dass wir sehr viel Plastikgranulat in unserer Müllfalle finden“, erzählt Jan Odenthal. Er ist zweiter Vorsitzender der Krake. Dabei handelt es sich um Kölns größte ehrenamtliche Müllsammel-Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Rheinufer und Kölns Grünflächen von Müll zu befreien.
Seit September 2022 sammeln sie außerdem mit der „Rheinkrake“ Müll aus dem Fluss. Denn jeden Tag schwimmt im Rhein etwa eine Tonne Müll in die Nordsee und das wollen sie reduzieren. Dafür haben sie zwei Fangkörbe zwischen zwei Schwimmkörpern befestigt und diese entgegen der Fließrichtung geöffnet.
Kügelchen gelangen über Gullys in die Kanalisation
Auf der Suche, was der Grund für die hohen Mengen von Mikroplastik im Rhein und damit auch in der Müllfalle sein könnte, stieß die Krake auf den Greenpeace-Bericht. „Darin steht die Situation, wie sie jetzt im Niehler Hafen ist, genauso schon drinnen“, sagt Odenthal. Denn die vorgestellten Ergebnisse zeigen eine erhöhte Konzentration von Mikroplastik-Pellets in Köln-Niehl und zwischen Deutzer Brücke und Hohenzollernbrücke. Der Bericht erwähnt außerdem hohe Mengen an Mikroplastikgranulat auf und zwischen den Pflastersteinen am Niehler Hafen.
„Da stehen hunderte Säcke auf Paletten gestapelt“, so Odenthal. Denn von dort aus verschickt unter anderem das Logistikunternehmen Karl Schmidt Spedition die Mikroplastikpellets. Der Vorsitzende der Krake, Christian Stock, hat sich die Situation gemeinsam mit dem WDR vor Ort angeschaut und festgestellt, dass sich die Plastikkügelchen nicht nur auf dem Boden befinden, sondern auch in den Gullys und damit in die Kanalisation gelangen. Und auch im Hafenbecken stießen sie auf die weißen Kunststoffkügelchen, die durch Regen oder Wind ins Wasser gelangen.
„Es muss eine weitere Quelle geben“
„Dadurch, dass der Niehler Hafen südlicher ist als unsere Müllfalle, kann das nicht der Grund für das Plastik in der Müllfalle sein“, erklärt Odenthal und ergänzt: „Wir können mit Sicherheit sagen, dass es eine weitere Quelle geben muss, an der Mikroplastik in den Rhein gerät. Eigentlich müssten es sogar zwei sein und es muss im Raum Köln sein.“
Denn die Krake sammelt den Müll nicht nur ein, sondern sie führen gemeinsam mit der Universität Bonn ein Monitoring durch. Mithilfe eines Klassifikationsschemas sortieren und dokumentieren sie die Funde. Die Analyse der Zusammensetzung der Mikroplastikpellets unterstützt diese Vermutung.
Auch für den Menschen weitreichende Folgen
Der Leiter des Lagermanagements der Logistikfirma Karl Schmidt Spedition sieht dies ähnlich. „Wir vermuten einen Mitarbeiterfehler bei der Verladung der Ware oder der Kontrolle der Fläche“, sagt er und betont: „Die Ware als solche ist komplett verschlossen und mit einer Haube zusätzlich geschützt.“ Im losen Zustand werde mit dem Mikroplastik nicht gearbeitet. „Eine Säuberung des Geländes hat bereits stattgefunden“, fügt er hinzu.
Mikroplastik im Rhein hat nicht nur weitreichende Folgen für Natur und Tiere, sondern auch für Menschen. „Das Granulat sieht aus wie Fischfutter, das heißt kleinere Fische fressen Mikroplastik, diese werden von größeren Fischen gefressen und dann angeln wir sie und essen Mikroplastik“, erklärt Jan Odenthal.
Außerdem bündeln die Plastikkügelchen Giftstoffe. „Die meisten Giftstoffe sind wasserabweisend und suchen sich Oberflächen, an denen sie sich festsetzen können. Teilweise wird an den Pellets dann eine tausendfach höhere Konzentration an Giftstoffen festgestellt als im umliegenden Wasser“, so Odenthal. Und auch die Klärwerke können zumeist nur einen Teil der Kügelchen aus der Kanalisation filtern.