Das Handwerkerinnenhaus in Köln soll mehr Mädchen und junge Frauen fürs Handwerk begeistern. Am Donnerstag besuchte Ministerin Mona Neubaur das Haus in Nippes.
Ministerin Neubaur im HandwerkerinnenhausWie Mädchen und Frauen in Köln fürs Handwerk begeistert werden sollen
In dem Werkraum, in dem normalerweise gehobelt und gesägt wird, gab es am Donnerstag hohen Besuch. Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) und Andreas Ehlert, Präsident vom Handwerk NRW, kamen ins Handwerkerinnenhaus nach Nippes. Dort ließen sie sich die Arbeit des Vereins erklären und durften auch selbst Hand anlegen.
Durchs Handwerk lernen Schülerinnen und Schüler den Sinn der Schulfächer
Das Handwerkerinnenhaus richtet sich an junge Mädchen und Frauen, um sie fürs Handwerk zu begeistern. Dafür arbeiten die Mitarbeiterinnen eng mit Schulen aus der Umgebung zusammen und kümmern sich auch um Schülerinnen, die kein Interesse mehr am Unterricht haben. Durchs Handwerk sollen sie herausfinden, was ihre Stärken sind und was zu ihnen passt.
„Dann erschließt sich einem auch zum Beispiel die Sinnhaftigkeit von Mathematik, weil ich weiß, ohne werde ich das jetzt nicht in Millimeter umrechnen können“, sagt Mira Sin. Sie ist geschäftsführende Vorständin im Verein Handwerkerinnenhaus Köln, der hinter dem Projekt steckt. Seit 35 Jahren engagiert sich der Verein für mehr Gleichberechtigung. Die Schülerinnen können hier Ferienkurse machen oder unterrichtet werden.
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Handwerkerinnen und Handwerker werden gebraucht
„Wir brauchen die Handwerkerinnen und Handwerker, die die Energiewende umsetzen“, sagt Mona Neubaur. „Handwerksberufe werden oft hauptsächlich mit Männern assoziiert. Im Handwerkerinnenhaus wird deutlich: Das Handwerk ist selbstverständlich auch weiblich.“ Gemeinsam mit Andreas Ehlert durfte sie auch selbst ein Häuschen aussägen und bauen, an dem später mit einem Magneten Schlüssel befestigt werden können.
„Handwerk macht glücklich und befähigt, Unternehmer des eigenen Lebens zu werden und sich in die Gesellschaft einzubringen“, sagt Ehlert. „Wir brauchen deshalb alle Menschen im Handwerk.“ Er erinnert auch daran, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass Frauen nachts nicht arbeiten durften. „Da braucht es eine Bewusstseinsveränderung in der Bevölkerung.“ Bei vielen Themen wie der Energie, Mobilität, Gesundheit und Wärme bräuchte es ein starkes Handwerk.
Insgesamt besteht Zuversicht, auch wenn es Angst um die Finanzierung gibt
Auf die Gleichberechtigung im Handwerk schaut der Verein mit Zuversicht. „Die Dinosaurier sterben langsam aus, also diese alten Meister, die dann sofort sagen, das Handwerk sei doch nichts für Frauen“, sagt Christiane Lehmann, Tischlerin und Sozialarbeiterin im Handwerkerinnenhaus.
Auch der Fachkräftemangel würde für mehr Gleichberechtigung sorgen, auch wenn Lehmann findet, dass das eigentlich nicht der Grund sein dürfte. „Es soll ja eine Selbstverständlichkeit werden.“ Am liebsten würde sie mit der Begeisterung und Werbung fürs Handwerk schon in Kindertagesstätten und Grundschulen anfangen.
Wegen der klammen Haushaltskasse der Stadt Köln steht der Verein aber auch unter Druck. Eigentlich ist ein Anbau geplant. „Uns würde es vor erhebliche Probleme stellen, wenn das wegbrechen würde“, sagt Mira Sin. Rund 23 Prozent der Finanzierung des Vereins kommen von der Stadt Köln, auf öffentliche Mittel ist man bis auf einige Stiftungsgelder zum Großteil angewiesen.