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Krankenhaus-DebatteVorfreude auf „Gesundheitscampus“ Merheim – trotz Bedenken

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Das Krankenhaus Merheim

Das Krankenhaus Merheim

Um den geplanten Umzug von Kinderklinik und Krankenhaus Holweide nach Merheim ging’s bei einer Diskussion der Nippeser Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung.

Mit den Plänen der städtischen Kliniken, ihre bislang drei Standorte – Kinderklinik Amsterdamer Straße, Holweide und Merheim – am Standort Merheim zu konzentrieren, sei man der Entwicklung in Bund und Land voraus, betonte Viola Recktenwald. „Mit unserem Konzept sind wir den Krankenhausreformen in NRW und von Minister Lauterbach ein Stück zuvorgekommen. Wir erleben gerade die größte Umstellung des deutschen Krankenhaus-Systems seit 20 Jahren. Es wird sich vieles ändern, aber meist nicht zum Schlechten.“

Die 29-jährige Ärztin in Weiterbildung ist seit 2020 Mitglied des Kölner Stadtrats und seit 2022 gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion. Zudem zog sie 2023 in den Aufsichtsrat der Kliniken der Stadt Köln gGmbH ein, wo sie den Platz ihres Parteikollegen Michael Paetzold übernahm.

Neuer „Gesundheitscampus“ soll in Merheim entstehen

Um die heiß debattierte Zentralisierung der städtischen Kliniken in Merheim, und um die Klinikreformen insgesamt, ging es diesmal beim Diskussionsabend der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Nippes im „Haus der Kirche“ am Baudriplatz 17. Normalerweise jeden zweiten Montag im Monat ist Programm; externe Referenten diskutieren mit den Gästen über soziale und gesellschaftliche Themen, häufig mit lokalem Bezug. „Unser heutiges Thema lässt bei vielen die Emotionen hochkochen“, kündigte Rosmarie Schwarzer, die seit 2017 die Nippeser KAB-Ortsgruppe leitet, den rund 30 Gästen an.

Laut des im Juni 2023 vom Rat beschlossenen Klinik-Zukunftskonzepts sollen die städtischen Kliniken am Standort Merheim gebündelt werden; die umziehenden Häuser kommen im dort geplanten „Gesundheitscampus“ unter, für den die städtischen Kliniken einen hohen dreistelligen Millionenbetrag investieren, sowie in einem derzeit nicht genutzten Trakt des Merheimer Klinikums, der zuvor saniert werden soll. Hiervon versprechen sich die Kliniken Synergien, geringere Kosten, modernere Räume, attraktive Arbeitsbedingungen und mehr Behandlungsqualität.

Kliniken arbeiten hochdefizitär – Land NRW unterstützt Neubau finanziell

Gegen die Pläne regt sich Widerstand; mehrere Bündnisse setzen sich für den Erhalt aller drei Häuser ein. Ein formelles Bürgerbegehren gegen den Ratsbeschluss sammelte im Herbst 2023 mehr als 12.000 Unterschriften, verfehlte damit das Quorum von rund 26.000 Stimmen aber deutlich. Eine Online-Petition gegen die Zentralisierung, ohne formelle Rechtskraft, wurde bislang mehr als 60.000 Mal unterstützt.

In jüngster Zeit erzielten die städtischen Kliniken Jahres-Fehlbeträge im Bereich zwischen 80 und 100 Millionen Euro. „Natürlich muss ein städtisches Klinikum keine Gewinne machen, auch nicht bei null landen – aber diese Verluste sind einfach zu viel“, so Recktenwald. Schon 2026 könnte der Umzug der ersten Abteilungen von Holweide in den Bestandsbau in Merheim starten; der dortige Neubau ist für 2031 geplant.

Im Dezember 2024 sagte das Land NRW 250 Millionen Euro an Fördermitteln für den Bau zu. Auch ein Ausbildungs- und ein Logistikzentrum sollen in Merheim entstehen, außerdem sei geplant, die Anbindung des Klinik-Campus zu verbessern. Für die nicht mehr benötigten Grundstücke in Riehl und Holweide wünsche sie sich den Bau von Werkswohnungen oder Pflegeeinrichtungen; hier sei jedoch noch nichts spruchreif.

Sorgen vor langen Wegen für Familien

Die Besucherin Ursula Buetgen, die sich im Aktionsbündnis „Kölner Klinikretter“ engagiert, machte auf den unterversorgten Stadtbezirk Chorweiler aufmerksam; Merheim sei von dort nur schwer zu erreichen, gerade mit Bus und Bahn. „Außerdem werden wir die Notdienstpraxis am Kinderkrankenhaus nicht halten können, denn laut Vorgabe der Kassenärztlichen Vereinigung müssen diese Praxen an ein Krankenhaus angeschlossen sein.“

Für wirkliche Notfälle könne man einen Rettungswagen bestellen, entgegnete Recktenwald; ansonsten falle die zusätzliche Fahrzeit angesichts der normalen Wartezeiten in der Notaufnahme kaum ins Gewicht. Außerdem seien es derzeit die rechtsrheinischen Familien, die lange Wege hätten. Derzeit müssten ferner, wenn es nach einer Geburt Komplikationen gebe, die Neugeborenen von der Geburtsstation in Holweide zur Kinderklinik gebracht werden; diese Wege fielen zukünftig weg.