Auf dem Wilhelmplatz im Herzen von Köln-Nippes herrscht reges Treiben. Jeden Tag findet hier ein Markt statt, in Köln einmalig. Wer eine Pause vom Trubel braucht, kann sich am Kaffee-Kiosk von Marthe Berens ausruhen: An den kleinen Tischen vor dem Büdchen sitzen eine Gruppe Rentner, junge Mütter und Jugendliche – so bunt gemischt wie das Veedel eben.

Kioskbesitzerin ist eigentlich Kamerafrau

Büdchenbesitzerin Berens hat an diesem Tag viel zu tun: Die Schlange vor dem Fenster ist lang, akribisch arbeitet sie Kaffee für Kaffee ab. Die gelernte Kamerafrau ist gut drauf, denn sie lebt ihren Traum: „Ich wollte gerne etwas mit Kaffee machen. Ein eigenes Café konnte ich mir aber nicht vorstellen“, sagt die 47-Jährige.

Inzwischen hat sie viele Stammgäste. „Wenn ich durch Nippes laufe, erkenne ich sie direkt und weiß sofort, was sie üblicherweise bestellen“, erzählt Berens. „Ich denke dann: du Latte Macchiato, du Cappuccino.“ Manchmal sei sie völlig überrascht, ergänzt Berens mit einem Augenzwinkern, „wenn der Latte Macchiato plötzlich mal einen Cappuccino bestellt“.

Lokale Kooperationen mit Kaffeeröster und Bäckerei

Als sie ihren Beruf hinter der Kamera aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, stieß sie im Jahr 2013 beim Stöbern im Internet auf den kleinen Kiosk, der gerade neue Mieter suchte und war sofort begeistert. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Ilka Buchloh eröffnete Berens im Juni 2013 den Kaffee-Kiosk.

Das Duo setzte auf ein anderes Konzept als die Vorgänger: Statt bis tief in die Nacht Kölsch und Zigaretten zu verkaufen, bieten sie auf dem Wilhelmplatz Kaffee und Stullen an – und setzt dabei auf lokale Kooperationen. Die Kaffeebohnen kommen von der Rösterei „van Dyck“ aus Ehrenfeld, das Brot von der Bäckerei Adolph’s aus Weidenpesch.

Der Kaffee-Kiosk im ÜberblickAdresse: Wilhelmplatz 1a, 50733 KölnÖffnungszeiten: Mo.–Fr. 7-17 Uhr, Sa. 7-15 Uhr, So. (wenn der Flohmarkt stattfindet) 7:30-18 UhrEin Siebträger-Kaffee kostet: 2,30 EuroEine Stulle kostet: ab 4,40 Euro

Siebträger-Kaffee, Bio-Produkte und vegane Brote

„Wir brühen den Kaffee mit einer Siebträgermaschine, damit die Kunden ein gutes Produkt bekommen“, sagt Berens. Außerdem versucht sie, so gut es geht, auf nachhaltige Produkte zu setzen. Der Kaffee ist mit dem Fairtrade-Siegel ausgestattet, die Vollmilch ein Bio-Produkt und für vegane Kunden sind auch Milchalternativen erhältlich. Für einen Siebträger-Kaffee ist der Preis mit 2,30 Euro verhältnismäßig niedrig. „Für uns war klar, dass es preiswert sein soll. Wir wollen, dass jeder hier einen Kaffee trinken kann“, sagt Berens.

Der Job im Kiosk ist nichts für Langschläfer. Das Team steht jeden Tag bereits vor der Öffnung um sieben Uhr in der winzigen Küche und belegt Brote mit verschiedenen vegetarischen und veganen Zutaten. „Wir verzichten hier im Kiosk auf Fleisch“, sagt Berens. „Am Anfang haben vor allem ältere Kunden auch mal nach einem Salami-Brot gefragt, aber inzwischen haben sich alle an das Konzept gewöhnt.“

Kiosk-Tour

Warum Köln die Kioskhauptstadt Deutschlands ist

Von

Elena Kirillidis

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Seit vergangenem Sommer führt Berens das Büdchen übrigens allein – doch sie hat ein neunköpfiges Team im Rücken. Eins, das ausschließlich aus Frauen besteht. Das war nicht immer so, sondern habe sich einfach mit der Zeit so ergeben, erzählt sie. „Für uns ist das auch ganz angenehm. Wir arbeiten auf engstem Raum und haben nur eine Toilette.“

Die Serie: Am Büdchen

Die Kiosk-Kultur gehört zu Köln wie der Karneval. Grund genug also, unseren liebsten Büdchen eine eigene Serie zu widmen. Für die „Kölner Kiosk-Tour“ sind Nachwuchsreporter der Kölner Journalistenschule losgezogen und haben in jedem Bezirk die einzigartigsten Büdchen zusammengetragen. Ob Mittagstisch vom Edel-Koch, vegane Stullen oder Minigolfanlage: In unserer Sommer-Kiosk-Serie ist für jeden etwas dabei.