Die bisherige Gustav-Nachtigal-Straße in Nippes könnte nach Emily und Rudolf Manga Bell, Martin Dibobe oder Mohamed Husen benannt werden.
NamensfindungDrei Vorschläge für Umbenennung der Gustav-Nachtigal-Straße in Nippes
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Die Gustav-Nachtigal-Straße in Nippes (Archivbild)
Copyright: Uwe Weiser
Die grundsätzliche Entscheidung ist gefallen, nun geht es auf die Namenssuche: Für die geplante Umbenennung der Gustav-Nachtigal-Straße im Nippeser Afrikaveedel hat die Bezirksvertretung Nippes drei Vorschläge unterbreitet.
Als neue Namenspaten kämen demnach Emily und Rudolf Manga Bell, Martin Dibobe und Mohamed Husen in Betracht; weitere Ideen aus der Bürgerschaft sind aber möglich. Den gemeinsamen Antrag von Bündnis 90 / Grünen, Gut & Klimafreunden sowie den zwei nunmehr parteilosen früheren FDP- und Linken-Vertretern beschloss das Stadtbezirks-Parlament einstimmig. Das Zentral-Namensarchiv der Stadt möge die Vorschläge prüfen.
Schicksale bedeutender Afrikaner im deutschen Kolonialkontext
Rudolf Duala Manga Bell war der König des Duala-Volkes in Kamerun, einer einstigen Kolonie des Deutschen Reiches. Mit seiner Frau Emily hatte er sich gegen die Vertreibung seines Volkes aus ihrem angestammten Siedlungsgebiet gewehrt; er wurde 1914 wegen Hochverrats erhängt und fortan zum Märtyrer des Widerstands gegen die Kolonialherren.
Bayume Mohamed Husen, einst Kindersoldat in der „Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika“, zog 1929 nach Berlin. Wegen einer Beziehung zu einer deutschstämmigen Frau inhaftierten ihn die Nazis 1941 im KZ Sachsenhausen, wo er drei Jahre später starb.
Martin Dibobe, der 1896 als Objekt einer „Völkerschau“ aus Kamerun nach Berlin kam, engagierte sich für Menschenrechte in den deutschen Afrika-Kolonien; 1922 reiste er mit seiner Familie nach Afrika zurück. Die nunmehr französisch-britische Verwaltung verweigerte ihm die Einreise nach Kamerun, die Spur der Familie verlor sich in Liberia.
Umbenennungs-Beschluss fiel im November 2024
Im November 2024 hatte die Bezirksvertretung sich mehrheitlich dafür entschieden, die nach dem früheren Reichskommissar für Westafrika benannte Straße umzubenennen. Bei der Umbenennung von Carl-Peters- und Lüderitzstraße in Namibia- und Usambarastraße im Jahr 1991 war Nachtigals Name noch erhalten geblieben.
„Ich freue mich, dass so viele den Antrag mitunterstützen“, so Marc Urmetzer, der als parteiloser früherer FDP-Vertreter letztmals an einer Sitzung teilnahm. „Wir wollen die Diskussion mit diesem Antrag aufgreifen. Besonders wichtig ist es uns, die Öffentlichkeit mit zu beteiligen, aber wir wollen die Vergangenheit kontextualisieren – also sie nicht auslöschen, sondern sie ins Positive wenden.“
Mit den Vorschlägen wolle man eine Richtung setzen, so Bezirksbürgermeisterin Diana Siebert (Grüne): „Bei der Umbenennung von Wissmann- und Gravenreuthstraße in Ehrenfeld wurden etwa Mickymaus, Erich Mielke oder Gerd Müller als Namenspaten vorgeschlagen. Dem wollen wir hier vorbeugen.“